Fußball

Elfmeterdrama gegen Porto Schalke holt ein Pünktchen gegen die Krise

Waaaaas?! Elfmeter? Naldo, empört.

Waaaaas?! Elfmeter? Naldo, empört.

(Foto: dpa)

Dabei hätten sie doch so gerne auch einmal gewonnen: Die Schalker fühlen sich nach dem Remis gegen den FC Porto zum Start in die Champions League um den Sieg betrogen. Sie wissen: Das Ende der Krise war das dennoch nicht.

Dass die Fußball-Champions-League auf Schalke zu Gast war, spürte jeder in und um die Arena. Dass es aber zunächst vornehmlich um die Garderobe des Gelsenkirchener Trainers ging, überraschte Domenico Tedesco dann doch. "Danach bin ich in den vergangenen Tagen schon mehr als zwanzig Mal gefragt worden", hatte er gesagt und bekannt, dass er dem Anlass entsprechend feines Tuch tragen werde. So betrat er an diesem Dienstagabend das Stadion in der international üblichen Anzugskluft, während seine Spieler das textmarkergrüne Trikot, das beim samstäglichen Bundesligaspiel in Gladbach wenig Spielglück bescherte, gegen das übliche königsblaue Hemd eintauschten.

Hadert: Domenico Tedesco, Anzugträger.

Hadert: Domenico Tedesco, Anzugträger.

(Foto: imago/Uwe Kraft)

Gebracht hat auch das aber letztlich wenig. Nach dem 1:1 (0:0) gegen den FC Porto beim ersten Spiel nach der Rückkehr in die europäische Königsklasse weitet sich die Krise beim Traditionsklub zwar nicht unbedingt aus. Sie ist aber nur auf den Samstag vertagt, wenn der FC Bayern München zu Gast sein wird. Zumindest bis dahin dürfte Tedesco weitgehend unbehelligt weiterarbeiten dürfen. So lag der Schwerpunkt in der Fragerunde danach nicht mehr bei modischen Aspekten, sondern auf der inhaltlichen Analyse.

"Wenn man gegen Porto einen Punkt holt, sollte man eigentlich zufrieden sein", sagte der Trainer nach den wenig ansprechenden 90 Minuten. "Aber wenn man sieht, wie dieses Ergebnis zustande kam, ist das schon bitter für uns." Er haderte damit, dass dreieinhalb Jahre nach dem 4:3 bei Real Madrid die Rückkehr auf die internationale Bühne eben nur teilweise gelang. Mitverantwortlich dafür war nach Einschätzung aller, die es mit dem Gastgeber hielten, der Unparteiische. Jesus Gil Manzano aus Spanien hatte in der zwölften Minute einen strittigen Handelfmeter gegen Naldo gepfiffen, den Torhüter Ralf Fährmann gegen Alex Telles aber abwehrte. Eine Viertelstunde vor dem Ende der Partie zeigte Manzano nach einer Minimalberührung von (erneut) Naldo gegen Portos Angreifer Moussa Marega erneut auf den Punkt.

Gymnasiast, beim Pfuschen erwischt

Diesmal nutzte der FC Porto die Chance und glich durch Otavio die Schalker Führung aus der 64. Spielminute wieder aus. Breel Embolo hatte zuvor nach schönem Konter über Nabil Bentaleb, Suat Serdar und Weston McKennie die Führung erzielt und unter den 45.775 Besuchern in der nicht ausverkauften Arena für Galastimmung gesorgt. Tedesco, sonst eher zurückhaltend, war sauer. "Den ersten Elfmeter kann man geben", sagte er und sprach von einer "50:50-Entscheidung". "Aber wenn ich den pfeife, dann darf ich den zweiten einfach nicht mehr geben." Auch Naldo konnte beide Entscheidungen nur schwer verstehen und sagte angesichts der Fernsehbilder, er habe seine Hand "wirklich nicht weit vom Körper gehabt" und in der zweiten Szene "kaum eine Berührung gespürt. Dabei wirkte er wie ein Gymnasiast, der beim Pfuschen erwischt worden war.

Auch der Manager sprach lieber über die beiden Elfmeter als über die erneut nicht überzeugende Leistung der Mannschaft. In der Mixed Zone stellte Christian Heidel die zweite Elfmeterszene kurzerhand für die Journalisten nach, als gelte es, weitere Überzeugungsarbeit zu leisten. Sein Fazit war gespalten. "Jetzt, um kurz nach elf, ärgere ich mich über das Ergebnis", sagte Heidel, der sich sicher war, dass "heute der Videobeweis eingegriffen hätte", gäbe es ihn in der Champions League. "Morgen aber freue ich mich dann über die kämpferische Leistung des Teams. Die haben alles rausgehauen. Mehr geht nicht."

So überwog das Gefühl, dass für die Gelsenkirchener, bei denen übrigens Sebastian Rudy auf der Bank blieb, mehr drin gewesen wäre - weil der Tabellenzweite der vergangenen Saison am Ende noch Chancen hatte, zu gewinnen. Schalke, das spürte man, wollte sich den Lohn für das abholen, was sie in der vergangenen Saison geleistet haben. So aber ist die Bilanz nach fünf Spielen dürftig. Drei Niederlagen in der Bundesliga und einem Remis in der Champions League steht ein Sieg aus der ersten Runde des DFB-Pokals beim 2:0 in Schweinfurt gegenüber. Der Trainer griff sich am Ende des Abends das Positive heraus. "Wir haben nach der zweiten Halbzeit in Gladbach heute einen weiteren Schritt gemacht", sagte Tedesco, der zustimmte, dass seine Mannschaft sich allmählich der Form der Vorsaison nähert. Mag sein, aber vorläufig wird er sich weiterhin dem Krisenmanagement widmen müssen.

Der zarte Aufwärtstrend soll nun am Samstag fortgesetzt werden. Da wartet mit dem Deutschen Serienmeister aus München (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) der nächste Brocken, und es droht die vierte Niederlage am vierten Bundesliga-Spieltag. "Wir gehen aber dennoch nicht aufs Feld und machen so", sagte Heidel, der dabei die Hände zum Himmel streckte wie jemand, der sich ergibt. Die nötige Courage für das Spiel gegen die Bayern hätten sich seine Jungs heute selbst geholt. Noch einmal Heidel: "Wir werden immer stärker."

Quelle: ntv.de

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