Fußball

Nach dem Debakel in Mailand Werder leckt die Wunden

Auf höchstem Niveau kann das ersatzgeschwächte Werder Bremen ohne Leistungsträger nicht mithalten. Das 0:4-Debakel in der Champions League bei Titelverteidiger Inter offenbart: Die zweite Reihe genügt den Ansprüchen nicht. Werder sehnt sich nun nach der Spielpause.

Gute Laune sieht anders aus: Per Mertesacker und Philipp Bargfrede nach dem Spiel in Mailand.

Gute Laune sieht anders aus: Per Mertesacker und Philipp Bargfrede nach dem Spiel in Mailand.

(Foto: dpa)

In der Bundesliga nur Zwölfter, in der Champions League nicht konkurrenzfähig - Werder Bremen läuft ohne seine verletzten Leistungsträger den eigenen Ansprüchen hinterher. Nach dem 0:4 (0:3)-Debakel in der europäischen Fußball-Königsklasse bei Titelverteidiger Inter Mailand wächst bei Werder vor dem wichtigen Bundesligaspiel am Sonntag bei Bayer Leverkusen die Erkenntnis, dass es in der Breite nicht für ganz oben reicht. "So hat man auf diesem Niveau keine Chance. Mit der Besetzung war das ein Klassenunterschied", schimpfte Klubchef Klaus Allofs nach den Eto'o- Festspielen in San Siro.

Katastrophale individuelle Abwehrfehler machten es Samuel Eto'o bei seinen drei Toren (21., 27. und 81. Minute) viel zu einfach. "Eto'o ist ein Außerirdischer. Was für eine Show! Inter überrollt Werder", titelte "Corriere dello Sport". Auch vor dem 3:0 durch Wesley Sneijder (30.) konnte Eto'o durch die Abwehr spazieren. Bei den ersten beiden Toren agierten die eigentlichen Ersatzspieler Daniel Jensen und Sebastian Prödl zudem amateurhaft.

Thomas Schaaf auf der Palme

In Abwesenheit der verletzten Leistungsträger Torsten Frings, Naldo, Clemens Fritz und Claudio Pizarro brachte genau dieser Leistungsabfall jener Spieler aus der zweiten Bremer Reihe Trainer Thomas Schaaf auf die Palme. "Die, die sich hätten beweisen sollen, hätten mehr anbieten müssen", wetterte der Trainer.

Noch vor dem Spiel hatte Schaaf forsch verkündet, trotz der Verletzungsmisere ein Team mit "gewissen Ansprüchen" aufzubieten und hatte vor allem auf Jensen, Tim Borowski und Marko Arnautovic verwiesen. Stattdessen war die Werder-Notelf hoffnungslos unterlegen. "Das war von der ersten bis zur letzten Minute eine Lehrstunde", kommentierte Aaron Hunt. "Inter war nicht drei, sondern sechs Klassen besser", befand Keeper Tim Wiese als einzig überzeugender Bremen gar.

Inter bringt den Ersatztorwart

Werder ohne seine Leistungsträger im Vergleich mit dem 18-maligen italienischen Meister nur auf Landesliga-Niveau! Auch Allofs war enttäuscht von der Chancenlosigkeit der verbliebenden Profis. "Da können einige Spieler dankbar sein, das erleben zu dürfen", sagte er im Hinblick auf die in seinen Augen erstklassige Einstellung der Inter-Weltstars, die trotz aller Erfolge immer noch nach Siegen lechzten. "Das werden einige bei uns nie erreichen", ätzte Allofs.

Die Unterlegenheit war so deutlich, dass Inter-Coach Rafael Benitez zur Pause sogar den brasilianischen Nationalkeeper Julio Cesar auswechselte, um Ersatzmann Luca Castellazzi Spielpraxis zu geben, als handele es sich um ein Freundschaftsspiel. Die von den "Nerazzurri" so gedemütigten Bremer laufen früh in der Saison Gefahr, die eigenen Ziele zu verspielen. "Wenn wir uns nicht steigern, haben wir in der nächsten Runde nichts zu suchen", stellte Allofs fest. Nach dem 2:2 zum Start gegen Tottenham ist Werder am 20. Oktober bei Twente Enschede schon fast zum Siegen verdammt.

Zum Glück nicht jede Woche gegen Mailand

Auch in der Liga muss Werder beweisen, dass es in der aktuellen Besetzung für die Spitzengruppe reicht. Selbst Hunt hat da Zweifel: "So einfach, wie wir es Inter gemacht haben, können wir weder in der Champions League noch in der Bundesliga spielen." Auch in der Liga hatte Werder ohne Naldo und Pizarro teilweise schwer enttäuscht.

Mut machen den Hanseaten zwei Dinge. Zum einen die Erkenntnis, nicht jede Woche gegen ein Kaliber wie Inter spielen zu müssen und zum anderen die nahende zweiwöchige Spielpause. "Die wird uns erstmal gut tun, damit einige Spieler fit werden. Dann haben wir andere Möglichkeiten", tröstete sich Marko Marin.

Quelle: ntv.de, Carsten Lappe, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen