Fußball

Löws Hilfssheriff macht Scherze Schneider nimmt Fußballzwerg Gibraltar ernst

Bislang mit einer eher schlechten Bilanz: Co-Trainer Thomas Schneider.

Bislang mit einer eher schlechten Bilanz: Co-Trainer Thomas Schneider.

(Foto: dpa)

Es gibt keine Kleinen mehr im Fußball? Dann kennen Sie Gibraltar nicht. Die deutschen Fußballer versichern dennoch, den Gegner in der EM-Qualifikation ernst zu nehmen. Auf dass Assistent Thomas Schneider nicht ins Zweifeln gerät.

Am Ende hat Thomas Schneider die Sache noch mit etwas Humor gerettet. Aber wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Gibraltar spielt - und das wird am Freitag in Nürnberg der Fall sein -, dann gerät eine Pressekonferenz des DFB in Gefahr, zum absurden Theater zu mutieren. "Wir nehmen den Gegner absolut ernst", sagte der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw in Berlin. Er meinte tatsächlich Gibraltar. Und nicht etwa die spanische Mannschaft, gegen die es am Dienstag nächster Woche beim freundschaftlichen Jahresabschluss geht.

Hector darf sich Hoffnungen machen

Die Premiere gegen Gibraltar wird wahrscheinlich zur Premiere von Jonas Hector. Ob der Kölner Linksverteidiger im EM-Qualifikationsspiel am Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Nürnberg gegen Gibraltar in der Startelf oder als Einwechselspieler zum Einsatz kommt, ist offen. Assistenztrainer Thomas Schneider erklärte jedoch, dass "insbesondere Hector einen sehr guten Eindruck hinterlassen" habe. Der 24 Jahre alte Hector würde damit der 43. deutsche Nationalspieler des 1. FC Köln.

Auch bei Lars Bender vom Erzrivalen von der anderen Rheinseite hat der Verteidiger Eindruck gemacht: "Selbst als Leverkusener darf ich sagen, dass er ein anständiger Junge ist."

Immerhin steht er mit seiner Ernsthaftigkeit nicht alleine da. Lars Bender und Karim Bellarabi, die beiden Leverkusener im Team, hielten sich an die verbale Marschroute Schneiders und bemühten sich ebenfalls, dem Gegner eine gewisse Bedeutung zukommen zu lassen. Bender hatte sich vor der WM im Trainingslager in Südtirol eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel zugezogen und deshalb den Triumph in Brasilien verpasst. Das war bitter, aber: "Ich freue mich umso mehr, dass ich jetzt wieder dabei bin." Sein Plan für Freitag: "Für mich ist klar, dass wir relativ schnell ein Tor machen müssen." Aber: "Wir dürfen keinen Gegner unterschätzen." Gibraltar? Absurd.

Ein Spezialist für schnelle Treffer saß praktischerweise gleich nebenan. Auch Bellarabi, schnellster Torschütze der Bundesliga-Geschichte, hielt sich an die Schneidersche Sprachregelung, sprach dann aber: "Drei Punkte sind Pflicht. Wir sind der Favorit und werden das auch klarstellen." Hört, hört. Da lehnt sich aber jemand aus dem Fenster.

"Hinter dem, was wir uns vorgenommen haben"

Zur Einordnung: Gibraltar, das ist ein Landstrich am Südzipfel der Iberischen Halbinsel, 29.000 Menschen wohnen dort, also fast 15.000 weniger, als am Freitag im ausverkauften Frankenstadion sein werden. Der Fußballverband des Landes, die Gibraltar Football Association (GFA), wurde zwar schon 1885 gegründet, Mitglied der Uefa ist sie aber erst seit 2013. Der Weltverband Fifa hingegen will von der GFA nichts wissen. In bisher drei EM-Qualifikationspartien kassierte Gibraltar 17 Tore: 0:7 gegen Polen, 0:7 gegen Irland, 0:3 gegen Georgien. Und Schneider sagt: "Wir wissen, dass das eine Mannschaft ist, die durchaus strukturiert gegen Ball arbeitet."

Gut, er hat auch gesagt, dass die DFB-Elf sich "die drei Punkte schnappen" wolle. Was auch sonst? "Wir sind ganz klar hinter dem, was wir uns vorgenommen haben." Will heißen: Nach einem Sieg gegen Schottland, einer Niederlage in Polen und einem Unentschieden gegen Irland stehen die deutschen Weltmeister in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich in ihrer Gruppe D mit vier Punkten nur auf Platz drei. Und das heißt auch: Mit Schneider läuft es nicht. Seine Premiere als Hilfssheriff und Nachfolger des seit September als Sportdirektor des DFB fungierenden Hans-Dieter Flick erlebte er in Warschau bei der Niederlage gegen Polen, es folgte das 1:1 gegen Irland in Gelsenkirchen. Die Bilanz ist also noch ausbaufähig.

Andersherum: Wenn’s gegen Gibraltar nicht mit einem Sieg klappt, wann dann? "Ich bestehe darauf, dass wir am Freitag gewinnen. Sonst muss ich mir auch Gedanken über meine Arbeit machen." Müssen wir erwähnen, dass er gelacht hat, als er das sagte? Vorhang zu.

Quelle: ntv.de

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