Fußball

Hoeneß holt Querkopf nach München Sammer soll Sehnsucht erfüllen

Die Hand drauf: Matthias Sammer und Uli Hoeneß wollen es miteinander versuchen.

Die Hand drauf: Matthias Sammer und Uli Hoeneß wollen es miteinander versuchen.

(Foto: dapd)

Als gute Freunde gelten Uli Hoeneß und Matthias Sammer nicht gerade. Doch der Bayern-Präsident holt den Querkopf nach München, um die Gefahr aus Dortmund abzuwehren und die alte Siegermentalität wiederzubeleben. Eine erneute Frustsaison kann der FC Bayern nicht noch einmal ertragen.

Es war klar, dass der FC Bayern München die vergangene Bundesligasaison nicht so ohne Weiteres auf sich sitzen lassen würde. Als der VfB Stuttgart 2007 den Titel anstatt des Rekordmeisters gewann, verpflichteten die Münchner Franck Ribéry und Luca Toni, um die Machtverhältnisse in Deutschland schnell wieder gerade zu rücken. Als 2009 der VfL Wolfsburg die Unverschämtheit besaß, vor den Bayern Erster zu werden, kanalisierten sie ihre Wut in den 25-Millionen-Euro-Transfer von Mario Gomez. Die beiden zurückliegenden Meisterschaften von Borussia Dortmund bedeuten für jahrelangen Branchenprimus allerdings eine viel größere Gefahr als die Zufallstreffer der Stuttgarter und Wolfsburger: Seine Markführerschaft steht auf dem Spiel.

. Der soll als neuer Sportdirektor die Sorgen der Bosse Uli Hoeneß und Karlheinz Rummenigge zerstreuen und die Aura des Erfolges zurück nach München bringen. "Auf Dauer habe ich keine Lust, immer Platz zwei zu belegen", hatte Hoeneß Mitte Mai nach der bitteren Niederlage im Endspiel der Champions League geklagt. Der Bayern-Präsident muss zuletzt sehr gelitten haben. Jetzt erwählte er in Sammer ausgerechnet einen, mit dem er in der Vergangenheit nicht immer gut Freund gewesen ist, und der ihn bereits als Spieler von Borussia Dortmund oft geärgert hat.

Querkopf mit Profil

Sammer ist außerdem ein unbequemer Querdenker, der die Konfrontation mit seinen Chefs nicht scheuen wird und als sturer Kopf gilt. Ähnliches galt für Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal, mit denen Hoeneß Schiffbruch erlitten, und denen er unfreundliche Worte nach dem Ende ihrer Tätigkeit hinterher gerufen hatte. Hoeneß geht also erneut das Risiko ein, binnen kurzer Zeit auf einen neuen starken Mann zu setzen, der durch seine emotionale und konsequente Art lästig werden kann. Doch Hoeneß will und braucht einen Sportdirektor mit Profil, der mit seiner undiplomatischen Art verhindert, dass alle im Verein einschlafen. Denn Sammers Vorgänger Christian Nerlinger kann getrost als profillos bezeichnet werden.

Mann ohne Profil: Christian Nerlinger scheitert beim FC Bayern.

Mann ohne Profil: Christian Nerlinger scheitert beim FC Bayern.

(Foto: dapd)

In seiner dreijährigen Amtszeit war kaum zu erkennen, ob er dem Klub etwas Eigenes geben kann. Es fehlten überraschende Transfers oder eine Persönlichkeit, an der sich die Konkurrenz reiben konnte – für das Selbstverständnis der Bayern eigentlich eine Grundvoraussetzung. Nerlinger schaffte es nie, aus dem Schatten von Uli Hoeneß, der als Manager sein Vorgänger war, herauszutreten. Wie bemerkte der frühere Bayern-Präsident Franz Beckenbauer doch so treffend: "Wenn der Uli in seinem Büro ist, dann gehen doch alle zum Uli und laufen an Nerlingers Büro vorbei." Dabei will Hoeneß am liebsten kürzertreten und nur noch auf seinem Tribünenplatz sitzen und das Spiel genießen.

Persönlichkeit der Spieler fördern

Mit Sammer soll das nun gelingen. Der 44-Jährige etablierte seit 2006 als Sportdirektor des DFB auch gegen große Widerstände zahlreiche Strukturen in der Jugend- und Trainerausbildung. Dazu gehörten auch der Ausbau der Jugendleistungszentren und die Persönlichkeitsförderung von Spielern. Laut Hoeneß mangelt es den Bayernspielern von heute daran. Nach dem verlorenen Elfmeterschießen im Champions-League-Finale gegen Chelsea klagte er, dass es keinen Jens Jeremies mehr gebe, der "etwas erzwingen will" wie im gewonnen Finale von 2001. Sammer soll seine eigene Willenskraft und Unbedingtheit, die ihn als Profi auszeichneten, auf die Bayernspieler übertragen. Er soll ihnen quasi das oft bezeichnete Bayern- oder auch Jeremies-Gen zurückbringen, das sich durch Siegermentalität und Opferbereitschaft auszeichnet.

Dazu erhält Sammer in München eine große Machtfülle und steigt zudem in den Vorstand auf. Er soll auch dabei helfen, die Jugendarbeit beim FC Bayern neu zu strukturieren. In Zukunft soll langfristig ein erfolgreiches Spielsystem mit hohem Wiedererkennungswert entwickelt werden. "Ich will konzeptionell arbeiten, eine Philosophie entwickeln und umsetzen", sagte Sammer. So wie er bei der deutschen Nationalmannschaft gearbeitet hat oder bei Meister Borussia Dortmund gearbeitet wird. Denn die Meisterschale des BVB soll in der kommenden Saison wieder in die Vitrine des FC Bayern wandern. Nicht schon wieder wollen die Verantwortlichen in München auf den Titel eines Konkurrenten reagieren müssen.

Quelle: ntv.de

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