Fußball

Mönchengladbach zeigt’s den Großen Selbstverständlich Spitzenklasse

Die Fohlen grüßen wieder aus den oberen Regionen der Tabelle.

Die Fohlen grüßen wieder aus den oberen Regionen der Tabelle.

(Foto: dpa)

Gladbach trotzt dem Deutschen Meister aus Dortmund einen Punkt ab und etabliert sich in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga. Für ein Team, das vergangene Saison fast abgestiegen wäre, ist das eine kleine Sensation. Trotzdem gehen die Beteiligten ganz selbstverständlich mit dem Erfolg um.

Am Ende war es still. So still, wie 54.047 Zuschauer in einem Fußballstadion sein können, wenn sie nicht recht wissen, ob sie sich freuen oder ärgern sollen. Sie hielten einen Moment inne, die Anhänger der Namenscousinen. Die Dortmunder schienen zu überlegen, ob ihre Mannschaft nicht auch dieses Spitzenspiel der Bundesliga hätte gewinnen können und das Unentschieden nur das zweitbeste Ergebnis war. Die Mönchengladbacher in der Nordkurve gegenüber wirkten, als könnten sie es noch nicht fassen, dass ihr Team nun tatsächlich bei den Großen oben mitspielt und auch an einem Nachmittag, an dem nicht alles bestens läuft, dem Deutschen Meister ebenbürtig ist.

Der verletzte Reus hatte auf der Tribüne seinen Spaß.

Der verletzte Reus hatte auf der Tribüne seinen Spaß.

(Foto: dpa)

Vielleicht haben sie sich aber auch nur gemeinsam geärgert, dass , einen Punkt vor dem BVB und den Gladbachern auf Platz drei. Doch dann war es wieder laut, so laut, wie Fans in einer ausverkauften Arena sein können, wenn sie nach dem Schlusspfiff feiern, weil das, was sie gesehen haben, richtig gut war. Ihre Lieblingsmannschaften hatten sich zuvor in einer hochklassigen, intensiven und stimmungsvollen Partie getrennt, ohne dass eine Entscheidung gefallen wäre.

Klopp kann mit Remis leben

Robert Lewandowski brachte die Gäste aus Westfalen mit einem Kopfball nach einer Ecke von Mario Götze fünf Minuten vor der Pause in Führung, Mike Hanke glich für die Gastgeber vom Niederrhein in der 72. Minute aus. Unentschieden, 1:1 in der Partie des Deutschen Meisters gegen den Fast-Absteiger der vergangenen und der Überraschungsmannschaft der laufenden Saison. Das eigentlich Erstaunliche an den Borussen aus Mönchengladbach aber ist, dass sie ein Remis gegen den Tabellenführer unaufgeregt und nahezu selbstverständlich hinnehmen.

Lewandowski brachte den Meister in Führung.

Lewandowski brachte den Meister in Führung.

(Foto: dpa)

Sie haben auch ohne den verletzten Nationalspieler Marco Reus gut gespielt, aber nicht besser als der Gegner. Sie lagen zurück und Dortmund war dem zweiten Tor näher als sie dem Ausgleich. Aber sie spielten weiter ihr Spiel, hielten den Ball länger in ihren Reihen als die Gäste, begingen nur halb so viele Fouls, gewannen mehr Zweikämpfe und pflegten das Kurzpassspiel, bis endlich der unermüdlich rackernde Hanke den Ball an Roman Weidenfeller vorbei ins Tor schoss und so den Punkt rettete. Am Ende empfanden alle Beteiligten das Remis als gerecht.

Auch die Dortmunder, die mehr Grund gehabt hätten, sich zu ärgern. Trainer Jürgen Klopp formulierte das so: "Falls es den Beweis gebraucht hätte, was ich nicht glaube, dann war heute festzustellen, dass Gladbach einfach da oben hingehört, eine überragende Saison spielt - und auch einen richtig guten Ball." Was ein Trainer einer Spitzenmannschaft so sagt, wenn er auswärts bei einer Spitzenmannschaft immerhin nicht verliert, auch "wenn wir aus dem Spiel heraus die größeren Möglichkeiten hatten". Weil dabei aber nicht mehr als ein Tor heraussprang, bilanzierte Klopp: "1:1, weiter geht’s."

Favre beweist breite Brust

Und Lucien Favre? Trat auf wie ein Trainer einer Spitzenmannschaft, die zu Hause gegen eine Spitzenmannschaft unentschieden gespielt hat. Und nicht wie der Trainer einer Überraschungsmannschaft, die sich von vorneherein mit einem Punkt gegen eine Spitzenmannschaft begnügt. Das Lob seines Kollegen Klopp quittierte er mit gerunzelter Stirn und verkniffener Miene und sagte, als er an der Reihe war, über die erste Halbzeit: "Dortmund war klar besser." Mit dem Spiel nach der Pause war er dann aber doch einverstanden und somit unterm Strich. "Wir haben mit mehr Mut nach vorne gespielt, mit mehr Risiko, Dortmund mehr unter Druck gesetzt." Kurz: "Es war extrem schwer."

Favre nimmt sich das Recht heraus, mit einem Punkt gegen den BVB nicht vollauf zufrieden zu sein.

Favre nimmt sich das Recht heraus, mit einem Punkt gegen den BVB nicht vollauf zufrieden zu sein.

(Foto: dpa)

Das mit der Überraschungsmannschaft wollte er übrigens gar nicht abstreiten. Nur: "Die 30 Punkte haben wir uns verdient." Auch den Punkt gegen Dortmund. Weil die Gladbacher, wie Dortmunds Trainer Klopp sagte, "ihr Ding auch durchziehen". Und das zeichnet, gerade wenn sie zurückliegen, gut organisierte Spitzenteams aus. Mit der Ruhe einer Mannschaft, die weiß, dass sie etwas kann, ließen die Mönchengladbacher den Ball laufen, gerne auch in der eigenen Hälfte, in der Torwart Marc-André ter Stegen sich auf die zweitbeste Defensive der Liga verlassen kann - und umgekehrt.

Gute Aussichten auf nachhaltigen Erfolg

Gegen den BVB behielten in der Viererkette Tony Jantschke und Kapitän Filip Daems auf den Außenbahnen sowie Dante und Martin Stranzl in der Innenverteidigung die Übersicht und den Ball, als Doppelsechs taten das Roman Neustädter und Havard Nordtveit. Höhepunkt dieses Geduldspiels war der Ausgleich, dem eine nahezu brillante Kombination vorausging, gekrönt von einem feinem Pass von Raul Bobadilla in den Lauf seines Sturmpartners Mike Hanke. Die einen sagen, ein Tor wie aus dem Nichts. Die anderen wissen, dass da was hintersteckt.

Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl konstatierte jedenfalls anerkennend, "dass die Gladbacher versuchen, sehr viele Dinge fußballerisch zu lösen". Und auch wenn Sportdirektor Max Eberl noch flugs darauf hinwies, dass "wir nicht bis zum Saisonende jedes Spiel gewinnen", ist das Grund genug für die Annahme, dass Borussia Mönchengladbach sich für längere Zeit in der Spitzengruppe der Bundesliga halten wird. Und Grund genug für die Fans in der Nordkurve, einen Augenblick zu verharren - und dann richtig zu feiern.

Quelle: ntv.de

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