Zehn Stars für fünf Plätze im Luxus-Mittelfeld Was will Bayerns Guardiola mit Thiago?
16.07.2013, 14:38 Uhr
"Es gibt nur wenige Trainer auf der Welt mit seinen Fähigkeiten." Sagt Thiago Alcántara do Nascimento über Josep Guardiola.
(Foto: dpa)
Selbst wenn Thiago Alcántara das hält, was sich Josep Guardiola von ihm verspricht - was will der FC Bayern mit noch einem Spieler fürs Mittelfeld? Franck Ribéry ahnt: Es könnte eng werden. Zumal der Neue sich kräftig beim Trainer einschleimt.
Er trägt einen Namen, der klingt. Kicken soll er auch können, gelernt hat er das in der berühmten Fußballschule Masía des FC Barcelona. Aber 25 Millionen Euro? Die hat der FC Bayern investiert, um sich die Dienste von Thiago Alcántara do Nascimento zu sichern. Eine stolze Summe für einen, der in vier Jahren bei den Katalanen auf 68 Ligaspiele kam. Doch Münchens Trainer Josep Guardiola wollte ihn. Also bekam er ihn. Nur - was will er mit ihm?
Wenn der FC Bayern eines nicht braucht, dann sind es Mittelfeldspieler. Könnte man zumindest meinen. Schließlich hat die Mannschaft mit Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry, Arjen Robben, Thomas Müller, Toni Kroos, Xherdan Shaqiri, Javier Martínez und Luiz Gustavo in der vergangenen Saison die deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League gewonnen. Und nicht zuletzt jüngst Mario Götze für 37 Millionen Euro vom vermeintlich stärksten Konkurrenten Borussia Dortmund verpflichtet. Macht zusammen mit Thiago zehn Topakteure für fünf Plätze im neuen 4-1-4-1-System der Münchner.
Toni Kroos hat es schon geahnt, bevor der Transfer Thiagos publik wurde. "Der Konkurrenzkampf wird noch höher sein als letztes Jahr. Da musste schon Qualität draußen sitzen." Nach dem Testspielsieg in Rostock sagte er dann über den neuen Mitbewerber: "Unterbringen muss ihn ja der Trainer. Ich glaube, er ist ein sehr guter Fußballer, und gute Fußballer sind immer willkommen." Sportvorstand Matthias Sammer umschreibt die Lage im Luxus-Mittelfeld ähnlich diplomatisch: "Wenn alle Spieler gesund sind, haben wir ein paar schwierige Entscheidungen zu treffen."
Torgefährlicher Mini-Xavi
Das alles ficht Guardiola aber nicht an. Schließlich treten die Bayern an, um wie unter seinem Vorgänger Jupp Heynckes erneut das Tripple zu gewinnen. Und darüber hinaus den europäischen Supercup und die Klub-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Also bestand er darauf, Thiago zu holen, der mit seinen 172 Zentimetern Körpergröße, seinen herausragenden technischen Fähigkeiten, seinem Verständnis fürs Kombinationsspiel und seiner Torgefährlichkeit als Mini-Xavi gilt. Und den er aus seiner Zeit bei Barça bestens kennt - und schätzt, seit er ihn als Trainer der zweiten Mannschaft entdeckte. Weil Thiago, sagt Guardiola, derart flexibel ist, dass er ihn quasi überall einsetzten kann; zumindest überall im Mittelfeld - und sogar im Sturm. Also "auf der Sechs, der Acht, der Zehn, der Elf und der Sieben".
Klingt so, als könne Thiago darauf hoffen, dass sein Lieblingstrainer für ihn stets ein Plätzchen im Team findet. Der Neue ließ nach seiner Ankunft in München ausrichten: "Wir kennen uns schon eine lange Zeit, er ist ein Trainer, der mir großes Vertrauen schenkt. Ich bin ein großer Fan von seiner Art, Fußball spielen zu lassen. Es gibt nur wenige Trainer auf der Welt mit seinen Fähigkeiten. Er war sicherlich auch ein wichtiger Grund für mich, nach München zu wechseln."
Zumal er einer ist, der weiß, was Guardiola taktisch von seiner Mannschaft will. Zum Leidwesen der arrivierten Akteure, die sich bereits mental zu wappnen scheinen. Kollege Ribéry jedenfalls mahnt schon jetzt Harmonie an. "Die, die draußen sind, müssen weiter positiv bleiben. Wir müssen wie im letzten Jahr einen guten Teamgeist entwickeln." Klingt vernünftig. Aber was soll er auch sagen? Schließlich hatte Guardiola gefordert: "Ich will Thiago oder nix." Auch Ribéry weiß, wer beim FC Bayern nun das Sagen hat.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid