Abgang mit gesenktem Kopf Schaefer bleibt nicht Köln-Trainer
19.04.2011, 15:47 Uhr
Frank Schaefer will den FC in der nächsten Saison nicht mehr trainieren.
(Foto: dapd)
Frank Schaefer gibt sein Amt als Trainer des 1. FC Köln am Saisonende wieder auf. Ausschlaggebend ist, dass Interna aus der Kabine an die Medien lanciert wurden und über seinen Glauben diskutiert wurde. Sportlich ist Schaefer unumstritten. Einen Plan B hat der Klub angeblich nicht.
Der Überlebenskampf im Haifischbecken Fußball-Bundesliga hat Frank Schaefer zermürbt. Verbittert und innerlich zerrissen von der "Maulwurfaffäre" und den Diskussionen über sein Privatleben hat der Trainer des 1. FC Köln nach nur einem halben Jahr aufgegeben. "Gründe im persönlichen Bereich" nannte er im Geißbockheim für seinen Rücktritt zum Ende der laufenden Spielzeit: "Ich hatte das Gefühl, dass ich den Verein belaste - deshalb bin ich zum Präsidium gegangen."
Immer wieder hatte er in den vergangenen Tagen erklären müssen, ob sein christlicher Glaube für einen Bundesliga-Trainer hinderlich sei. Selbst aus seinem ehemaligen Bibelkreis wurden Personen zitiert. Zudem sickerten aus der Mannschaftskabine Interna an die Presse durch - Frank Schaefer nutzte deshalb die Pressekonferenz auch dazu, um den Spielern die Leviten zu lesen.
"Die letzten sechs Monate waren sehr intensiv und haben mich viel Kraft gekostet, vor allem durch die Intensität, mit der ich diesen Job lebe", sagte der 47-Jährige: "Mit meiner Entscheidung will ich einen Grundstein dafür legen, dass das Team im Kampf um das Erreichen des Klassenerhaltes keine Ausreden mehr hat." Dann ging er mit gesenktem Kopf.
Bosse ohne Plan B
Der Vereinsbosse waren fassungslos und gestanden ein, "keinen Plan B" zu besitzen, obwohl sich der Abschied seit Tagen abgezeichnet hatte. "Ich habe nicht für möglich gehalten, dass jemand private Gründe nennt, um diesen Job aufzugeben", sagte Präsident Wolfgang Overath: "Wir haben alles versucht, Frank davon zu überzeugen, dass er der Beste für den 1. FC Köln ist." Vergeblich: "Wir hatten keine Chance."
Sportdirektor Volker Finke bezeichnete Schaefers Entschluss als "sehr mutig und außergewöhnlich". Dann beeilte er sich hinzuzufügen: "Ich stehe definitiv nicht als Trainer zur Verfügung." Die Vermutung lag nahe, schließlich hat Finke ja einst aus dem Strandkorb heraus den SC Freiburg zu großen Erfolgen dirigiert - und, wie bereits geschrieben, es fehlt ja der Plan B. Nicht zuletzt hatte Finke mit dazu beigetragen, Schaefers Glauben zum öffentlichen Thema zu machen - wohl auch, um einen Entscheidung zu erzwingen.
Trotzdem versicherte er nun: "Wir haben mit noch niemandem gesprochen." Als Kandidat für die Nachfolge Schaefers, der dem FC höchstwahrscheinlich als Trainer der U23 erhalten bleibt, gilt vor allem Michael Skibbe. Angeblich weilte er am Freitag bereits zu Vertragsgesprächen in Köln. Dies aber wurde nun dementiert.
Neuer Schäfer gesucht
Im vergangenen Oktober war der damalige U23-Coach Schaefer nach der Entlassung von Zvonimir Soldo zum Cheftrainer der Profis befördert worden. "Mein ursprünglicher Wunsch war, nach dem Klassenerhalt in Ruhe zu entscheiden, wie es für mich beim FC Köln weitergeht. Aufgrund der Entwicklungen der letzten Spiele waren die Diskussionen um meine Vertragssituation störend für unser Ziel - das Ganze hat meinen Entscheidungsprozess beschleunigt", sagte er.
Nun suchen die Geißböcke einen neuen "Schäfer" - und das sogar im doppelten Sinne, denn Frank Schaefer schien mit seiner ruhigen und sachlichen Art perfekt zum hektischen 1. FC Köln zu passen. Für die Bundesliga aber war er anscheinend nicht hart genug. Man könnte auch sagen: Er wollte nicht einfach nicht hart genug sein.
Quelle: ntv.de, dpa/sid