Gründe für den Höhenflug Warum Schalke plötzlich Aufstiegsfavorit ist
21.04.2022, 18:59 Uhr
Terodde ist der erfolgreichste Torschütze, umringt von einem erfolgreichen Team.
(Foto: dpa)
Der FC Schalke 04 ist dem direkten Wiederaufstieg ganz nah: Mit Mike Büskens als Trainer erlebt der Fußball-Zweitligist einen enormen Aufschwung. Fünf Siege in Serie bringen den Klub an die Tabellenspitze. Der Kampf ganz oben ist eng, dennoch gelten Simon Terodde und Co. als Top-Favorit. Warum das so ist.
Büskens' Maßnahmen zeigen Wirkung
Mit ihrer Entscheidung, den schon länger angezählten Dimitrios Grammozis zu entlassen und durch den bisherigen Co-Trainer Mike Büskens zu ersetzen, haben die Schalker Verantwortlichen um Sportdirektor Rouven Schröder goldrichtig gelegen. Taktisch wie personell hat der legendäre Eurofighter, der sein erstes Spiel als Chef an der Seitenlinie in Ingolstadt coronabedingt noch verpasst hatte, bisher viele richtige Entscheidungen getroffen.
Als klug hat sich seine Maßnahme, die von Grammozis bevorzugte Dreierkette abzuschaffen, erwiesen. Sowohl im 4-4-2 mit Doppel-Sechs als auch im jüngst praktizierten 4-2-3-1 wirkt die Mannschaft stabiler, die Balance zwischen Defensive und Offensive passt wieder. "Er ist kein Hexer, aber er hat ein paar wichtige Umstellungen gemacht", attestierte Kreativ-Kopf Dominick Drexler seinem Boss kürzlich. Und diese Umstellungen haben gefruchtet.
Das Sturm-Duo Terodde/Bülter trifft nach Belieben
Als der FC Schalke im Frühling 2021 bekannt gab, Simon Terodde vom HSV zu verpflichten, scherzten viele Fans in den sozialen Medien über die damit schon frühzeitig gesicherte Torjägerkanone. Und tatsächlich: Vier Spieltage vor Schluss ist dem Routinier der vierte Titel kaum noch zu nehmen, 24 Tore sind wieder einmal einsame Spitze.
Zudem harmoniert Terodde nahezu perfekt mit dem wuseligen Marius Bülter, der in der Form seines Lebens zu sein scheint. Vorläufiger Höhepunkt war sein sensationeller Auftritt in Darmstadt mit einem Dreierpack plus Vorlage. "Wir wissen, was wir an Simon und Marius haben. Nicht nur wegen ihrer Tore, sondern auch weil sie bereit sind, gegen den Ball zu arbeiten", lobte Trainer Büskens seine Schützlinge, die zusammen auf 52 (!) Scorerpunkte kommen, im Anschluss.
Fakt ist: Bleiben Terodde und Bülter gesund, muss der FC Schalke im kniffligen Endspurt der 2. Bundesliga (u.a. Duelle mit Werder Bremen, FC St. Pauli und dem befreundeten 1. FC Nürnberg) keinen Gegner fürchten.
Defensiv brennt wenig an
Zugegeben - der jüngste 5:2-Auswärtssieg in Darmstadt taugt nicht unbedingt als Paradebeispiel für die Stärke der königsblauen Abwehr. Gegen die Lilien hatten die Schalker Verteidiger ein ums andere Mal Probleme.
Generell steht die Hintermannschaft allerdings stabil: 36 Gegentore sind nach dem HSV (30) der zweitbeste Wert der Liga, vor allem zentral verfügt der Kader mit Marcin Kaminski, Top-Talent Malick Thiaw und Salif Sané schon jetzt über Erstliga-Qualität. Und dann wäre da ja noch ein gewisser Ko Itakura, der die Entdeckung des Jahres in Gelsenkirchen ist. Die Leihgabe von Manchester City ist umsichtig und spielstark, überzeugt in der Abwehr wie auf der Sechs. Plus: Vier Saisontore können sich für einen nominellen Defensiv-Akteur mehr als sehen lassen. Auch Büskens schätzt die Vielseitigkeit des Japaners sehr.
Zalazar und Drexler blühen auf
Die zuvor gehemmt wirkenden Rodrigo Zalazar und Dominick Drexler sind seit dem Trainer-Wechsel kaum wiederzuerkennen, bringen wichtige Impulse ins Angriffsspiel. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt den überaus positiven Trend: Drexler sammelte in den vergangenen fünf Partien fünf Scorerpunkte (zwei Tore, drei Assists), Zalazar kommt auf denselben Wert.
Beide haben dazu beigetragen, dass die Knappen weniger berechenbar geworden sind. Während Simon Terodde wie immer trifft, müssen sich die Gegner des FC Schalke mittlerweile auf viele zusätzliche Gefahrenherde einstellen.
Die Fans sind zurück
Ein weiteres Faustpfand der Schalker sind die eigenen Fans, die beim 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Heidenheim zuletzt für Bundesliga-Atmosphäre sorgten. 57.126 Besucher sind in der 2. Liga sicher nicht selbstverständlich, gerade in den bevorstehenden Matchball-Heimspielen gegen die direkten Aufstiegs-Konkurrenten Werder Bremen und St. Pauli winkt den Knappen ein Extra-Schub von den Rängen.
"Diese Symbiose von Zuschauern und Spielern ist das, was Schalke ausmacht", schwärmte Büskens schon nach seinem ersten Auftritt als Linienchef gegen Hannover 96. Und Rodrigo Zalazar verriet: "Mit diesen riesigen Fans ist alles einfacher. Wir sind nicht nur elf Spieler auf dem Platz - wir sind zwölf."
Quelle: ntv.de