"Ich will einfach nur weg" Villas-Boas wütet und kündigt in Marseille
02.02.2021, 16:40 Uhr
Villas-Boas' Geduld ist am Ende.
(Foto: imago images/PanoramiC)
Andre Villas-Boas erfährt aus den Medien, dass Olympique Marseille einen Spieler gegen den Willen des Trainers verpflichtet hat. Der Portugiese ist erbost darüber: Er sei fertig mit dem Klub und wolle mit diesem nichts mehr zu tun haben. Es ist der vorläufige Tiefpunkt einer langen Eskalation.
Das Chaos beim französischen Fußball-Vizemeister Olympique Marseille ist nach einem bizarren Transfer-Streit und der damit verbundenen Rücktrittsankündigung von Trainer Andre Villas-Boas perfekt. "Ich will nichts von OM, kein Geld. Ich will einfach nur weg", sagte der Portugiese auf einer Pressekonferenz. Gut drei Stunden später verkündete der Klub die Trennung vom 43-Jährigen.
Vorausgegangen war der Wechsel des ehemaligen französischen U21-Nationalspielers Olivier Ntcham von Celtic Glasgow zu OM, den die Franzosen kurz vor Ende der Transferperiode bekannt gaben. Dabei handelten die Olympique-Verantwortlichen bei der Verpflichtung offenbar gegen den ausdrücklichen Willen des Trainers.
"Ich habe es heute nach dem Aufstehen aus der Presse erfahren", sagte Villas-Boas: "Ich habe die Entscheidung nicht getroffen, ich habe mit der Entscheidung nichts zu tun. Ich habe mich ausdrücklich gegen den Spieler ausgesprochen, er war nie auf unserer Liste. Deshalb habe ich heute meinen Rücktritt eingereicht."
Schwelender Protest
Die neuerlichen Querelen passen in das derzeitige Bild des südfranzösischen Klubs. In der Liga ist OM nach drei Niederlagen in Serie auf Platz neun abgerutscht, zudem sorgten Fan-Ausschreitungen am Wochenende für Negativschlagzeilen. Hunderte aufgebrachte Anhänger hatten sich am Samstag gewaltsam Zutritt zum Trainingsgelände verschafft und nach Klub-Angaben einen Sachschaden von mehreren hunderttausend Euro verursacht.
Der seit Wochen schwelende Protest richtet sich gegen die Vereinsführung ("Gebt uns OM zurück") und besonders gegen den in Paris geborenen OM-Präsidenten Jacques-Henri Eyraud ("Pariser, raus hier"). Er hatte geäußert, im Verein würden aus seiner Sicht zu viele Menschen aus der Stadt und Anhänger des Klubs arbeiten. 25 Personen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen, das Ligaspiel am Samstag gegen Stade Rennes war infolge der Eskalation abgesagt worden.
Quelle: ntv.de, tsi/sid