1. FC Köln wählt einen Präsidenten Spinner fürchtet Schlammschlacht
23.04.2012, 15:08 Uhr
"Meine Aussage als Spieler des 1. FC Köln war möglicherweise etwas voreilig": Lukas Podolski, noch beim 1. FC Köln.
(Foto: REUTERS)
Dem Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln droht mitten im Kampf um den Klassenerhalt eine Schlammschlacht. Bei der Präsidentenwahl fordert Ex-Profi Karl-Heinz Thielen das vom Verwaltungsrat favorisierte Dreigestirn um Werner Spinner heraus.
Allen Beteuerungen der Beteiligten zum Trotz, keine Schlammschlacht haben zu wollen, droht dem 1. FC Köln heute ab 19 Uhr bei der Präsidentenwahl ein heißer Tanz. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten könnte die Nachfolge des im November zurückgetretenen Wolfgang Overath erst in einer Kampfabstimmung entschieden werden. Seit Wochen wird Stimmung gemacht, auch beim 1:1 am Samstag gegen den VfB Stuttgart waren in der Fan-Kurve zahlreiche Plakate zu sehen.
"Wir respektieren einander und haben uns in die Hand versprochen, dass wir uns nicht mit Schlammklumpen bewerfen", sagte Toni Schumacher der "Bild"-Zeitung. Der Ex-Nationaltorhüter gehört als designierter Vizepräsident zum Team von Werner Spinner und Markus Ritterbach, das mit Rückendeckung des Kölner Verwaltungsrates gewählt werden soll. Den Burgfrieden hatte Schumacher mit Karl-Heinz Thielen abgesprochen. Der Ex-Profi geht mit dem von den Fans ungeliebten FC-Investor Franz-Josef Wernze und dem ehemaligen Vize-Präsidenten Bernd Steegmann ins Rennen. Schumacher, der in den vergangenen 25 Jahren in Köln eine persona non grata war, schlug zuletzt Alarm: "Das ist die allerschwerste Stunde, die der Verein durchmacht. Die Situation war noch nie so gefährlich wie heute."
"Geschlossenheit, keine Grabenkämpfe"
Thielens Chancen hatten sich schlagartig erhöht, als sich ausgerechnet Lukas Podolski für ihn ausgesprochen hatte. "Es ist immer besser, wenn die FC-Mitglieder am Montag die Wahl zwischen zwei Gruppen haben und nicht nur eine vorgesetzt bekommen. Ich würde meine Stimme dem Kölner Team Thielen geben", sagte Podolski dem "Express". Zwar musste Podolski auf Druck des Vereins zurückrudern ("Meine Aussage als Spieler des 1. FC Köln war möglicherweise etwas voreilig"), doch die Mitglieder haben den Wunsch des wohl zum FC Arsenal abwandernden Torjägers vernommen.
Bevor Thielen, der sich beim Vorsitzenden des Verwaltungsrats, Werner Wolf, eine zehnminütige Redezeit bei der Versammlung erbeten hat, jedoch zum Zuge kommen kann, müssten die Mitglieder das Team Spinner in zwei Wahlgängen durchfallen lassen. Wolf hatte eine Kandidatur Thielens zu verhindern versucht. So war Thielen eine Kandidatur als Vize-Präsident angeboten worden, die dieser abgelehnt hatte. Trotz allem geht Spinner als Favorit ins Rennen. "In den vergangenen Tagen haben wir zahlreiche Gespräche mit Mitgliedern, Fan-Gruppen und Mitarbeitern geführt. Das bestätigt unsere Entscheidung, als Vorstand des 1. FC Köln anzutreten." Der Klub brauche jetzt "Geschlossenheit, keine Grabenkämpfe". Mit dem 1:1 gegen Stuttgart und der Niederlage von Hertha BSC ist sportlich etwas Ruhe eingekehrt. Gerade noch rechtzeitig vor dem verbalen Duell um die Vereinsführung. "Ich kann nur hoffen, dass der Montag ein verantwortungsvoller Abend wird und wir zeigen können, dass der FC ein großer Klub ist", sagte Geschäftsführer Claus Horstmann. Angesichts der Brisanz im Vorfeld der Versammlung kaum mehr als ein frommer Wunsch.
Quelle: ntv.de, Patrick Storzer, sid