Einzige Hoffnung gegen "arrogante" Münchner Stuttgart muss FC Bayern niederrennen
01.06.2013, 16:04 Uhr
Labbadias Laufwunder: Der VfB Stuttgart spielt nicht so gut Fußball wie andere Teams, aber er rennt und rennt und rennt.
(Foto: dpa)
Selten war ein Pokalfinale zwischen zwei Bundesligisten so wenig verheißungsvoll wie im Jahr 2013. Wenn um 20 Uhr das Endspiel in Berlin angepfiffen wird, erwarten alle Experten ein 90-minütiges Schaulaufen des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart zum Titel-Triple. Eine Chance haben die scheinbar chancenlosen VfBler aber doch.
Voraussichtliche Aufstellungen
FC Bayern: Neuer - Lahm, Boateng, van Buyten, Alaba - Martínez, Schweinsteiger - Robben, Müller, Ribéry - Gomez
VfB Stuttgart: Ulreich - Rüdiger, Tasci, Niedermeier, Molinaro - Gentner, Boka - Harnik, Maxim, Traoré - Ibisevic
Schiedsrichter: Gräfe (Berlin)
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Eigentlich ist der VfB Stuttgart im Pokalfinale gegen den FC Bayern in allen Belangen chancenlos, darin sind sich alle Experten und auch die Beteiligten einig. Zu stark und zu konzentriert eilen die Münchner auf allen drei Hochzeiten von Sieg zu Sieg, ohne auch nur einen Hauch nachzulassen. Gekrönt haben sie sich bereits am vergangenen Wochenende mit dem Triumph im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund.
Doch in einem Spiel - auch darin sind sich alle Beteiligten aus München oder Stuttgart einig - ist bekanntlich alles möglich. Vor allem, wenn der VfB nach einer enttäuschenden Saison (Platz 12 in der Liga) das macht, was ihn erst in dieses Endspiel gebracht hat: seine immense Laufstärke ausspielen.
Nur der Einsatz stimmt immer

Die Außenangreifer des VfB sind extrem schnell - und könnten die Bayern-Abwehr um Philipp Lahm in Verlegenheit stürzen.
(Foto: dpa)
Der Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia konnte man in dieser Jubiläums-Saison vieles vorwerfen: Für einen Europa-League-Teilnehmer kassierte sie zu viele Gegentore (55) und schoss selbst viel zu wenige (37). Oft wirkte das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Angriff unorganisiert, behäbig und zuweilen harmlos. Eines bewies das Team aber Woche für Woche. Die Truppe lief und ackerte, als ob es um ihr Leben geht. Wie einst Labbadia, der zu seiner aktiven Zeit als Stürmer die gegnerischen Abwehrreihen zulief, kämpfte und rannte jeder für jeden.
Keine andere Mannschaft in der Liga spulte in der abgelaufenen Spielzeit so viele Kilometer ab wie die Schwaben, 4.065 in 34 Spielen. Das macht rund 120 Kilometer pro Spiel. Zum Vergleich: Die Bayern kamen auf 3.753, nur Hannover 96 lag in dieser Wertung hinter dem deutschen Meister. Dass eine Mannschaft viel rennt, ist zwar noch lange kein Garant für Erfolg. Auch das musste das Team um Kapitän Serdan Tasci leidvoll erfahren. Doch wenn den Bayern durch aggressives Vorchecking und Zulaufen der Passwege - insbesondere des ersten Balls auf Bastian Schweinsteiger - die Lust am Spiel vergeht, sind selbst die Münchner verwundbar.
Ibisevic: "Bayern sind arrogant"
Schließlich verfügt der Underdog über schnelle Außenspieler wie Martin Harnik und Ibrahima Traore, die immer für einen überfallartigen Konter gut sind. Auch deshalb kommt ihnen nicht ungelegen, dass Bayerns Abwehrchef Dante wegen der Abberufung aus Brasilien fehlt und durch Daniel van Buyten ersetzt wird. Einem international erfahrenen Mann, der aber sicherlich nicht für seine außergewöhnliche Schnelligkeit bekannt ist.
Ob es den Stuttgartern gelingt, zu überfallartigen Angriffen zu kommen, hängt von der Verfassung der beiden defensiven Mittelfeldspieler Christian Gentner und Arthur Boka ab. "Er ist ballsicher, zweikampfstark, bringt internationale Härte mit - hat also alles, was man für diese Position braucht", sagt VfB-Manager Bobic über Boka. Das muss der gelernte Linksverteidiger gegen die Bayern im Verbund mit Gentner beweisen, damit der VfB eine Chance hat. Schafft es das VfB-Duo, die Münchner Sechser Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez in ihrer Schaffenskraft einzuschränken und das eigene Spiel schnell voranzutreiben, könnten selbst die "Super-Bayern" in Schwierigkeiten geraten.
Während sich die Verantwortlichen auf VfB-Seite vor dem Saison-Highlight kleinlaut geben, macht Stürmer Vedad Ibisevic seine Kollegen heiß. "Die Bayern sind arrogant", tönte der Bosnier, der wohl als einziger Angreifer im ausverkauften Berliner Olympiastadion auflaufen wird. Eine kleine Spitze, die beweist: Die Stuttgarter sind bereit. Bereit, um ihr Leben zu rennen.
Quelle: ntv.de, sport.de