Fußball

"Die haben mich vergessen" WM-Held ist enttäuscht vom DFB

Schnellinger hatte das DFB-Team in die Verlängerung gerettet.

Schnellinger hatte das DFB-Team in die Verlängerung gerettet.

(Foto: dpa)

Sein Name ist untrennbar mit der Fußball-Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko verbunden. Karl-Heinz Schnellinger ist eine DFB-Legende, doch er ist tief enttäuscht vom Verband. Bei diesem gehe es "drunter und drüber", urteilt der inzwischen 85-Jährige.

Der ehemalige Nationalspieler Karl-Heinz Schnellinger wird zur Fußball-Europameisterschaft nicht nach Deutschland kommen. Das sagte der bald 85-jährige Schnellinger. "Zuletzt war ich vor ein oder zwei Jahren da. Ich kenne da kaum noch jemand." Immer noch lebt der gebürtige Rheinländer in der Nähe von Mailand. Am Ostersonntag feiert er dort seinen 85. Geburtstag: mit Frau, drei Töchtern, italienischen Schwiegersöhnen und vier Enkeln. "Mir kommt es immer so vor, als ob ich in Deutschland Ausländer bin - und in Italien auch", sagt er.

Der frühere Weltklasse-Abwehrspieler ist auch auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist Schnellinger nicht besonders gut zu sprechen. "Das geht doch drunter und drüber bei denen. Das ist nur noch ein großes Geschäft", sagt er und glaubt: "Die haben mich vergessen." Die EM in Deutschland im Sommer wird sich Schnellinger deshalb "am Fernseher anschauen. Zuhause." Also in Italien.

Der Mann, der von den Italienern "Carlo il biondo" (Karl der Blonde) genannt wird, hatte eines der aufregendsten Spiele seiner Karriere ausgerechnet gegen Italien. Im sogenannten "Jahrhundertspiel" im Aztekenstadion bei der Weltmeisterschaft in Mexiko am 17. Juni 1970 hatte der damals schon beim AC Mailand spielende Schnellinger im Halbfinale gegen Italien kurz vor Schluss das 1:1 erzielt und Deutschland in die Verlängerung gerettet.

"Ausgerechnet Schnellinger, werden die Italiener sagen", kommentierte ARD-Reporter Ernst Huberty seinerzeit. Und schob fassungslos noch einmal hinterher: "Ausgerechnet Schnellinger." Es reichte letztlich nicht, am Ende gewannen die Italiener das Halbfinale mit 4:3. Im Finale gab es dann ein 1:4 gegen Brasilien. Trotz des verlorenen Spiels sagte Schnellinger der "Gazzetta dello Sport" im Januar rückblickend: "Es war eines der spannendsten Kapitel in der Fußballgeschichte. Am Ende war das schönste Gefühl der Stolz, unser Land zu vertreten, in der Mannschaft zu sein, die wieder auf Augenhöhe mit den Großen kämpfte."

Seine Karriere hatte Schnellinger in Düren begonnen, war als Zweitliga-Spieler schon 1958 bei der WM in Schweden dabei. Danach wechselte er zum 1. FC Köln, wo er fünf Jahre aktiv war, ehe es ihn nach Italien zog. Dort spielte er für die AS Rom, für Mantova und schließlich den AC Mailand. Kurzzeitig kehrte er 1974 nach Deutschland zurück, konnte bei Tennis Borussia Berlin den Abstieg aber nicht verhindern. Nach dem Karriereende zog er dann wieder in seine Wahlheimat Mailand.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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