Rassismus-Skandal in Frankreich Steht Blanc vor dem Aus?
04.05.2011, 11:49 Uhr
Wollte eine Ausländerquote im französischen Fußball: Laurent Blanc.
(Foto: REUTERS)
Bekannt wird Laurent Blanc als Kapitän der französischen Weltmeisterelf von 1998. Alsr Kopf eines Teams, das sich zum größten Teil aus Spielern mit ausländischen Wurzeln zusammensetzt. Ausgerechnet Blanc, einst Anführer dieses Multikulti-Teams, sieht sich nun mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert.
Laurent Blanc galt als Hoffnungsträger des französischen Fußballs. Nach der verkorksten Weltmeisterschaft in Südafrika, die vom Trainingsboykott einiger Topspieler überschattet wurde, übernahm der ehemalige Trainer von Girondins Bordeaux das Amt als Nationaltrainer von Raymond Domenech. Unter Blancs Regie gelangen dem Team zuletzt sechs Siege in Folge, die "Grande Nation" war zurück in der Erfolgsspur. Nun steht der 45-Jährige am Rassismus-Pranger. Nicht ganz zu unrecht, wie es scheint.
Verband plante Begrenzung der Ausländerquote
Wie die als seriös geltende Internetzeitung "Mediapart" berichtet, wollte der französische Fußballverband FFF die Quote von Spielern mit afrikanischem oder arabischem Migrationshintergrund an französischen Sportschulen und Leistungszentren auf 30 Prozent begrenzen. An einer entsprechenden Geheimsitzung im vergangenen November soll neben Verbandsfunktionären auch Nationaltrainer Blanc teilgenommen haben. Als Beleg veröffentlichte "Mediapart" Gesprächsprotokolle des Treffens.
Anlass für das Vorhaben des Verbandes ist offiziell der unglückliche Umstand, dass viele französische Profis mit doppelter Staatsbürgerschaft bei französischen Clubs ausgebildet werden, sich dann aber dafür entscheiden, für ein anderes Nationalteam zu spielen. Ein Beispiel ist der derzeitige Top-Torjäger der Ligue 1, Moussa Sow vom OSC Lille, der für den Senegal auf Torejagd geht.
FFF und Ministerium leiten Untersuchungen ein
Während der Technische Direktor des Verbandes, François Blaquart, mit sofortiger Wirkung suspendiert wurde, wiesen FFF-Präsident Fernand Duchaussoy und Laurent Blanc die Vorwürfe zunächst umgehend zurück. "Le président", wie Blanc während seiner aktiven Zeit von den Fans genannt wurde, sprach von einer Lüge und sagte, dass er nie von solchen Plänen gehört habe. Am Samstag räumte er schließlich ein, dass einige seiner Aussagen zu Missverständnissen und Gefühlsverletzung geführt haben könnten, für die er sich entschuldigen wolle.
In den Protokollen wird Blanc unter anderem mit den Worten zitiert: "Wir produzieren in Frankreich immer den gleichen Fußballer-Prototyp: Groß, stämmig, stark. Und wer ist groß, stämmig, stark? Die Schwarzen. So ist das nun mal." Und der Nationaltrainer weiter: "Die Spanier haben mir gesagt: Wir haben keine Probleme, wir haben keine Schwarzen."
Nach diesen Äußerungen werden nun vermehrt Stimmen laut, die den Rücktritt des bis dato so erfolgreichen Nationaltrainers fordern. Gegenüber der Zeitung "Le Parisien" bekräftigte Sportministerin Chantal Juanno, dass eine Anrufung der Justiz nicht ausgeschlossen sei, "sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen". Am Dienstag begannen bereits zwei Untersuchungen der Affäre, die jeweils vom Verband sowie vom Sportministerium durchgeführt werden.
Blanc taucht unter
Besonders hart dürfte Blanc die Kritik seines Weltmeisterkollegen Liliam Thuram treffen. Der dunkelhäutige Rekordnationalspieler, der die "équipe tricolore" 1998 mit einem Doppelpack gegen Kroatien ins WM-Finale schoss, setzt sich seit Jahren für den Kampf gegen Rassismus ein. "Wenn Blanc verwickelt ist, muss er natürlich gehen", sagt der 39-Jährige. Auch ein die Fans bewerten das Verhalten Blancs als inakzeptabel: Gegenüber der Fachzeitschrift "France Foot" sprachen sich 30 Prozent der Leser für einen Rauswurf des Nationaltrainers aus.
FFF-Präsident Duchaussoy räumt indes ein, dass Blanc "sehr betroffen" sei. Dieser sagte mehrere Termine ab und tauchte im Norden Italiens unter. Eine Rückkehr als Nationaltrainer ist derzeit sehr ungewiss.
Quelle: ntv.de, tle/dpa/sid