Von wegen Freilos für den FCB United wandelt auf Chelseas Spuren
31.03.2014, 15:38 Uhr
Manchester kommt so langsam in Form - schnell genug für die Bayern?
(Foto: AP)
Vor dem Champions-League-Viertelfinale bei Manchester United gilt der FC Bayern als Top-Favorit. Doch Vorsicht: United hat wieder in die Spur gefunden, einen hochkarätig besetzten Kader - und könnte den Bayern ein unliebsames Deja-Vu bereiten.
Die Buchmacher auf der Insel geben dieser Tage nicht viel auf Manchester United. Weil die Truppe von Trainer David Moyes eine für ihre Verhältnisse miserable Saison spielt, gehen die "Red Devils" laut dem größten englischen Wettanbieter als krasser Außenseiter in das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen die Bayern: Bei einem Einsatz von 10 Euro bekäme man für einen Heimsieg 75 Euro ausgezahlt - so hoch war die Quote für einen United-Erfolg im Old Trafford selten. In den bekanntesten Fan-Foren geht die Angst vor einer Blamage um, nicht wenige Anhänger von Manchester befürchten gegen den Titelverteidiger gar ein Cricket-Ergebnis. "Was, wenn wir einfach nicht hingehen?", fragt ein User.
Nicht nur in England, sondern auch in Deutschland sehen die Experten die Bayern in der Favoritenrolle. Den Titel in der Bundesliga im Eiltempo eingefahren, im DFB-Pokal winkt der Final-Einzug und auch in der Champions League haben die Münchner bisher dominiert - was kann das krisengeschüttelte United dieser Übermacht überhaupt entgegensetzen? Die Antwort: Einiges, denn so schlecht wie die Moyes-Elf in der Presse gemacht wird, ist sie gar nicht, vor allem nicht auf dem Papier.
Auf dem Spielberichtsbogen werden klangvolle Namen wie der von Wayne Rooney oder Ryan Giggs zu lesen sein. Hinten verteidigt ein alter Haudegen wie Rio Ferdinand neben Top-Talent Phil Jones, vorne sollen der Ex-Dortmunder Shinji Kagawa und Danny Welbeck wirbeln. Es warte "eine große und unangenehme Mannschaft", sagte Torwart Manuel Neuer im "Kicker", und auch Sportvorstand Matthias Sammer warnt: "Champions League ist kein Alltag. Wir dürfen uns durch das dumme Gerede nicht ablenken lassen. Die Spieler dort sind in besonderen Momenten zu besonderen Leistungen fähig."
Mainz und Hoffenheim als Beispiel für United?
Bei einem Blick auf die Tabelle der Premier League wirken diese Aussagen wie das klassische Understatement, doch der Tabellen-Siebte von der Insel bewies am Wochenende, dass er das Fußballspielen nicht verlernt hat. Trotz Anlaufschwierigkeiten gewann United mit 4:1 gegen Aston Villa. Der "Independent" hatte einen Anflug des "alten Manchester United" erkannt, rechtzeitig vor dem "einzigen noch verbliebenen Spiel, das zählt".
Dieser Tatsache dürften sich Rooney & Co. bewusst sein. Weil man die Champions-League-Plätze in der Premier League nur noch mit dem Fernglas sieht und sich auch schon aus beiden nationalen Pokalwettbewerben verabschiedet hat, ist die Königsklasse die letzte Chance, eine verkorkste Saison noch zu retten. Gelingt das, werden sich die Bayern an die Ereignisse von vor zwei Jahren zurückerinnern: "Auch der FC Chelsea zeigte 2011/12 nicht immer den besten Fußball und schloss die Liga nur mit Rang 6 ab; dennoch gewann das Team die Champions League" weiß Neuer, der mit seinen Kollegen damals das "Endspiel dahoam" gegen die "Blues" verloren hatte.
Probleme mit druckvollem Pressing
Was der Moyes-Elf ebenfalls Mut machen sollte, ist der Auftritt der Hoffenheimer beim 3:3 am Samstag in München. Mit einem beeindruckenden Pressing ließ man den Bayern kaum Luft zum Atmen. Der ungekrönte Meister wirkte verunsichert, machte ungewöhnliche Fehler und ließ erstmals seit 19 Siegen in Folge wieder Punkte liegen. "Wir brauchen Ballkontrolle. Wenn das nicht der Fall ist, haben wir ein Problem", analysierte Trainer Pep Guardiola, dessen Mannschaft schon eine Woche zuvor in Mainz (2:0) nicht mit dem rigorosen Forechecking des Gegners zurechtgekommen war.
Nun geht es nicht gegen einen durchschnittlichen Bundesligisten, sondern die erfolgreichste englische Mannschaft der vergangenen Jahre. "Die haben Tausende, Millionen von Finals gespielt, die wissen, was zu tun ist", sagt Guardiola und prophezeit: "Es werden zwei harte Spiele werden. Wir müssen uns das Halbfinale verdienen." Sollten die Buchmacher ihre Quoten also besser noch einmal korrigieren?
Quelle: ntv.de