Kein Alibi für Tel Aviv Schalkes lästige Dienstreise
02.11.2010, 13:17 UhrChampions League soll eigentlich Freude machen. Doch die beschwerliche Reise nach Tel Aviv traten die Schalker Profis mit wenig Lust an. Zu sehr steckt die dramatische Situation im Bundesliga-Keller nach dem 0:1 gegen Leverkusen in den Köpfen.

Und jetzt auch noch Champions League: Schalkes Edu nach der Niederlage gegen Leverkusen.
(Foto: dapd)
Normalerweise sind Spiele in der Königsklasse willkommene Glanzlichter, doch angesichts der bedrohlichen Situation in der Bundesliga verkommt die Partie bei Hapoel Tel Aviv zur lästigen Pflichtnummer. Mit wenig Lust und Sorgen im Gepäck sind die Profis des FC Schalke 04 am Montag nach mehr als vierstündigen Flug am sonnigen Mittelmeer gelandet, wo heute ab 20.45 Uhr das Champions-League-Spiel beim israelischen Meister ansteht.
Trainer Felix Magath passt die beschwerliche Reise nicht recht in den Kram. "Ich kann mich nicht so richtig darauf freuen", räumte der Coach nach dem deprimierenden 0:1 gegen Bayer Leverkusen am Samstag ein. "Trotzdem werden wir versuchen, Kraft zu tanken für die Partie am Freitag gegen St. Pauli. Die ist sicher wichtiger als das Champions-League-Spiel."
Bundesliga hat Vorrang
Auch wenn die Bundesliga Priorität habe, sei das keine Entschuldigung für eine schwache Leistung in Tel Aviv, ergänzte Magath. Mit seiner Aussage vom Samstag wolle er der Mannschaft "kein Alibi" liefern. "Jeder weiß, dass wir hier eine gute Chance haben, einen großen Schritt Richtung Achtelfinale machen können. Und ich bin überzeugt, dass sich alle voll reinhängen."
Gleichwohl steckt dem Tabellen-17. die laut Magath "belastende Situation" in den Köpfen. Statt um den Titel zu spielen, droht in der Liga ein langer und beschwerlicher Abstiegskampf. Abwehrchef Christoph Metzelder, der nach dem 0:1 gegen Bayer "ratlos" war, hob die Bedeutung des Spiels in Israel für den Verlauf der kommenden Wochen hervor: "In unserer Lage dürfen wir uns keine Niederlage mehr leisten, egal in welchem Wettbewerb. Jetzt ist jeder Sieg wichtig, und jede Niederlage gefährlich für uns."
Auch Benedikt Höwedes will die Chance nutzen, Selbstvertrauen zu tanken: "Die Champions League ist ein anderer Wettbewerb. Wir sollten die Punkte mitnehmen und uns dann auf St. Pauli konzentrieren", forderte er. Er hofft auf den "positiven Effekt, dass wir nach schlechten Bundesliga-Spielen in der Champions League immer eine Reaktion gezeigt haben".
"Am besten wir gewinnen hier"
In der Tat konnte Schalke in der Königsklasse bisher überzeugen. Insbesondere bei den Heimsiegen gegen Benfica Lissabon (2:0) und Hapoel (3:1), mit denen sich das Magath-Team als Tabellen-Zweiter in der Gruppe B eine gute Ausgangsbasis schuf, zeigten Raúl und Co. ihr anderes Gesicht. Allerdings gab es danach in der Liga mit dem 1:2 in Nürnberg und dem 0:0 in Frankfurt jeweils neue Rückschläge. "Bisher haben wir die Champions League immer genutzt, um Selbstvertrauen zu tanken, und es dann drei Tage später nicht genutzt. Deswegen weiß ich gar nicht, was ich mir wünschen soll", sagte Magath: "Am besten wir gewinnen hier und dann auch in der Bundesliga."
Anders als Schalke feierte das Team von Trainer Eli Gutmann mit dem 3:2 gegen Hapoel Beer Sheva in der Liga eine gelungene Generalprobe. Da Magath den verletzten Linksverteidiger Lukas Schmitz (Verletzung der Hüftbeugemuskulatur) ersetzen muss und das Experiment mit "Aushilfsverteidiger" Ivan Rakitic gegen Bayer voll daneben ging, erhält im Bloomfield-Stadion wohl Neuzugang Sergio Escudero auf der linken Abwehrseite eine Chance. Der 2,8-Millionen-Euro teure Spanier hat bislang nur 45 Minuten im DFB-Pokal in Aalen gespielt, ist noch ohne Bundesliga-Einsatz. Trotzdem will Magath das Wagnis eingehen: "Er hat in den letzten Wochen sehr gute Fortschritte im Training gemacht. Er hat es verdient, das jetzt auch im Spiel zu zeigen."
Hapoel Tel Aviv – FC Schalke 04, 20.45 Uhr
Tel Aviv: Enyeama - Kende, Badier, da Silva, Ben Dayan - Vermouth, Toama, Yadin, Zehavi - Tamuz, Sahar
Schalke: Neuer - Uchida, Höwedes, Metzelder, Escudero - Kluge - Farfan, Rakitic - Jurado - Raul, Huntelaar
Schiedsrichter: Frank De Bleeckere (Belgien)
Quelle: ntv.de, Ulli Brünger, dpa