Dieter Hoeneß in Wolfsburg Traumjob mit Hindernissen
22.12.2009, 14:12 UhrMisst man die Qualität eines Arbeitsplatzes an Geld, Macht und Ambitionen, hat sich Dieter Hoeneß einen Traumjob geangelt. Als Vorsitzender der Geschäftsführung der VfL Wolfsburg Fußball GmbH, eine Art Generalmanager beim deutschen Meister, kann der 56-Jährige künftig aus dem Vollen schöpfen.

Ein mächtiger Mann: Dieter Hoeneß.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hoeneß kann mit den Millionen des VW-Konzerns sowie fast uneingeschränkter Entscheidungsgewalt den Anspruch des Klubs auf eine Spitzenposition im deutschen Fußball erfüllen. Der Preis dafür ist allerdings hoch: Der Erfolgsdruck, dem der neue starke Mann der Niedersachsen von seinem ersten Arbeitstag am 15. Januar an ausgesetzt sein wird, könnte kaum größer sein.
Einen Vorgeschmack darauf dürfte Hoeneß schon bekommen haben. Denn erst in der vergangenen Woche machte VW-Chef Martin Winterkorn bei einem Treffen mit Politikern in Wolfsburg noch einmal deutlich, welchen Anspruch er mit dem VfL erhebt. Man werde auch in der kommenden Saison in der Champions League spielen, dafür werde alles getan, wurde der Konzernchef zitiert. Bei Trainer Armin Veh klang dies bislang anders. Der Nachfolger von Meistercoach Felix Magath hatte sich im ersten halben Jahr seiner Amtszeit maximal auf das Ziel "Top 5" festlegen lassen.
Wie üblich: "Tolle Herausforderung"
Doch selbst das scheint angesichts des achten Tabellenrangs zur Winterpause und des Sechs-Punkte-Rückstands auf die Europacupplätze derzeit etwas hoch gegriffen. Wenn auch offenbar nicht für Hoeneß: Gemeinsam mit VW habe er "große Ambitionen, den VfL Wolfsburg perspektivisch hervorragend aufzustellen und eine gute Rolle im deutschen Fußball zu spielen", sagte der ehemalige Manager des VfB Stuttgart (1990 bis 1995) und von Hertha BSC Berlin (1997 bis 2009) und sprach von einer "tollen Herausforderung".
Dass nach einer verkorksten Hinrunde samt Ausscheiden aus dem DFB-Pokal und der Champions League der Druck auf Veh bereits jetzt immens ist, macht die Aufgabe für Hoeneß nicht leichter. Schon ein oder zwei verlorene Spiele zum Rückrundenauftakt würden die Trainerdiskussion bei den "Wölfen" neu entflammen. Ein gemeinsames Ziel hat das Duo deshalb schon ausgegeben: "Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, gute Ergebnisse zu liefern", sagte Hoeneß und mutmaßte, dass die Diskussionen um Veh und seine vermeintliche Entmachtung bald vergessen seien, "wenn die Ergebnisse stimmen".
Schuldenberg in Berlin
Wenn nicht, dürfte es auch für den Ex-Nationalspieler und früheren VfB- und Bayern-Profi schnell ungemütlich werden. Seine bisweilen despektierlichen Äußerungen zu Hertha-Zeiten über den "neureichen VW-Klub" könnten dabei ebenso schnell gegen ihn verwendet werden wie seine Hinterlassenschaften in Berlin, wo man nach der Ära Hoeneß auf 33 Millionen Euro Schulden sitzengeblieben ist. Im Gegensatz zur Hertha, wo der in Ulm geborene Schwabe oft mit Geld arbeiten musste, das der Verein noch gar nicht verdient hatte, sind die finanziellen Grenzen in Wolfsburg allerdings deutlich großzügiger gesteckt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ihm der Aufsichtsrat des VfL weitaus weniger reinreden dürfte als die Klubführung in Berlin. Dort scheiterte Hoeneß letztlich an Differenzen mit Präsident Werner Gegenbauer - sein einstiger Golffreund, dem er 2008 selbst den Weg ins höchste Amt geebnet hatte, warf ihm selbstdarstellerische Züge vor und gewann schließlich das Machtgerangel. Beim VfL wurde indes gerade jemand gesucht, der dem Verein nach der Ära Magath wieder ein charismatisches Gesicht verleiht. Fragt sich nur, ob dieses Gesicht am Ende für Erfolg oder Misserfolg steht.
Quelle: ntv.de, Lars Becker , sid