Fußball

Der Neue beim 1. FC Köln Schaefer weckt Podolskis Stärke

Zwei Spiele, zwei Siege. Das ist die bislang makellose Bilanz des neuen Kölner Trainers Frank Schaefer. Lukas Podolski blüht förmlich auf, der schon fast abgeschriebene Milivoje Novakovic explodiert, die jungen Spieler spielen plötzlich konstant. Schaefer ist für den 1. FC Köln ein Heilsversprechen.

Es läuft wieder: Lukas Podolski.

Es läuft wieder: Lukas Podolski.

(Foto: dapd)

Der 1. FC Köln hat seit einer Woche einen neuen Trainer. Sollte Trainer Frank Schaefer erfolgreich bleiben (dürfen), könnte er zu einer dieser Fußballgeschichten werden, die sich Anhänger des Klubs noch in Jahrzehnten erzählen. Der in der Stadt geborene Blondschopf trainiert seit einer gefühlten Ewigkeit Jugendmannschaften im Verein. Vor 28 Jahren stieg er ein, seit seinem zehnten Lebensjahr ist er beim FC. Ein großer Teil der jungen Spieler im jetzigen Profikader hat seine Mannschaften durchlaufen, so wie Taner Yalcin, Lukas Podolski oder Adil Chihi. Aus der Mannschaft heißt es, der Neue könne mit den jungen Spielern besonders gut.

Zwar musste im Pokal gegen den Zweitligisten 1860 München und am Geburtstag Schaefers noch ein Schultertor von Martin Lanig helfen, um die Mannschaft zu wecken. Danach jedoch war der Klassenunterschied deutlich zu sehen, das Team gewann 3:0. Vor der Partie hatte Schaefer denkbar wenig Zeit für die Vorbereitung: einen Tag. Bei der Bundesligapartie gegen den Hamburger SV war die Truppe von Beginn an wach. Freistoß von Lukas Podolski, Tor Milivoje Novakovic, die frühe Führung. Auch das zweite Tor war eine Koproduktion der beiden Stürmer. Und einen dritten Treffer legte der Slowene noch oben drauf. Am Ende stand es 3:2 für Schaefers neues Team. Vorbereitung: drei Tage.

Neue Harmonie im Sturm

Novakovic hatte mit Podolski nach dessen Rückkehr im Sommer 2009 kaum harmoniert. Das Ego, schrieb der Boulevard, mache dem slowenischen Torjäger zu schaffen. Doch nach der Verbannung auf die Bank unter Ex-Trainer Soldo durfte "Novagol" wieder mitspielen – und erzielte prompt drei Tore, so viele wie noch nie in einem Spiel für Köln. Trainer Schaefer sagte danach, es habe auch "Gespräche zu dritt" gegeben. Man möchte fast glauben, der Gute habe sich seinen Ex-Schützling Podolski geschnappt, sei mit ihm und Novakovic in den Sandkasten gehüpft und hätte zur Versöhnung ein bisschen Backe-backe-Kuchen mit den beiden Stürmern gespielt.

Der Neue ist eigentlich ein Alter: Frank Schaefer.

Der Neue ist eigentlich ein Alter: Frank Schaefer.

(Foto: dpa)

Spaß beiseite: Außer den Beteiligten weiß wohl niemand etwas über die Details dieses offenbar mehrmaligen Austauschs. Nahe liegt, dass er sie in die Pflicht genommen hat, die Mannschaft gemeinsam zu führen, auch wenn der Kapitän offiziell Youssef Mohamad heißt. Podolski rennt und ackert. Er reizt die Gegenspieler, auch das gehört zum Profifußball. Und er vergisst dabei seine Hauptaufgabe nicht: In der Offensive wirbeln. Dass er dabei mit Novakovic effektiv zusammenarbeitet ist etwas, das in Köln nach Podolskis Rückkehr zum FC viele erhofft, aber bis zum Trainerdebüt von Schaefer niemand gesehen hat.

Wenn Frank Schaefer in Köln an der Seitenlinie steht, sieht das nach Bundesliga aus. Nicht nach der Bundesliga, die das Kölner Publikum seit Amtsantritt Soldos zu sehen bekam. Sondern permanentes Pressing, eine klare Raumaufteilung, regelmäßige Balleroberungen im Mittelfeld und aggressive, häufig anspielbare Spitzen. Auch Nägelkauen des Trainers, wie man es bei Soldo mitunter gesehen hat, wird bei dem erfahrenen Schaefer wohl nicht vorkommen, dafür ist er zu lange im Geschäft.

Meier mit dem Gespür

Der Beginn der Geschichte von Frank Schaefer ist aber auch eine von Manager Michael Meier. Der 1. FC Köln hat kein Geld, über 20 Millionen Euro Schulden drücken den Traditionsklub. Große Sprünge vor der Saison waren so nicht möglich, am Rhein hoffte man stattdessen auf Talente wie den technisch starken Adam Matuschyk im defensiven Mittelfeld, Linksverteidiger Stephan Salger oder auch Mittelfeldmann Christian Clemens. Besonders Clemens machte gegen den Hamburger SV auf sich aufmerksam und leitete zwei Tore mit seinen Aktionen in der Mittelfeldzentrale entscheidend ein. Einer seiner Trainer in der Jugend: Frank Schaefer.

Mit dem neuen Coach hat der FC nun zwei Mal in Folge im eigenen Stadion ein Pflichtspiel gewonnen. Schaefer schaffte damit in zwei Spielen, was sein Vorgänger Zvonimir Soldo in fast eineinhalb Jahren nicht gelang. Christoph Daum stand noch an der Linie, als dem 1. FC Köln zuletzt eine solche Mikro-Heimserie starten konnte. Auch Daum wurde in den 1980er Jahren aus dem eigenen Jugendbetreuerstab auf den Chefsessel der Profis gesetzt. Manager damals: Michael Meier. Gelinde gesagt hätte niemand in Köln etwas dagegen, wenn Frank Schaefer ähnlich erfolgreich arbeiten würde. Ob die Klubführung ihn lässt, ist offen.

Quelle: ntv.de

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