Fußball

Stadion manifestiert Ambitionen Tottenhams BER ist endlich eröffnet

Das neue Tottenham Hotspur Stadium wird feierlich eröffnet.

Das neue Tottenham Hotspur Stadium wird feierlich eröffnet.

(Foto: dpa)

Der Bau der Arena dauerte deutlich länger als geplant, doch jetzt eröffnet Tottenham Hotspur das neue Stadion. Der Neubau steht für die hohen Ansprüche des englischen Fußballklubs. Und bestärkt Trainer Mauricio Pochettino in seinen Forderungen.

Eine knappe halbe Stunde vor dem Anpfiff testeten die Fans von Tottenham Hotspur zum ersten Mal die Akustik ihrer neuen Heimat. "Coooooooome oooooooooon youuuuuuuuuu Spuuuuuuuurs!", sangen die Zuschauer auf dem South Stand, der der Südtribüne des Dortmunder Bundesliga-Stadions nachempfunden ist. Der Gesang breitete sich im gesamten Rund aus, als hätte jemand Feuer gelegt. Ein paar Momente später war er von allen Seiten zu hören. Er klang anmutig und kraftvoll, und er hatte symbolischen Wert, irgendwie. Die Fans signalisierten, dass sie Besitz ergriffen haben von der neuen Heimat. Der Gesang war eine inoffizielle Einweihung vor der offiziellen Zeremonie.

Die Partie gegen Crystal Palace, die mit einem 2:0 für Tottenham endete, war das erste Spiel in der neuen Arena. Es war die lang ersehnte Heimkehr. Eigentlich sollte der rund eine Milliarde Pfund teure Prachtbau schon im vergangenen Frühjahr eröffnet werden, doch es gab immer wieder Probleme. Von chaotischen Zuständen auf der Baustelle war die Rede gewesen. Ständig wurde der Einzug aufgeschoben. Die Fans wurden nach eigenem Empfinden viel zu lange gefangen gehalten im Wembley-Stadion, der Übergangs-Spielstätte. Das Heiligtum der englischen Fußball-Nation ist zwar ein wunderbarer Rahmen für Pokalfinals und Länderspiele, doch für den Liga-Betrieb ist es zu groß. Die Heimatlosigkeit hat Tottenhams Saison überschattet. Der Stadion-Neubau wurde zur Londoner Variante des Berliner Problem-Flughafens BER.

Stadion zeigt Klub-Ansprüche

Entsprechend pompös wurde die Eröffnung der Spielstätte zelebriert. Vor der Partie gegen Crystal Palace wurde das Licht gedimmt, auf den gigantischen Videowänden liefen Szenen vom Abschied von der alten White Hart Lane, die an gleicher Stelle gestanden hatte bis zu ihrem Abriss 2017. Chöre traten auf, die "Tottenham Hotspur Marching Band" und der Tenor Wynne Evans. Bei den letzten Tönen gab es ein Feuerwerk auf dem Dach des Tottenham Hotspur Stadium, wie bei der Eröffnungsfeier von Olympischen Spielen oder nach einem WM-Finale. Kleiner ging es nicht.

Das Stadion erhebt sich über das Viertel.

Das Stadion erhebt sich über das Viertel.

(Foto: Action Images via Reuters)

Es ist ja auch so: Die neue Arena, mit etwas mehr als 62.000 Plätzen das zweitgrößte Stadion der Premier League nach Manchester Uniteds Old Trafford, soll ein Statement sein, ein Zeichen für Tottenhams Ansprüche. Es soll zeigen, dass sich der Verein nicht damit zufrieden gibt, ab und an in der Champions League zu spielen. Er will in den engsten Kreis von Europas Elite aufsteigen. "Du musst wie ein großer Klub denken", hatte Trainer Mauricio Pochettino am Tag vor der Einweihung gesagt und als Vergleichsgrößen den FC Barcelona, Real Madrid, Juventus und den FC Bayern herangezogen. Diese internationalen Institutionen sollen künftig der Maßstab sein.

Der Trainer wird wohl bleiben

Nach dem Sieg gegen Crystal Palace (das 1:0 erzielte der ehemalige Bundesliga-Profi Heung-min Son, für das 2:0 war Christian Eriksen zuständig) umriss der Übungsleiter aus Argentinien noch einmal die neuen Ziele des Vereins. "Was das Stadion betrifft, sind wir hier", sagte er und legte mit der Hand eine imaginäre Messlatte sehr weit nach oben. "Jetzt müssen wir auch auf dem Platz dahin kommen. Tottenham ist jetzt ein Kandidat für große Dinge", sagte Pochettino. Große Dinge, damit meinte er: Titel. Passend dazu gelang es der Mannschaft, durch den ersten Sieg in der Liga seit dem 10. Februar wieder auf den dritten Platz vorzurücken. Tottenham hat gute Chancen, zum vierten Mal nacheinander in die Champions League einzuziehen.

Damit es künftig zu mehr reicht, wird sich der Klub aus London auf dem Transfermarkt ähnlich ambitioniert zeigen müssen wie beim Stadionbau. Vorstand Daniel Levy gilt als überaus sparsam. In dieser Saison verpflichtete der Verein keinen einzigen Spieler - eine Sensation in der hyperreichen Premier League. Nach allgemeiner Auffassung spielt die Mannschaft seit Jahren an der Obergrenze ihrer Leistungsfähigkeit. Pochettino mahnt regelmäßig an, dass der Verein mehr Geld in Personal investieren müsse. Zwischenzeitlich wirkte er ernsthaft verzweifelt wegen der knappen Ressourcen. Immerhin: Der Trainer dürfte dem Klub erhalten bleiben. Er wurde in der Vergangenheit immer wieder als Kandidat für Real Madrid und Manchester United genannt. Doch die beiden Vereine haben gerade Dauerlösungen auf dem Trainerposten installiert, nämlich Zinedine Zidane (Real Madrid) und Ole Gunnar Solskjaer (Manchester United). Pochettino soll Tottenham in eine Zukunft führen, die genauso prachtvoll ist wie das neue Stadion.

Schon in Kürze kann seine Mannschaft zeigen, wie weit sie auf dem Weg in Europas Spitze wirklich ist. Nach dem Eröffnungsspiel gegen Crystal Palace wurde auf den Videowänden für die nächste Partie in der neuen Arena geworben: Kommende Woche Dienstag ist Meister Manchester City im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League zu Gast.

Quelle: ntv.de

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