Fußball

Betrugsverdacht in Regionalliga Verl suspendiert zwei Spieler

(Foto: AP)

Mündliche Befragungen, schriftliche Erklärungen, Suspendierungen von Spielern - nach den unliebsamen Schlagzeilen der vergangenen Tage über den Fußball-Wettskandal haben erste Vereine Maßnahmen eingeleitet. Triers Trainer Mario Basler erklärt seine Meinungsverschiedenheit mit DFB-Präsident Theo derweil für beendet.

Vor allem die durch die Affäre im Fokus stehenden Clubs sind um Schadensminimierung bemüht. So gab der Viertligist SC Verl die Suspendierung von zwei Spielern bekannt. Beim Schweizer Zweitligisten FC Thun müssen die Profis - ähnlich wie zuvor die Akteure des SSV Ulm - schriftlich versichern, nichts mit illegalen Wettmachenschaften zu tun zu haben.

Der SC Verl sorgte mit seiner Aktion für reichlich Gesprächsstoff. Nach mehrstündigen Beratung der Vereinsspitze wurden die Spieler Patrick Neumann und Tim Hagedorn vom Spiel- und Trainingsbetrieb suspendiert. Am Wochenende hatten die Ostwestfalen Hinweise erhalten, dass bei den Verler Partien bei Borussia Mönchengladbach II (4:3) und dem 1. FC Köln II (0:1) in der vergangenen Saison Spielmanipulation versucht worden seien.

Anspannung in Verl

Der Verein hat seine Erkenntnisse nach Rücksprache mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) den Ermittlungsbehörden zu Protokoll gegeben. "Ich hätte niemals erwartet, dass so etwas in Verl passiert. Wir sind alle so angespannt im Moment, dass ich nicht sagen kann, welche Konsequenzen es noch geben wird", sagte der Vereinsvorsitzende Peter Mankartz. Mankartz ließ offen, wie lange die Suspendierung der Profis anhält.

Ein von Gladbach eingeschalteter Anwalt soll prüfen, ob eventuelle Ermittlungen auch die Borussia betreffen. "Wir haben unseren Anwalt beauftragt, herauszufinden, ob da etwas dran ist. Ansonsten kann ich dazu nichts sagen, weil wir nichts wissen", kommentierte Borussia-Sportdirektor Max Eberl.

Osnabrück erwägt Ehrenerklärung

Der Drittligist VfL Osnabrück erwägt eine schriftliche Erklärung aller Spieler. "Das macht vielleicht Sinn, warum nicht. Wenn einer nichts zu verbergen hat, kann er ein solches Schriftstück ja ruhigen Gewissens unterschreiben. Wir besprechen derzeit mit unseren Anwälten unser weiteres Vorgehen", sagte Manager Lothar Gans.

Die Profis des Schweizer Zweitligisten FC Thun müssen schriftlich versichern, nicht in den Wettskandal verwickelt zu sein.

Die Profis des Schweizer Zweitligisten FC Thun müssen schriftlich versichern, nicht in den Wettskandal verwickelt zu sein.

(Foto: AP)

Alle vier Clubs sind nach Medienberichten in die Affäre verwickelt. Demnach stehen vier Spiele der Ulmer, zwei Partien der Schweizer, zwei Begegnungen der Osnabrücker und zwei Duelle der Verler unter Manipulationsverdacht. Alle Spieler des SSV Ulm hatten bereits am Freitag schriftlich versichert, nicht manipuliert zu haben. "Sollte sich später etwas anderes ergeben, folgt die sofortige Kündigung", sagte Vizepräsident Mario Meuler.

In Deutschland ist Fußballprofis seit dem Bestechungsskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer vor vier Jahren allerdings ohnehin untersagt, selbst oder durch Dritte auf Partien ihrer Spielklassen zu wetten. Diese Regelung hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am 28. April 2005 auf dem außerordentlichen Bundestag in Mainz in die Musterverträge der Vertrags- und Lizenzspieler aufgenommen.

