Fußball

"Fünf oder sechs Totalausfälle" Schalke kriselt sich in die Saison

Gescheitert: Die Schalker im Pokal, gegen einen Drittligisten.

Gescheitert: Die Schalker im Pokal, gegen einen Drittligisten.

(Foto: dpa)

Auf Schalke brennt nach der Pokal-Schmach in Dresden der Baum. Die Verantwortlichen müssen sich harte Fragen gefallen lassen: Fehlt dem Trainer die richtige Aufstellung, den Spielern die richtige Einstellung - oder dem Team die Klasse?

Als Jens Keller vor die Kameras treten musste, um die 1:2-Pokalschmach seiner Schalker zu erklären, fand der oft um diplomatische Töne bemühte Coach überraschend deutliche Worte: "Wir hatten fünf oder sechs Totalausfälle. Wir müssen einige Dinge aufarbeiten und analysieren. Das ist eine riesige Enttäuschung." Wohl wahr. Nach der zähen Vorbereitung war davon auszugehen, dass die Partie beim Drittligisten kein Selbstläufer wird. Dass sich der Revierclub aber auf diese Art und Weise aus dem ersten Wettbewerb verabschiedet, damit hatten wohl selbst blau-weiße Schwarzmaler nicht gerechnet.

Kevin-Prince Boateng soll der Anführer der Schalker sein. In Dresden ging er nicht voran.

Kevin-Prince Boateng soll der Anführer der Schalker sein. In Dresden ging er nicht voran.

(Foto: dpa)

Wer sich den blutleeren Auftritt der Schalker anschaute, wunderte sich über das Ergebnis allerdings nicht. Die Hintermannschaft glich teilweise einem Hühnerhaufen, im Aufbauspiel leistete sich die Keller-Elf zu viele einfache Fehler und nach vorne ging wenig bis gar nichts. Wenn gar nichts klappt, kommt man in einer Pokalpartie über den Kampf ins Spiel - doch dafür waren sich die Schalker offenbar zu schade. Als Felipe Santana einmal beherzt zulangte, war er so ungeschickt, das im Strafraum zu tun. Elfmeter Dresden, Führung Dynamo, für die "Knappen" der Anfang vom Ende.

Es wäre ungerecht, die Niederlage an Santana auszumachen, aber Kritik muss hier erlaubt sein. Anstatt seinen Gegenspieler Luca Dürholtz ungestüm von den Beinen zu holen, hätte er zumindest versuchen können, den Dresdner abzulaufen. "Diese Situation muss man ganz anders lösen", schimpfte Manager Horst Heldt, der nach dem Spiel zwar noch nicht von einer Krise sprechen wollte, aber auch weiß: "Es ist klar, dass es durch das Aus nicht entspannter wird. Wir wollten weit kommen, jetzt sind wir in der ersten Runde ausgeschieden. Das ist mehr als ärgerlich."

Choupo-Moting und Sam enttäuschen

Was den Verantwortlichen zugutegehalten werden muss, ist die Tatsache, dass sie mit Blick auf die lange Verletztenliste nicht nach Ausreden gesucht haben. Keine Frage, Schalke hatte in der Saisonvorbereitung einen Nackenschlag nach dem anderen zu verkraften, aber Keller hat mit Ausnahme seiner WM-Fahrer Benedikt Höwedes und den erst in der zweiten Halbzeit eingewechselten Julian Draxler seine beste verfügbare Truppe aufgestellt. Mit dabei waren unter anderem Hochkaräter wie Kevin-Prince Boateng, Max Meyer, Klaas-Jan Huntelaar sowie die Neuzugänge Sidney Sam und Eric Maxim Choupo-Moting.

Und so muss sich auch Heldt die Frage gefallen lassen, ob er richtig eingekauft hat. Der Manager hatte von "punktuellen Verstärkungen" gesprochen, "die Schalke nach vorne bringen werden". Davon war in Dresden aber nichts zu sehen. Während sich Choupo-Moting immerhin noch das Prädikat "stets bemüht" anheften konnte, legte Sam ein miserables Pflichtspiel-Debüt für seinen neuen Arbeitgeber hin. Zahlreiche Ballverluste, schwaches Zweikampfverhalten, kein Durchsetzungsvermögen - in dieser Form ist der Rechtsaußen für Schalke keine Verstärkung.

Titeltraum als schlechter Witz

Weil Jefferson Farfan (Knie-OP) und auch Leon Goretzka (Muskelbündelriss) noch länger ausfallen werden, wird Schalke aber mit der Mannschaft in die Saison gehen müssen, die in Dresden enttäuschte. Es darf davon ausgegangen werden, dass Keller aus der Pokal-Blamage gelernt hat und lieber auf einen Höwedes setzt, der noch nicht in Form ist, als auf einen Santana, dessen Leistungen amateurhaft sind. Doch wird das allein Schalke helfen, die eigenen Ansprüche in Bundesliga und Champions League zu erfüllen? Zweifel sind angebracht.

Die Einschätzung mancher Experten, die "Königsblauen" könnten in dieser Saison ein Wörtchen um den Titel mitreden, wirkt nach dem ersten Spiel wie ein schlechter Witz. Geht auch der Bundesliga-Auftakt mit dem Gastspiel in Hannover und den folgenden Partien gegen die Bayern und in Gladbach in die Hose, muss Heldt von einer Krise sprechen. Weil er das in Dresden noch tunlichst vermeiden wollte, kam die Frage nach Keller auf, dessen Vertrag nach der Saison ausläuft. Dazu Heldt: "Wir werden in aller Ruhe einen Zeitpunkt finden und uns dem Thema annehmen" - und es geht schon wieder los.

Quelle: sport.de

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