Fußball

FC Bayern denkt über Entlassung nach Van Gaal muss aufs Urteil warten

Auch nach einer Nacht des Nachdenkens handeln die Chefs des FC Bayern München nicht - sondern denken weiter nach. Nämlich darüber, was mit Trainer Louis van Gaal passiert. Wohl heute erst einmal nichts. Aber: Jürgen Klinsmann haben sie auch an einem Montag entlassen.

"Sie entscheiden, ob sie mir noch die Rückendeckung geben oder nicht": Louis van Gaal.

"Sie entscheiden, ob sie mir noch die Rückendeckung geben oder nicht": Louis van Gaal.

(Foto: REUTERS)

Für Louis van Gaal scheint das Ende beim FC Bayern München nur eine Frage der Zeit. Zwar kam der niederländische Fußball-Lehrer wie gewohnt zur Nachbereitung des Spiels aufs Trainingsgelände an der Säbener Straße, aber nach der bitteren Pleite des Vortages und dem drohenden Aus im Kampf um die Champions-League-Qualifikation sprechen die Zeichen für eine rasche Trennung. Einen Schnellschuss gab es nicht, aber der Satz von Präsident Uli Hoeneß nach dem 1:3 bei Hannover 96 war vielsagend. "Man muss handeln und nicht reden."

Selbst der Münchner Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, bislang der Fürsprecher van Gaals, verweigerte die Rückendeckung. "Ob wir über den Trainer diskutieren, weiß ich nicht", sagte er unmittelbar nach dem erneuten Tiefschlag. Intensiv berieten die Bayern-Bosse die heikle Situation des Klubs. Die Mannschaft war wie gewohnt zum Auslaufen an den Vereinssitz gekommen. Und im Team hat der Coach immerhin noch Fürsprecher.

Der Trainer wirkt wenig kämpferisch

Offen scheint nur, wann van Gaal gehen muss. "Ich glaube, wir müssen das jetzt mit aller Rationalität sacken lassen, analysieren und dann versuchen, gute und richtige Entscheidungen zu fällen", hatte Rummenigge gesagt. Die Frage ist vor allem die: Welcher Übungsleiter ist auf die Schnelle zu haben und kann eine Wende besser bewerkstelligen als van Gaal es könnte? Wenn eine Trennung erfolgen sollte, dann wäre eine schnelle sinnvoll - damit der Nachfolger das Team in einer kompletten Trainingswoche noch einmal einstellen könnte. Am Samstag kommt der Hamburger SV, am Dienstag drauf ist Inter Mailand zu Gast.

Der Niederländer wirkte nach der Vorführung durch die Überraschungsmannschaft aus Hannover ebenso wenig kämpferisch wie zuvor seine Mannschaft und schien sich in sein Schicksal ergeben zu haben. Nicht er, die Vorstände müssten "eine Entscheidung treffen oder sie sprechen das Vertrauen aus. Sie entscheiden, ob sie mir noch die Rückendeckung geben oder nicht." Aber der erhoffte Zuspruch blieb demonstrativ aus.

"Katastrophale acht Tage hinter uns"

Rummenigge sagte stattdessen: "Die Niederlage und die Art und Weise der Niederlage tut weh. Wir haben katastrophale acht Tage hinter uns." Für van Gaals bisherigen Unterstützer war es "der absolute Tiefpunkt der Saison". Die Qualifikation für die Champions League ist für die Münchner aus eigener Kraft nicht mehr zu schaffen. Der niedersächsische Emporkömmling liegt fünf Zähler vor dem Rekordmeister, Bayer Leverkusen schon sieben.

Sein Tor reichte nicht: Arjen Robben.

Sein Tor reichte nicht: Arjen Robben.

(Foto: dapd)

Van Gaal offenbarte trotz der Chancenlosigkeit eine sehr eigene Wahrnehmung. Er sprach vom "Löwenherz", mit dem sein Team gekämpft habe - doch diese Sichtweise hatte der niederländische Trainer alleine für sich. Seine Elf zeigte viel zu wenig Einsatz, kam nach den 96-Treffern durch Mohammed Abdellaoue (16.) und Konstantin Rausch (51.) zwar nach der ersten Chance überhaupt zum Anschlusstor von Arjen Robben (55.). Doch spätestens nach dem dritten 96-Treffer durch Sergio Pinto (62.) ergaben sich die Bayern ihrem Schicksal. Ein Fehler des durch van Gaal beförderten Torhüters Thomas Kraft und die Rote Karte für Breno passten da ins Bild des dritten Tiefschlages nach den Niederlagen gegen Dortmund und Schalke.

"Die Mannschaft steht zum Trainer"

Mehr Ballbesitz, aber auch Einfallslosigkeit in der Offensive - das war typisch für die Münchner. Alles blickt auf Franck Ribéry und Arjen Robben - doch das ist leicht zu durchschauen, und die Hannoveraner setzten die beiden Außen genauso matt wie zuvor Dortmund und Schalke. Dazu gab es wieder die üblichen Unsicherheiten in der wackligen Defensive, die höheren Ansprüchen ebenso wenig gerecht wird wie das defensive Mittelfeld. Auch und gerade in Hannover wurde deutlich, dass eine Führungspersönlichkeit wie Mark van Bommel fehlt, der die Mannschaft in einer schwierigen Situation nach vorne peitscht.

Van Gaal sah das natürlich anders, und einen Rücktritt schloss er selbstverständlich aus. "Sie haben ja gesehen, dass die Spieler sehr gut auf mich reagieren", sagte der Niederländer. Immerhin, Bayern-Kapitän Philipp Lahm setzte sich noch zaghaft für seinen Coach ein. "Die Mannschaft steht zum Trainer", versicherte der zuvor schwach spielende Rechtsverteidiger: "Wir haben ein gutes Verhältnis." Das dürfte jedoch bald beendet sein.

Auch Klinsmann wurde montags entlassen

Der Ablauf weckt zumindest Erinnerungen an die Trennung von Jürgen Klinsmann im April 2009. Damals hatten die Münchner am Samstag 0:1 gegen den FC Schalke verloren, montags wurde Klinsmann entlassen. Seinerzeit konnten die Münchner mit Jupp Heynckes gleich einen Interims-Nachfolger präsentieren.

Auch wenn van Gaal weiter im Amt ist, wird schon über Nachfolger spekuliert. Zum einen wurde eine interne Lösung um Amateurtrainer Hermann Gerland gehandelt, zum anderen eine größere Lösung, wie es eine mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer wäre.

Quelle: ntv.de, Klaus Bergmann und Michael Rossmann, dpa

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