Nur einen Haken hat die Sache Schweinsteiger DFB-Kapitän? Passt schon
02.09.2014, 14:53 Uhr
Ohne den FC Bayern läuft in der DFB-Elf nichts: Bastian Schweinsteiger, nun Kapitän.
(Foto: imago/ActionPictures)
Den Respekt seiner Kollegen und auch des Gegners hat er sich längst verdient. Nun führt Bastian Schweinsteiger auch ganz offiziell die DFB-Elf an. Eine gute Wahl. Das Problem ist nur: Nicht selten ist der neue Kapitän verletzt.
Das ist mal eine gute, eine vernünftige Entscheidung. Bastian Schweinsteiger folgt Philipp Lahm als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Das Amt bleibt also in bayrischer Hand. Hätte Bundestrainer Joachim Löw allerdings die Münchner Manuel Neuer oder Thomas Müller, Sami Khedira von Real Madrid oder den Dortmunder Mats Hummels gewählt, also einen der vier Spieler, die nun den Mannschaftsrat bilden, wäre das eine ebenso gute und vernünftige Entscheidung gewesen. Kurzum: Passt schon.
Das führt direkt zu der Frage: Was macht eigentlich ein Kapitän? Manager Oliver Bierhoff hatte ja gestern behauptet: "Prinzipiell wird die Position immer ein bisschen überbewertet." Vor dem Hintergrund, dass die DFB-Elf nicht zu Unrecht für sich reklamiert, die wichtigste Mannschaft des Landes zu sein, kann er das nicht ganz ernst gemeint haben. Viel mehr Ehre geht nicht im deutschen Sport, das weiß nicht zuletzt Bierhoff, dessen Job es nicht zuletzt ist, die Bedeutung der Weltmeister im kollektiven Bewusstsein zu verankern.
Klassensprecher statt Leitwolf
Dass der Bundestrainer die Wahl zwischen mindestens fünf Spielern hatte und er mit keinem falsch gelegen hätte, ist kein Hinweis auf die Beliebigkeit seiner Entscheidung. Es ist vielmehr so, dass genau das diese Mannschaft so stark macht. Das DFB-Team hat nicht einen Führungsspieler, nicht einen Leitwolf, diese Zeiten sind spätestens seit Michael Ballack vorbei. Klassensprecher Philipp Lahm hat seit der WM 2010 vorgelebt, wie es geht: Eine Mannschaft funktioniert auf diesem hohen Niveau nur noch, wenn mehrere, im allerbesten Fall alle Spieler Verantwortung übernehmen. Das hat die WM in Brasilien gezeigt. Und einer ist der Kapitän, der mit einer Extra-Portion Machtbefugnis vorangeht.
Abseits aller Eitelkeiten hat diese Position eine ganz praktische Seite: Der Spielführer darf vor dem Anpfiff mit dem Chef des Gegners am Mittelkreis den Wimpel tauschen. Kleiner Scherz, obwohl das natürlich stimmt. Was aber niemand unterschätzen sollte: Der Kapitän spricht mit dem Bundestrainer über Taktik und Aufstellung, er ist das Gesicht der Mannschaft außerhalb des Rasen und er verhandelt in Namen seiner Kollegen mit dem DFB über die Prämien. Und wer Bastian Schweinsteiger beim WM-Finale in Rio de Janeiro gesehen hat, wie er beim Erfolg gegen die Argentinier über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit hinausgegangen ist, der weiß: Dieser Mann ist auf dem Platz ein Vorbild, der sich abseits seiner spielerischen Klasse mit seiner Willenskraft den Respekt seiner Kollegen und den Respekt des Gegners verdient. Wenn er denn spielt.
Denn das könnte gleichzeitig der einzige Haken an der Sache sein. Bastian Schweinsteiger ist verletzt, wie so oft in den vergangenen Jahren. Im Testspiel am Mittwoch in Düsseldorf gegen Argentinien trägt Torhüter Manuel Neuer die Binde, er wird das auch am Sonntag drauf in Dortmund gegen die Schotten tun, wenn es um den ersten Schritt auf dem Weg in Richtung Europameisterschaft geht, die im Sommer 2016 in Frankreich stattfindet. Die Frage ist, wie hoch der Preis ist, den Bastian Schweinsteiger dafür zahlen muss, dass er die Signale seines Körpers monatelang mit Schmerzmitteln unterdrückt hat. Aber erst einmal ist er - der Kapitän. Das ist eine gute, eine vernünftige Entscheidung.
Quelle: ntv.de