Fußball

Bei Partie Bochum-Cottbus? Wettskandal zieht seine Kreise

Neue Brisanz im europaweiten Fußball-Wettskandal: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Neapel soll die Bundesligapartie zwischen dem VfL Bochum und Energie Cottbus aus dem Jahr 2009 manipuliert worden sein. Sagt zumindest ein festgenommener Spieler.

Manupuliert: Bochums Marc Pfertzel, rechts, und der Cottbusser Timo Rost am 28. Februar 2009.

Manupuliert: Bochums Marc Pfertzel, rechts, und der Cottbusser Timo Rost am 28. Februar 2009.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein italienischer Zeitungsbericht um eine mögliche Wett- und Spielmanipulation der Bundesliga-Partie VfL Bochum gegen Energie Cottbus (3:2) sorgt für Wirbel. Das Sport-Fachblatt "Gazzetta dello Sport" hatte aus Ermittlungsakten zitiert, in denen ein Ex-Profi damit prahlt, den Ausgang der Bundesliga-Partie Bochum und Cottbus am 28. Februar 2009 schon vor dem Abpfiff gewusst zu haben.

In der 600 Seiten starken Akte "Golden Gol" der Staatsanwaltschaft in Neapel gibt es konkrete Hinweise darauf, dass sich die Wettmafia an dem Spiel in Bochum bereichert hat. Laut Ermittlungsakten hätten die Betrüger durch Live-Wetten bei dieser Begegnung nach Angaben des festgenommenen Spielers "in 20 Minuten 1,2 Millionen Euro gewonnen".

Wollitz ist auf der Palme

Die Vereine reagierten zurückhaltend auf den Bericht, den die "Lausitzer Rundschau" aufgriff. "Wir waren überrascht, diesen ungeheuerlichen Vorwurf aus den Medien zu entnehmen", meinte Cottbus-Präsident Ulrich Lepsch. Der Zweitligist wolle sich "nicht an Spekulationen beteiligen, sondern auf konkrete Ergebnisse der weiteren Ermittlungen warten". Ein VfL-Sprecher sagte: "Wir haben das aus den Medien erfahren und verfolgen das natürlich."

Den Cottbuser Trainer Claus-Dieter Wollitz hingegen brachten die Ermittlungen aus Italien auf die Palme. "Meine erste Reaktion war: Lass mich mit dem Scheiß in Ruhe", sagte Wollitz, der bereits als ehemaliger Trainer des VfL Osnabrück vom Wettskandal betroffen war. Spieler seiner ehemaligen Mannschaft wurden bereits verurteilt. "Für einen kleinen Verein wie Cottbus wäre das eine doofe Sache, auf diese Art und Weise aus der Liga gekegelt worden zu sein", sagte Wollitz.

"So etwas sind reine Spekulationen"

Geht es nach den Informationen aus Italien, ist dieses Szenario durchaus realistisch. Und das Ergebnis der Partie war in der Tat umstritten. "Das war nie ein Elfmeter gegen uns", erinnerte sich Lepsch an die Szene aus der 79. Minute, als durch einen äußerst zweifelhaften Strafstoß der Treffer zum 2:3-Endstand fiel. Auch der angebliche Übeltäter Daniel Ziebig hat die entscheidende Szene noch vor Augen.

"Es kam ein langer Ball. Der Bochumer Sestak lief durch. Wir nahmen ihn etwas in die Zange, aber es war nie Strafstoß", sagte Ziebig, der als einer der wenigen Cottbuser Spieler noch heute das Trikot der Lausitzer trägt. Cottbus musste damals mit 30 Punkten in die Relegation. Bochum blieb mit 32 Zählern in der Liga. Im Falle eines Unentschiedens hätte Bochum in die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg gemusst. "So etwas sind reine Spekulationen, aber bitter ist das schon", sagte Lepsch.

DFB hat "keinerlei Erkenntnisse"

Dass es zu dem möglichen Manipulationsverdacht aber überhaupt eine Untersuchung in Deutschland gibt, scheint aber unwahrscheinlich. "Es gibt keinerlei Erkenntnisse zu dem Spiel VfL Bochum gegen Energie Cottbus. Es gibt auch keine Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Neapel und im Moment auch keine Bemühungen, Erkenntnisse zusammenzuführen", teile die Staatsanwaltschaft Bochum mit. Auch Ralf Köttker, Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes, erklärte: "In den uns vorliegenden Akten gibt es keine Hinweise auf dieses Spiel."

Besagte Partie hatte Bochum mit 3:2 gewonnen. Das entscheidende Tor fiel elf Minuten vor Schluss durch einen höchst umstrittenen Foulelfmeter. Cottbus stieg am Saisonende aus der Bundesliga ab, Bochum rettete seine Bundesliga-Zugehörigkeit dank zweier Zähler.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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