Zu korrupt für den Korruptionsstadl Teixeira verlässt die Fifa
20.03.2012, 19:26 Uhr
Ricardo Teixeira, als "Tricky Ricky" bekannter Großganove aus Brasilien, sitzt nicht länger in der Fifa-Exekutive.
(Foto: AP)
Er galt als König der Korrupten im Fußball-Weltverband Fifa und trotzdem lange als künftiger Präsident. Nun tritt der Brasilianer Ricardo "Tricky Ricky" Teixeira, gegen den es zahlreiche Vorwürfe gibt, "unwiderruflich" aus der Fifa-Exekutive zurück. Sein langjähriger Boss Joseph Blatter, der ihn lange gedeckt hat, ist immer noch im Amt.
Im letzten Jahr prahlte Ricardo Teixeira noch damit, er könne ungestraft "jede Untat begehen, die ich will". Damals war er noch der Pate des brasilianischen Fußballs: Chef des Verbandes CBF im Land des Rekordweltmeisters, Chef des WM-Organisationskomitees LOL für die Endrunde 2014, seit 1994 Mitglied der Fifa-Exekutive und dort sogar lange Anwärter auf die Nachfolge von Joseph Blatter.
Die Posten ist Teixeira ab sofort los, jegliche Funktionärs-Perspektiven auch. Der Fußball-Weltverband bestätigte, dass der Brasilianer aus der Fifa-Weltregierung zurückgetreten ist, nachdem er in der Vorwoche schon als brasilianischer Verbandspräsident und OK-Chef zurückgetreten war. "Die Fifa hat heute die Erklärung des südamerikanischen Kontinentalverbands CONMEBOL zum Rücktritt von Ricardo Terra Teixeira als Mitglied des Exekutivkomitees der Fifa zur Kenntnis genommen", hieß es in einem dürren schriftlichen Communiqué. Teixeira hatte zuvor seinen Rücktritt aus dem Fifa-Exekutivkomitee dem CONMEBOL-Präsidenten Nicolás Leoz schriftlich mitgeteilt. Die Entscheidung aus "persönlichen Gründen" sei "unwiderruflich", hieß es.
Unzählige Untaten
Einige seiner Untaten, von denen es viele gibt und die von der Fifa stets großzügig ignoriert wurden, beschäftigen nun die Ermittlungsbehörden in seinem Heimatland. Dort wird unter anderem wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung gegen ihn ermittelt. Teixeiras Ruf in Brasilien ist längst ruiniert. Auch Steuerbetrug, Vetternwirtschaft, Empfang und Vergabe von Schmiergeldern wurden angelastet. Unstrittig ist: Seit seiner Inthronisierung als brasilianischer Fußballverbandschef 1989 hat er Macht und Millionen angehäuft.
Lange Jahre dicke Kumpel: Teixeira und Fifa-Boss Joseph Blatter, den der Brasilianer eigentlich mal beerben wollte.
(Foto: dpa)
Zudem haben Teixeira und sein ehemaliger Schwiegervater, der frühere Fifa-Präsident João Havelange, im Zuge des Korruptionsskandals um die 2001 in Insolvenz gegangene Sportvermarktungsagentur ISL/ISMM Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe erhalten. Fifa-Präsident Blatter, lange Zeit Generalsekretär unter Havelange, hat laut Fifa-Insidern von den Zahlungen gewusst, die Schädigung der Fifa aber geduldet und anschließend mitgeholfen, sie zu vertuschen.
Das belege die noch unter Verschluss gehaltene Einstellungsverfügung, die Teixeira, Havelange und die Fifa im Mai 2010 mit der Staatsanwaltschaft im schweizerischen Zug geschlossen haben, um die Namen der Schmiergeldempfänger offiziell geheimzuhalten. Die von Blatter schon für Dezember 2011 angekündigte Öffnung der Akten ist immer noch nicht erfolgt, der Zeitpunkt der Veröffentlichung bleibt offen. Maßnahmen gegen Havelange, der wegen des ISL/ISMM-Skandals aus dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zurücktreten musste, und Teixeira hat die Fifa bislang nicht eingeleitet. Nach Teixeiras Rückzug aus der Fifa scheint es auch möglich, dass sich der Fußball-Weltverband nun wie in ähnlichen Fällen zuvor einfach als nicht länger zuständig erklärt.
Immer noch Ganoven übrig
Aus dem Fifa-Exekutivkomitee, das Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge im vergangenen Jahr als "Korruptionsstadl" bezeichnet hatte, sind nun seit 2010 vier Top-Funktionäre ausgeschieden: Nach Reynald Temarii (Tahiti) und Amos Adamu (Nigeria) erwischte es im vergangenen Jahr den Ex-Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner (Trinidad & Tobago) und nun Teixeira. Der frühere Präsidentschaftskandidat Mohamed bin Hammam (Katar) ist ebenfalls suspendiert, klagt aber vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen seine lebenslange Sperre.
Schwere und konkrete Vorwürfe gibt es zudem gegen Julio Grondona (Argentinien), den Paraguayer Nicolas Leoz, Issa Hayatou (Kamerun), Worawi Makudi (Thailand) und den US-Amerikaner Chuck Blazer. Und: Auch Fifa-Boss Blatter, unter dem sich die Korruption im Fußballweltverband fast drei Jahrzehnte prächtig entwickeln konnte und dessen Wiederwahl 2011 jüngst der Europarat öffentlich angezweifelt hat, ist immer noch im Amt.
Quelle: ntv.de, cwo