Fußball

Zweifel pflastern seinen Weg Schweinsteiger will den ganz großen Triumph

"Eine große Persönlichkeit und als Führungsspieler akzeptiert": Bastian Schweinsteiger.

"Eine große Persönlichkeit und als Führungsspieler akzeptiert": Bastian Schweinsteiger.

(Foto: imago sportfotodienst)

Bastian Schweinsteiger dürfte gegen Schweden sein 100. Länderspiel bestreiten - als dritter Spieler einer Generation, die den deutschen Fußball verändert hat. Aus dem Hallodri im Pool ist ein Staatsmann im Trainingsanzug geworden.

Am Anfang war die Sache mit der Whirlpool. Es war Sommer und Bastian Schweinsteiger noch der Schweini - der um zwei Uhr nachts mit einer jungen Dame im Trainingszentrum des FC Bayern beim Baden erwischt wurde. Den durch die Alarmanlage herbeigerufenen Sicherheitskräften soll der 18 Jahre alte Jungprofi gesagt haben: "Es war meine Cousine, der ich den Profi-Trakt zeigen wollte."

Zehn Jahre und 98 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft später ist aus dem Bayernjüngling mit Haarfarbenfaible längst der Staatsmann im Trikot geworden, der sich seiner Bedeutung als einer der besseren Fußballer des Landes bewusst ist, nachdem er schon lange nicht mehr den Hallodri an der Außenlinie gibt, sondern zum Gestalter und Antreiber im Zentrum des Spiel gereift ist. Und das auch ausstrahlt, wenn er bei Interviews betont überlegt und langsam spricht und gerne bei kritischen Fragen missbilligend ins Nichts starrt. Dem "Playboy" erklärte er seine Metamorphose so: "Früher fuhr ich um halb zehn zum Training, und um halb zwölf lag ich wieder zu Hause am Pool. Heute bin ich eine Stunde vorher da, pflege mich. Weil ich weiß, wie wichtig mein Körper ist. Das versuche ich auch jungen Spielern zu vermitteln. Aber ich sage auch: Jungs, lebt trotzdem, genießt es, jung zu sein."

Im DFB-Team versteht sich Schweinsteiger weiter als einer der Anführer.

Im DFB-Team versteht sich Schweinsteiger weiter als einer der Anführer.

(Foto: dpa)

Bastian Schweinsteiger erlebt mit seinen 29 Jahren, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, die erfolgreichste Phase seiner Karriere. Ob er es genießt, wissen wir nicht. Zumindest gehört es zu seiner Karriere, dass er mehr als jeder andere seine unbestreitbaren Verdienste rechtfertigen muss und immer wieder diskutiert wird, ob nicht doch ein anderer besser sei. Der Dortmunder Ilkay Gündogan zum Beispiel. Ob er der Belastung von mehr als 60 Spielen im Jahr körperlich noch standhalte, nachdem er sich im vergangenen Jahr durch die Europameisterschaft gequält hat und überhaupt häufig verletzt ist. Ob er beim FC Bayern nicht verzichtbar sei, nachdem Philipp Lahm seine Position als Sechser vor der Abwehr übernommen hat.

"Den ganz großen Triumph holen"

Und wenn Joachim Löw nun zum wiederholten Male sagt, Bastian Schweinsteiger sei "eine große Persönlichkeit und als Führungsspieler akzeptiert", heißt es gleich, seine sportliche Qualität habe der Bundestrainer aber nicht gelobt. Dabei hat er mit dem FC Bayern in der vergangenen Saison alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Sein wichtigster Sieg war der im Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund. Die Journalisten wählten ihn zum Fußballer des Jahres. Und endlich konnte niemand mehr sagen, er sei zwar ein Guter - nur gewonnen habe er international noch nichts. Chefchen war gestern.

Nun will er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister werden. Was nicht nur für ihn die Krönung wäre. "Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft Erfolg hat, dass wir die Entwicklung weiterführen und es dann auch schaffen, den ganz großen Triumph zu holen." Erst einmal aber müssen er und seine Kollegen heute in Köln (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) ihr Qualifikationsspiel gegen Irland zumindest ein Remis erreichen, um auch ganz bestimmt im nächsten Jahr in Brasilien dabei zu sein.

Generation, die Deutschlands Fußball verändert hat

Es ist, nachdem er zwölf Testspiele in Serie abgesagt hatte, Bastian Schweinsteigers erstes Länderspiel seit knapp sieben Monaten, seit dem 3:0 in Kasachstan im März. Und sein 99. insgesamt. Aller Voraussicht nach wird er dann am Dienstag zum Abschluss in Solna gegen Schweden die 100 vollmachen. Nach Lukas Podolski und Philipp Lahm als dritter Spieler einer Generation, die den Fußball in Deutschland verändert hat. "Es ist etwas Besonderes. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist eine Zahl, die einen auch mit Stolz erfüllt."

Seit dem 6. Juni 2004 ist er dabei, sein Debüt gab er zusammen mit Lukas Podolski im letzten Testspiel vor der Europameisterschaft in Portugal. Rudi Völler hatte den damals 19 Jahre alten Bastian Schweinsteiger eingeladen. Ein mühsamer Beginn einer von Zweifeln begleiteten Laufbahn. Die Partie in Kaiserslautern verlor die DFB-Elf gegen die von Lothar Matthäus trainierten Ungarn mit 0:2. Und bei der EM schied die Mannschaft bereits in der Vorrunde aus. Heute sagt Bastian Schweinsteiger: "Man denkt an die Anfangszeit zurück, an die ersten Länderspiele und die Entwicklung bis hierher. Ich hoffe, es kommen noch viele Länderspiele dazu." Ansonsten gibt er sich betont gelassen: "Ich bin jahrelang dabei. Ich weiß, was man zu tun hat."

Quelle: ntv.de

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