Weihnachtsfrieden von 1914 Wie Fußball einen Moment Ruhe brachte
24.12.2014, 19:58 Uhr
Als die Soldaten 1914 in den Krieg zogen, dachten viele, sie seien an Weihnachten wieder zu Hause (nachgestelltes Bild).
(Foto: picture alliance / dpa)
Es war ein erbitterter Kampf zwischen Franzosen, Deutschen und Briten: Der Erste Weltkrieg ließ die Welt erzittern und forderte Millionen Opfer. Doch der Fußball ließ die Soldaten den nahenden Tod vergessen und stiftete Weihnachten 1914 kurzzeitig Frieden.
Es war bitterkalt. Die deutschen und britischen Soldaten kauerten an jenem Heiligabend 1914 in ihren Schützengräben, nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Zwischen ihnen, im "Niemandsland", lauerte der Tod. Dort, wo schon so viele ihr Leben ließen, bis hierhin waren es fast eine Million. Aber nicht heute.

In Belgien wurde der inoffizielle Waffenstillstand 100 Jahre später nachgestellt - inklusive Fußballspiel.
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An jenem 24. Dezember sollten die Waffen schweigen. Wenigstens für ein paar Stunden, bis zum Tag darauf. Statt zu töten, spielten die meist blutjungen Feinde lieber Fußball. "Für mich persönlich ist die Vorstellung, dass der Fußball vor 100 Jahren für diese jungen Männer eine gemeinsame Sprache, ein Zeichen der Brüderlichkeit war, besonders bewegend", sagte Michel Platini, Präsident der Europäischen Union (Uefa) bei einer Gedenkfeier zum "Weihnachtsfrieden": "Der Sport war ein sehr wichtiges Mittel, spontan ein Zeichen der Menschlichkeit zu setzen."
Die Ereignisse, die sich vornehmlich an Teilen der umkämpften Westfront des 1. Weltkrieges abgespielt haben, sind kaum noch historisch korrekt zu rekonstruieren. Die Überlebenden sind längst gestorben. Allein aus Erzählungen und vergilbter Feldpost lässt sich erahnen, was mitten in einem der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte wirklich passiert ist. Vielleicht ein wenig romantisch verklärt.
"Einfach nur Männer"
"An diesem Weihnachtsmorgen 1914 waren sie nicht länger Franzosen, Engländer, Deutsche oder Belgier - sie waren einfach nur Männer", sagte der französische Präsident François Hollande: "Die Männer verließen im Geiste des guten Willens die Schützengräben, um einen Moment der Freundschaft zu teilen. Das Granatfeuer und der Beschuss an der Front hörten auf."
Im Niemandsland tauschten die Soldaten kleine Geschenke aus. Tabak, Alkohol, Bilder aus der Heimat. Zum Fußballspielen reichten die einfachsten Lederbälle. Wer als erster "Stille Nacht, heilige Nacht" anstimmte, die aus der Heimat geschickten Kerzen und Mini-Tannenbäume auf den Rand der Gräben stellte und damit die gegnerischen Stellungen vom Frieden für einen Moment überzeugte - mal waren es die Deutschen, ein anderer erzählt, es waren sicher die Briten. Eine Rolle spielt das nicht.
"Jeder Krieg ist grausam, aber dieser Krieg unterschied sich von anderen. Der Tod und das Leiden waren von einem Ausmaß, das jeden anderen Konflikt übertrifft", sagte der britische Premierminister David Cameron: "Dennoch gab es diesen einzigartigen Moment, als die Waffen ruhten und der Fußball die Menschen vereinte. Als die Heere aufbrachen, dachten viele, dass sie an Weihnachten wieder zu Hause sein würden."
So weit kam es nicht. Vier Jahre lang kämpfte Europa in den Wirren von Politik und Völkerhass, 17 Millionen Menschen kamen ums Leben. "Der 1. Weltkrieg hat unsere Welt tiefgreifend verändert", sagte Cameron: "Es ist richtig, dass wir uns 100 Jahre später daran erinnern."
Quelle: ntv.de, Jan Mies, sid