Fußball

Hilflose Hertha, Kölner Freiheitsbirnen Wer steigt ab aus der Bundesliga?

Altmeister aus Essen-Altenessen: Otto Rehhagel, rechts, Trainer des designierten Absteigers Hertha BSC.

Altmeister aus Essen-Altenessen: Otto Rehhagel, rechts, Trainer des designierten Absteigers Hertha BSC.

(Foto: REUTERS)

Zwei freie Plätze, vier Kandidaten - aber wer muss am Ende der Saison die Fußball-Bundesliga verlassen? Während der Hamburger SV nur noch einen Punkt benötigt und die Augsburger auf einem guten Weg sind, erreichen die Kölner die Relegation - weil die Berliner und ihr Trainer Otto Rehhagel sogar gegen Kaiserslautern verlieren.

Die feinsinnigen Fans des 1. FC Kaiserslautern hatten im Berliner Olympiastadion die Zeichen der Zeit schnell erkannt. Als Andrew Wooten nach 38. Minuten das 2:0 erzielte, riefen sie in Richtung der konsternierten Anhänger der Hertha: "Absteiger! Absteiger!" Was sie da noch nicht wussten: Ihre Mannschaft würde zwar zum ersten Mal seit einem halben Jahr ein Fußballspiel in der Bundesliga gewinnen, mit 2:1, und zum ersten Mal seit dem 19. September mehr als ein Tor schießen - aber nach diesem 32. Spieltag als Tabellenletzter auch als erster Absteiger dieser Spielzeit feststehen. Doch ansonsten könnten die recht behalten, die nach dem vierten Sieg in dieser Saison mit erfrischender Selbstironie sangen: "Gegen Lautern kann man mal verlieren." Denn dass die Berliner die Kurve noch kriegen, ist nach diesem desaströsen Auftritt so wahrscheinlich wie die Option, dass Otto Rehhagel bei der Europameisterschaft im Sommer die deutsche Nationalmannschaft trainiert.

Was aber nicht heißt, dass der Abstiegskampf in der Bundesliga nicht noch spannend wäre. Und Otto Rehhagel war so schmerzfrei, die Mutter aller Plattitüden hervorzukramen: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Dann schauen wir mal genau hin. Ein direkter Abstiegsplatz ist noch zu vergeben und einer, der dazu berechtigt, zwei Relegationsspiele gegen den Tabellendritten der zweiten Liga zu bestreiten. Vier Kandidaten gibt es, sie stehen auf den Plätzen 14 bis 17, zweimal dürfen sie noch ran. Oder wie der Altmeister aus Essen-Altenessen sagt: "Die Chance ist noch da, man muss versuchen, sie zu nutzen."

Ein Pünktchen reicht dem HSV

Hamburger SV

Tabellenplatz 14., 35 Punkte, 35:56 Tore. Gegner: FSV Mainz 05 (H), FC Augsburg (A)

Mit dem direkten Abstieg hat die Mannschaft von Thorsten Fink nichts mehr zu tun, wenn es ganz dumm läuft, können die Hamburger aber noch auf den Relegationsplatz abrutschen. Nach dem ermauerten Punkt am Wochenende in Nürnberg fehlt allerdings nur noch ein weiterer aus den Partien gegen Mainz und in Augsburg, um das zu verhindern, eine gebrauchte Spielzeit zu vergessen und auch in der 50. Saison hintereinander in der ersten Liga zu spielen. "Wir sind gegen so viele Ströme geschwommen, da werden wir das jetzt auch noch schaffen", sagte Kapitän Heiko Westermann. Prognose: Heiko Westermann hat recht.

Augsburger Resterampe auf gutem Weg

FC Augsburg

Tabellenplatz 15., 34 Punkte, 35:47 Tore. Gegner: M'gladbach (A), Hamburger SV (H)

Die Augsburger bleiben die Überraschungsmannschaft der Saison. Trainer Jos Luhukay ist es gelungen, aus Spielern, die bei anderen Vereinen ausgemustert wurden, eine Einheit zu formen, die allen Prognosen zum Trotz drauf und dran ist, nach dem Premierenjahr in Deutschlands höchster Spielklasse eine weitere Saison dranzuhängen. Vier Punkte stehen sie vor dem 1. FC Köln auf dem Relegationsplatz, der direkte Abstieg ist kein Thema mehr. Allein das ist schon eine Sensation. Oder wie es Augsburgs Innenverteidiger Sebastian Langkamp nach dem 1:1 gegen Champions-League-Anwärter FC Schalke 04 sagte: "Der Punkt könnte noch Gold wert sein. Köln steht jetzt unter Druck und muss beide Spiele gewinnen, um an uns noch vorbeizuziehen." Prognose: Das Programm ist hart, aber die Augsburger lassen sich das nicht mehr nehmen.

Kölner mit freier Birne in die Relegation

1. FC Köln

Tabellenplatz 16., 30 Punkte, 37:67 Tore. Gegner: SC Freiburg (A), Bayern München (H)

Vor Kurzem war der 1. FC Köln noch ein Verein ohne Trainer, ohne Sportdirektor und ohne Präsidenten. Mittlerweile leitet Werner Spinner den Verein und Frank Schaefer übt interimsweise mit der Mannschaft, die am Samstag gegen den aufstrebenden VfB Stuttgart immerhin ein Unentschieden erreicht hat. Ob das im Abstiegskampf wirklich hilft, ist allerdings fraglich, zumal Köln noch in Freiburg und gegen den FC Bayern antritt, der jüngst in Bremen gezeigt hat, dass er Bundesligaspiele auch mit einer besseren Ersatzelf gewinnt. So bleibt die Relegation das Ziel, beim derzeitigen Stand der Dinge wäre der rheinische Nachbar aus Düsseldorf der Gegner. Assistenztrainer Dirk Lottner gab in der "Süddeutschen Zeitung" die Parole aus: "Wichtig ist, dass in der Birne eine gewisse Freiheit herrscht." Das hätte Otto Rehhagel nicht schöner sagen können, ist aber vermutlich nicht seine Diktion. Prognose: Birne hin, Freiheit her – zu mehr als dem drittletzten Tabellenplatz wird es nicht reichen.

"Gegen Hertha gewinnen sogar wir"

Hertha BSC

Tabellenplatz 17., 28 Punkte, 35:59 Tore. Gegner:  Schalke 04 (A), TSG Hoffenheim (H)

Wer Trainer Otto Rehhagel und Manager Michael Preetz nach der Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern gesehen hat, der sah vom Schicksal gebeutelte Männer, die nicht mehr an das Gute im Fußballer glaubten. Der Trainer wollte zwar "keinem unterstellen, dass er nicht gewollt hat", doch die meisten der immerhin noch 51.461 Zuschauer hatten das anders gesehen. Michael Preetz auch: "Wir haben nichts von dem gebracht, was eine Mannschaft braucht, um den Abstiegskampf erfolgreich zu bestreiten." Und dass Rehhagel nach einem Spiel der beiden schlechtesten Bundesligamannschaften, in dem die zweitschlechteste, nämlich seine, auch 1:5 hätte verlieren können, darauf hinweist, man spiele immer so gut, wie es der Gegner zulasse, sagt wiederum viel. Oder wie die fidelen Fans aus der Pfalz sangen: "Gegen Hertha gewinnen sogar wir." Prognose: Sowohl Michael Preetz als auch die Anhänger des 1. FC Kaiserslautern haben recht.

Quelle: ntv.de

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