Attacke auf den DFB Van Gaal platzt der Kragen
01.08.2010, 13:16 UhrNicht nur die Personaldecke beim Deutschen Meister wird immer dünner, auch das Nervenkostüm von Trainer Louis van Gaal nimmt Schaden. Weil die Reserve der Bayern im Drittliga-Spiel in Burghausen aus Mangel an Feldspielern den Torwart in den Sturm stellen muss, giftet der Holländer Richtung DFB. Die Wechselgerüchte um Mario Gomez tragen derweil nicht zur Ruhe bei.

Das Feierbiest war gestern, jetzt ist van Gaal wieder der Grummler vom Dienst.
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Für den FC Bayern München läuft die Vorbereitung bislang alles andere als rund. Viele WM-Stars sind noch nicht einsatzbereit, zusätzlich plagen den Meister Verletzungssorgen und hartnäckige Transferspekulationen. Beim Liga-total-Cup, den Coach Louis van Gaal mit einem B-Kader bestreiten muss, beschäftigen sich die Bayern denn auch mehr mit sich selbst als mit den Gegnern. Besonders sauer ist Van Gaal mal wieder auf den DFB.
Auf die Palme brachte den Holländer das Drittliga-Spiel der Bayern-Reserve gegen Wacker Burghausen (1:1). "Unsere zweite Mannschaft musste spielen, weil der Trainer von Burghausen das so angeordnet hat. Hermann Gerland ist mit zwölf Mann angetreten. Im Sturm musste unser Torwart spielen", ereiferte sich der Niederländer: "Das finde ich einfach unglaublich. Wenn der DFB seine Spiele ansetzt, kann er so etwas einfach nicht im Sinn haben."
Verhandlungen zwischen den Klubs über eine Verlegung der Begegnung waren im Vorfeld gescheitert. Doch van Gaal war am ausgedünnten Kader nicht unbeteiligt. Insgesamt sechs Nachwuchskicker beorderte der Trainer zum zeitgleich stattfindenen Vorbereitungsturnier der Profis auf Schalke, um dort selbst eine halbwegs schlagkräftige Truppe aufs Feld schicken zu können.
Abwehrspieler van Buyten war in München zurückgeblieben, weil er und seine Freundin Celine in Kürze Nachwuchs erwarten. Doch die gut gemeinte Idee, bei den Amateuren auszuhelfen, entpuppte sich als schwerer Fehler: Nach einem Foul in der 17. Minute musste der Belgier mit Verdacht auf Bänderriss im linken Sprunggelenk ausgewechselt werden. Da nur wenige Minuten später in Saer Sene ein zweiter Spieler verletzungsbedingt ausschied, blieb Trainer Hermann Gerland nichts anderes übrig, als Ersatztorhüter Ferdinand Oswald als Not-Stürmer zu bringen. Die Ersatzbank war fortan verwaist.

In der abgelaufenen Saison nur ein teures Missverständnis: Mario Gomez.
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Ärger um Gomez-Gerüchte
Auf Schalke interessierten die Bayern zunächst nur die Wechselgerüchte um Nationalstürmer Mario Gomez. "Dass über ihn so viel spekuliert wird, gefällt mir gar nicht", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger.
Van Gaal hatte die Spekulationen selbst angeheizt, als er Interesse am abwanderungswilligen Torjäger Edin Dzeko vom VfL Wolfsburg äußerte. Sofort wurde gemutmaßt, der Bosnier könnte im Tausch gegen Gomez nach München wechseln. "Da hat sich der Trainer nur zu dem Spieler geäußert, und dann wird daraus eine solche Geschichte gemacht", echauffierte sich Nerlinger.
Van Gaal hatte gesagt, Dzeko sei "ein wertvoller Stürmer, ich interesse mich für ihn". Nerlinger verwies darauf, dass die Bayern vier Stürmer hätten. Von diesen hätten Miroslav Klose und vor allem Thomas Müller eine hervorragende WM gespielt. Da man das System mit einer echten Spitze beibehalten wolle, stehe eben nur eine Position zur Verfügung.
Das seien "zwei zu viel", hatte van Gaal zuletzt vielsagend konstatiert und einen Wechsel von Gomez deshalb nicht ausgeschlossen. Er habe bislang keine Anzeichen, dass Gomez oder ein anderer Spieler den FC Bayern verlassen wolle, stellte er klar, sagte aber auch: "Aber wenn einer weg will, dann ist es besser, wenn er geht. Das ist meine Erfahrung."
Gomez wechselte im vergangenen Jahr für eine Ablösesumme von 30 Millionen Euro vom VfB Stuttgart nach München, kam dort aber selten über die Rolle als Ergänzungsspieler hinaus. An ihm soll auch Schalke 04 interessiert sein. Manager und Trainer Felix Magath, der von 2001 bis 2004 in Stuttgart arbeitete, gilt als Entdecker des 25-Jährigen.
Müller im Krankenhaus
Sorgen bereitet auch WM-Held Müller. Der WM-Torschützenkönig musste nach zwei Wochen seinen Urlaub abbrechen und wegen einer Blinddarmreizung ins Krankenhaus. Nerlinger hofft dennoch, dass sich der 20-Jährige am Montag körperlich und geistig fit zurückmeldet. "Ich bin überzeugt, dass Thomas am Montag ganz normal mit der Mannschaft trainieren kann", erklärte Nerlinger der "Bild am Sonntag".
Weil neben Gomez und Müller auch die anderen WM-Teilnehmer sowie die angeschlagenen Hamit Altintop und Breno fehlten, liefen in Gelsenkirchen beim Halbfinale gegen den 1. FC Köln (3:1 nach Elfmeterschießen) nur sechs Profis auf. Im Finale wartet der FC Schalke 04 mit seinem neuen Superstar Raúl.
Quelle: ntv.de, cba/sid