"Alles klar, vernichten Sie uns" Trainer Daum rastet aus
11.05.2011, 12:37 UhrChristoph Daum, temperamentvoller Bundesligatrainer des designierten Absteigers Eintracht Frankfurt, fühlt sich unverstanden. Und sagt das auch - dem Reporter eines "Weltsenders". Dabei vergreift sich Daum in der Wortwahl und unterstellt dem Sender, ihn "über den Haufen schießen" zu wollen.
Vorstandschef Heribert Bruchhagen hat sich einen Maulkorb verpasst, dafür schwingt Trainer Christoph Daum beim gefühlten Bundesliga-Absteiger Eintracht Frankfurt umso größere Reden. Wegen angeblich unfairer und skrupelloser Berichterstattung des hessischen Fernsehens leistete sich der 57-Jährige einen Wutanfall, der an Giovanni Trapattonis Flasche-leer-Tirade erinnerte.
"Ich habe kein Verständnis dafür, was hier passiert. Der Hessische Rundfunk ist ein Weltsender, der unangreifbar ist", sagte Daum mit beißender Ironie und unterstellte dem Sender wegen der Berichterstattung über die Ausschreitungen der Eintracht-Hooligans Skrupellosigkeit. Zudem warf er einem ARD-Reporter vor, dass dieser ihn "über den Haufen schießen" wolle: "Wir sind hier die Angreifbaren, wir liegen am Boden, alles klar, vernichten Sie uns. Aber wir kommen wieder, verlassen Sie sich darauf."
"Ich bin nicht gescheitert"
Zudem kritisierte Daum, dass der Sender Vorstandschef Bruchhagen als Frühstücksdirektor bezeichnet hatte. "Da wird der Mann, der jahrelang hervorragende Arbeit geleistet hat, in Misskredit gezogen", sagte Daum, der offenbar der Ansicht ist, dass sich in Frankfurt alle gegen ihn verschworen haben. So wie das frühere Eintracht-Ass Jan-Aage Fjörtoft, der sich über die Verpflichtung Daums durch Bruchhagen lustig gemacht hatte: "Das war ja fast, als würde er als nächstes Elvis Presley holen. Fußball ist einfach: Du musst Spiele gewinnen. Ein Trainer, der nicht gewinnt, ist kein guter Trainer."
Doch das scheint Daum nicht davon abzuhalten, auch im Falle des wahrscheinlichen Abstiegs der Eintracht in die 2. Liga in Frankfurt bleiben zu wollen. Das hatte er bislang kategorisch ausgeschlossen. "Das war ein Fehler. Ich habe das nur gesagt, weil ich felsenfest davon überzeugt war, dass die 2. Liga keine Rolle spielt", sagte Daum, der zudem eine ganz eigene Sichtweise zu seiner bislang erfolglosen Zeit bei den Hessen hat: "Ich bin nicht gescheitert."
Kommt Beiersdorfer als sportlicher Leiter?
Unterdessen laufen beim Tabellenvorletzten, der vor dem letzten Spiel beim neuen deutschen Meister Borussia Dortmund am Samstag einen Punkt hinter den Abstiegskonkurrenten Borussia Mönchengladbach und VfL Wolfsburg liegt, die Planungen für die neue Saison. Vorstandschef Bruchhagen wird im Sommer - falls er bleiben darf - ein sportlicher Leiter zur Seite gestellt. Im Gespräch sind Dietmar Beiersdorfer, Jan Schindelmeiser und Armin Veh.
Der ehemalige Hamburger Manager Beiersdorfer scheint im Aufsichtsrat der Favorit zu sein. Dem früheren Hoffenheimer Sportvorstand Jan Schindelmeiser wird ein guter Draht zu Bruchhagen nachgesagt. Und mit Veh, bis 13. März Trainer beim HSV, könnte die Eintracht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Veh könnte nach englischem Vorbild als eine Art Teammanager fungieren und den Manager- und Trainer-Posten in Personalunion ausfüllen.
Quelle: ntv.de, sid