Provokation vor Niedersachsen-Derby Totes Lamm begrüßt 96-Spieler
04.04.2014, 15:20 Uhr
Hannover-Fans zündeln beim Hinspiel.
(Foto: picture alliance / dpa)
Abstiegskampf plus Fanfeindschaft - das Niedersachsen-Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover wird brisant. Braunschweiger Fans sorgen mit einer makaberen Aktion für einen Tiefpunkt schon weit vor dem Spiel. Die Polizei stellt sich auf einen harten Tag ein.
Schluss mit lustig! Zum 1. April verschickte die Gewerkschaft der Polizei noch Scherzmeldungen zum angeblichen Bau eines neuen gemeinsamen Stadions in Peine-Mitte, doch nun ist allen Beteiligten das Lachen gehörig vergangen. Denn das Niedersachsen-Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 am Sonntag (15.30 Uhr/im n-tv.de-Liveticker) ist nicht nur Abstiegskampf pur, es ist auch das brisante Duell zweier Klubs, deren Fans seit Jahrzehnten verfeindet sind.
Erster makabrer Höhepunkt war am Freitag eine vermutlich von Eintracht-Anhängern initiierte, mehr als hässliche Aktion. Ein totes Lamm hing am Zaun des 96-Trainingsgeländers neben einem Schild mit der Aufschrift: "Am Sonntag geht euch Mistviechern die Luft aus." Ein Eklat, der Dirk Dufner fast sprachlos machte. "Am liebsten möchte ich dazu gar nichts sagen. Das ist völlig unter Niveau", sagte der 96-Sportdirektor sichtlich angewidert.
Mehr Polizei als beim Ruhrderby
Um weitere Eskalationen in Braunschweig konsequent begegnen zu können, werden zwei Staatsanwälte ihren gewohnten Arbeitsplatz in das Eintracht-Stadion verlegen, maximal vier Ermittlungsrichter haben an ihrem eigentlich arbeitsfreien Sonntag Bereitschaftsdienst. Und sie werden Arbeit bekommen, denn hundertprozentige Sicherkeit kann die Polizei nicht garantieren. "Aber wir werden mit vielen Beamten und Einsatzfahrzeugen präsent sein und Störungen schon im Ansatz erkennen", sagte Einsatzleiter Roger Fladung. 3300 Polizisten sind in der Löwenstadt im Einsatz, mehr als beim Pott-Derby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. 500 Ordner sollen zusätzlich die Arena absichern. Damit alle Sicherheitskräfte problemlos miteinander kommunizieren können, wird sogar extra ein mobiler Sendemast in Stadionnähe aufgestellt.
Eine weitere geplante Sicherheitsmaßnahmen kassierte das Amtsgericht Hannover: Inhaber einer 96-Auswärtsdauerkarte können nicht gezwungen werden, die Reise nach Braunschweig per organisiertem Konvoi in einem Bus anzutreten. Elf Anhänger der "Roten" hatten gegen diese Regelung geklagt. Darüber hinaus musste das Verwaltungsgericht Braunschweig über eine Klage von 96-Fans gegen das Verbot einer Demonstration am Spieltag in Braunschweig entscheiden.
"Manche Regeln gelten im Derby nicht"
Die Polizei fürchtet auch, dass gewaltbereite Fans "Verstärkung" von außerhalb bekommen. Einsatzleiter Fladung: "Es kommen möglicherweise Besucher nach Braunschweig, die mit der dortigen Fußball-Szene gar nichts zu tun haben." Die Eintracht-Anhänger beispielsweise pflegen eine Freundschaft mit den Fans des 1. FC Magdeburg, Hannovers Supporter könnten von Gruppen aus Hamburg und Bielefeld begleitet werden.
Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht kann und will seine Schützlinge nicht komplett von den Geschehnissen rund um das Spielfeld abschotten. "Sie sollen ruhig die Stimmung aufsaugen. Schließlich bereiten wir uns auf ein extremes Spiel vor. Hannover ist der große Favorit, aber wir brauchen jeden Punkt, ein Derbysieg hätte natürlich ein besonderes Geschmäckle", sagte der Coach. Mit einem Dreier könnten die Gastgeber erstmals seit mehr als einem halben Jahr wieder die direkten Abstiegsplätze verlassen. Nach drei Niederlagen hintereinander würde alles andere als ein Auswärtssieg die Gäste noch mehr in den Kampf um den Klassenerhalt hineinziehen. "Ich weiß natürlich, dass ein Derby etwas Spezielles ist, manche Regeln gelten da nicht. Wir müssen fußballerisch dagegenhalten", sagte 96-Trainer Tayfun Korkut.
Quelle: ntv.de, Andreas Frank, sid