Euphorie beim Tabellenführer Schalke feiert Kuranyi
28.03.2010, 13:31 UhrDank Kevin Kuranyi und der Stuttgarter Schützenhilfe können die Schalker sich den Traum vom ersten Meistertitel seit 52 Jahren aus eigener Kraft erfüllen. Nur Trainer Felix Magath wiegelt ab. Motto: Nächsten Samstag die Bayern schlagen – und dann mal schauen.
Kevin Kuranyi versetzt Fußball- Schalke in einen vor-meisterlichen Rausch und bringt Joachim Löw in Zugzwang. Kann der Bundestrainer bei der WM auf Deutschlands erfolgreichsten Torjäger verzichten? Die Antwort gab der von Löw Verbannte mit seinem persönlichen Rekord von jetzt 17 Bundesliga- Saisontreffern eigentlich selbst: Löw kann nicht. Auf der Tribüne der mit 30.210 Zuschauern ausverkauften BayArena gaben die Fans des neuen Tabellenführers Spielbeobachter Löw einen guten und unüberhörbaren Rat: "Jogi, mach' die Augen auf", skandierten sie.
Kuranyi, der sich "in der besten Zeit meiner Karriere" fühlt, trumpfte mit seinem Doppelpack (11./27. Minute) zum 2:0 (2:0) in Leverkusen ganz groß auf: Seine meisterliche Darbietung beim nie gefährdeten Erfolg lässt Schalke an den ersten Titel seit 1958 glauben. Auf Begnadigung indes hat Kuranyi wenig Hoffnung. "Das ist eine Entscheidung, die ein Mensch getroffen hat. Und nur dieser Mensch kann das ändern", ließ der in seiner Laufbahn noch nie so zielsichere Angreifer nach seinem 109. und 110. Erstliga-Treffer verlauten.
Ovationen für den einst Ungeliebten
Es gab Ovationen für den auf Schalke einst Ungeliebten, der seinen Anhängern und sich selbst Mut zusprach: "Vorwärts Schalke - kämpfen und siegen", rief er ihnen zu. Und genoss das aktuelle Dasein in vollen Zügen: "Es ist natürlich ein super Gefühl für mich, mit den Fans zu feiern. Ich hatte auf Schalke ja nicht nur leichte Zeiten." So leicht wie im Moment waren sie nie, seit der jetzt 28-Jährige nach seiner eigenmächtigen "Flucht" vom Nationalteam am 11. Oktober 2008 bei Löw in Ungnade fiel.
Bad in der Menge: Nun lieben die Schalker Fans ihren Kevin.
(Foto: dpa)
Schalke-Coach Felix Magath hielt sich bedeckt, einen Tipp für Löw gab er nur indirekt: "Ich freue mich für Kevin, dass er so gut drauf ist und so gut trifft." Doch er sei kein Bundestrainer: "Das kann nur derjenige entscheiden." Ohnehin hielt sich der "Magier", der nach dem Meister-Coup mit Wolfsburg nun Gleiches mit der Schalker Rasselbande anstrebt, mächtig zurück: "Schalke ist nicht der Titelfavorit." Mit den Bayern könne der Club "eigentlich nicht mithalten". Einen Lukas Schmitz oder einen Christoph Moritz könne man nicht mit einem Mark van Bommel oder Bastian Schweinsteiger vergleichen.
"Wenn wir die Bayern schlagen …"
Und doch will Magath mit den Bayern, die nach dem 1:0 im Pokal- Halbfinale am Karsamstag erneut Schalke-Gast sind, "die Klingen kreuzen". Die große Möglichkeit, den Konkurrenten von der Isar nach dessen 1:2-Pleite gegen Stuttgart auf Abstand zu halten, möchte sich Magath nicht entgehen lassen. "Wenn wir die Bayern schlagen, hätten wir schon Chancen", ließ sich der 56-Jährige immerhin entlocken. Also doch Meister? "Wir haben den einen oder anderen Vorteil." Und oben zu bleiben? "Natürlich hat der FC Bayern etwas dagegen", sagte der ehemalige Münchner Meistermacher mit Blick auf den Gipfel.
Auch der neben Kuranyi überragende U 21-Nationalspieler Benedikt Höwedes warnte vor verfrühter Euphorie: "Wir haben noch nichts erreicht und bleiben bei unseren Zielen." Der internationale Wettbewerb soll es sein, und der ist so gut wie sicher.
Herbstmeister Bayer dagegen wird immer unsicherer. Nach der ersten Heimniederlage seit dem 25. April 2009 (0:1 in Düsseldorf gegen Karlsruhe) musste Trainer Jupp Heynckes neidlos den "hochverdienten Sieg" der Gäste anerkennen. Leblos, ohne Esprit - so chancenlos war die Werkself selten. "Oben einzugreifen - das ist jetzt fast unmöglich", hielt Heynckes fest. Leverkusens Abwehrchef Sami Hyypiä war geknickt: "Jeder muss in den Spiegel schauen und sich fragen, was er besser machen kann - für sich und die Mannschaft."
Quelle: ntv.de, Dietmar Fuchs, dpa