Verbände zum Rapport in Nyon

Laut Staatsanwaltschaft Bochum sind in Deutschland 32 Partien von der 2. Bundesliga abwärts betroffen. Insgesamt untersuchen die Ermittler 200 Fußballspiele in neun europäischen Ländern. Möglicherweise sind aber noch mehr Verbände betroffen. Nach griechischen Medienberichten hat die Europäische Fußball-Union UEFA dem Verband in Athen Details über 14 Spiele vorgelegt, die unter Manipulationsverdacht stehen. Im italienischen Bestechungsskandal haben die Ermittler damit begonnen, die neun Festgenommenen zu vernehmen. Die Drahtzieher sollen der Mafia nahestehen.

Nähere Erkenntnisse erhoffen sich die neun bekannten Verbände mit verdächtigen Spielen vom Krisentreffen bei der UEFA. Sie versammeln sich am Mittwoch ab 11.00 Uhr in Nyon. Auch der Sportausschuss des Bundestages will die Manipulationsvorwürfe diskutieren. Der Weltverband FIFA will sich auf einer Sondersitzung des Exekutivkomitees am 2. Dezember in Kapstadt (14.00 Uhr) mit den Folgen des Skandals beschäftigen.

Basler schließt Frieden mit DFB

Viel Lärm um nichts: Mario Basler darf weiter wetten.

Viel Lärm um nichts: Mario Basler darf weiter wetten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Triers Trainer Mario Basler hat derweil seinen Disput mit DFB-Präsident Theo Zwanziger im Zuge des neuen Wettskandals für beendet erklärt: "Herr Zwanziger hat das nach der Pressekonferenz noch einmal klargestellt. Von mir werden sie dazu nichts mehr hören. Die Sache ist für mich erledigt." Zwanziger hatte unmittelbar nach der Pressekonferenz Kontakt zu Basler aufgenommen. "Es war ein lockeres und nettes Gespräch", erklärte der 30-fache Nationalspieler.

Zunächst hatte Basler mit großer Verwunderung darauf reagiert, dass im Wettskandal auch sein Name durch Zwanziger genannt worden war. Der DFB-Präsident hatte am Montag auf einer Pressekonferenz erklärt, der Kontrollausschuss habe einen Trainer vor 14 Tagen ausdrücklich darauf hingewiesen, er solle einmal überprüfen, ob seine Wetten gemäß den Statuten sind. Auf Nachfrage hatte Zwanziger, der deutlich machen wollte, wie ernst der Verband mit dem Thema Wetten umgehe, den Namen Baslers genannt.

"Basler-Wette" nicht zu beanstanden

Basler wirbt für einen privaten Wettanbieter, bei dem Dritte in der sogenannten "Basler-Wette" gegen den Trier-Trainer antreten können. Laut Mustervertrag des DFB dürfen Trainer und Spieler von der Bundesliga bis hinunter zur Regionalliga nicht auf Partien in Wettbewerben wetten, an denen sie selbst beteiligt sind.

Allerdings stellte der Verband bereits am Montagabend klar, "dass es für den DFB keine Hinweise darauf gibt, die werbemäßige Tätigkeit von Herrn Basler für das Wettunternehmen zu beanstanden, noch ihn in Zusammenhang mit etwaigen Spielmanipulationen zu bringen". Basler hatte vor dem DFB-Pokalspiel seines Clubs Eintracht Trier gegen den 1. FC Köln gesagt, er würde auf sein Team wetten. Für Basler nichts Besonderes. "Anders wäre es, wenn ich gegen mein Team wetten würde", sagte er dem "Express".

Kein Oddset-Geld für Wettbetrüger

Unterdessen hat sich die staatliche Lotterieverwaltung Bayern gegen den in der "Süddeutschen Zeitung" erhobenen Vorwurf zur Wehr gesetzt, dass über die Sportwette Oddset bei einem verschobenen Spiel in der 2. Schweizer Fußball-Liga Gelder generiert worden seien. "Die genannte Spielpaarung war nicht auf dem Spielplan von Oddset. Deshalb kann aus dieser Partie bei Oddset auch kein Gewinn erzielt worden sein", sagte Erwin Horak, Präsident der Staatlichen Lotterieverwaltung in Bayern laut Mitteilung.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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