Arsenals Legende Ljungberg Wolfsburgs Weltstar sitzt auf der Bank
02.03.2017, 12:48 Uhr
Those were the days: Fredrik Ljungberg im Dezember 2004 mit Thierry Henry.
(Foto: REUTERS)
Mit dem FC Arsenal ist der "größte Pin-up-Boy des Fußballs" einst unbesiegbar. Die "FAZ" schwärmt: "Er ist der Typ, mit dem Männer gerne Pferde stehlen." Nun stellt dieser Freddie Ljungberg beim VfL Wolfsburg Hütchen auf. Wieso nur?
Was will dieser Mann am Mittellandkanal? Karl Fredrik Ljungberg aus Vittsjö, 39 Jahre alt, hat Fußball gekämpft und zelebriert. Er hat 75 Mal für die schwedische Nationalmannschaft gespielt, war ihr Kapitän, er hat bei zwei Weltmeisterschaften und drei Europameisterschaften gespielt. Und er war einer der "Invincibles" des FC Arsenal. Einer der Unbesiegbaren also, die vom 7. Mai 2003 bis zum 16. Oktober 2004 von 49 Partien in der englischen Premier League keine einzige verloren. Die Fans haben ihn für seine unwiderstehlichen, kraftvollen Vorstöße aus dem Mittelfeld geliebt. Und ja, er hat mit seinem Astralkörper Werbung für Unterwäsche gemacht und einst behauptet: "Wenn ich in der Nacht vor einem Spiel Sex habe, verliere ich jegliches Gefühl in meinen Füßen." Dieser Mann hat nun beim VfL Wolfsburg angeheuert.
Nichts gegen seinen Chef Andries Jonker aus den Niederlanden. Und nichts gegen die an sich passablen Fußballer des VfL. Aber der wahre Star der Wolfsburger sitzt ab Samstag in der Bundesliga beim Spiel in Mainz als Assistent auf der Bank: Ljungberg.
Mit 17 Jahren gibt er 1994 für Halmstads BK sein Debüt in Schwedens erster Liga Allsvenskan, drei Jahre später feiert er als Stammspieler mit dem Klub die Meisterschaft. Danach melden sich Arséne Wenger und Arsenal. Neun Jahre bleibt der Mittelfeldakteur bei den "Gunners", absolviert in allen Wettbewerben zusammen 318 Spiele, schießt 72 Tore und bereitet 27 vor. Mit dem Klub aus dem Norden Londons gewinnt er 2001/2002 und 2003/2004 - ungeschlagen! - die Meisterschaft, 2002, 2004 und 2005 den FA-Cup. 2002 wählen sie ihn in England zum besten Profi der Premier League - und in seiner Heimat zum bestgekleideten Schweden.
"Größter Pin-up-Boy des Fußballs"
Sein erstes Tor für Arsenal erzielt er im September 1998 im ersten Spiel fünf Minuten nach seiner Einwechslung beim 3:0 gegen Manchester United - einen knallroten Irokesenkamm auf dem Kopf. Schnell schließen sie ihn in Highbury in ihre Herzen und singen ihm zu Ehren den Evergreen "Can't Take My Eyes Off You". Schießt er ein Tor, rufen die Reporter: "Freddie has been ready." Wenger sagt über Ljungberg: "Er ist ein Siegertyp." Das Männermagazin "GQ" bezeichnet ihn als "größten Pin-up-Boy des Fußballs". Die "Frankfurter Allgemeine" schwärmt: "Ljungberg ist der Typ, mit dem Männer gerne Pferde stehlen und von dem sie zugleich rätseln, warum die Frauen ihm so die Türen einrennen." Was ihn aber zur Legende macht, ist die Sache mit den "Invincibles".
In erwähnter Spielzeit 2003/2004 übersteht das Team der Besessenen mit Ljungberg auf der rechten Außenbahn, den Franzosen Patrick Vieira, Robert Pires und Thierry Henry, dem Niederländer Dennis Bergkamp und dem deutschen Torhüter "Mad" Jens Lehmann als erster Klub in England seit Preston North End in der ersten Profiligasaison 1888/1889 eine ganze Saison ohne Niederlage. Sie schreiben mit 26 Siegen und zwölf Remis Geschichte, feiern schließlich den Titel mit elf Punkten Vorsprung auf den FC Chelsea.
"Wenn man so will, spielten wir Fantasy Football. Wir waren stark, wir schlugen alle und wir hatten die Möglichkeit, auf dem Platz Dinge auszuprobieren, die andere sich nicht trauten", sagte der grandiose Pires in einem Interview mit "French Football" über diese Zeit. "Wir waren nicht arrogant, wir fühlten uns nur unbesiegbar." Arsenals Unbesiegbarkeit endet im Oktober 2004, Ljungberg bleibt noch bis 2007. Dann wechselt er zwar nicht die Stadt, aber den Verein. Nach einem Jahr bei West Ham United spielt er noch in Kanada, den USA, für Celtic in Glasgow, in Japan und schließlich nach dem Rücktritt vom Rücktritt in Indien.
Und wie kommt er nun nach Wolfsburg? Die Geschichte dieser verblüffenden Personalie ist relativ schlicht. Zuletzt hatte er mit Jonker in Arsenals Nachwuchszentrum gearbeitet. Und als der nun als sein Chef den Job als Nachfolger des am Sonntag gefeuerten Valérien Ismaël beim VfL bekam, ging Ljungberg mit. Gemeinsam wollen sie nun verhindern, dass die Wolfsburger aus der Bundesliga absteigen. Man habe gemeinsam ein "kleines Problem zu lösen", kommentierte Jonker die prekäre Situation. Wenger soll, wie es heißt, umgehend per SMS viel Glück für die neue Aufgabe gewünscht haben. Dem "Kicker" sagte Jonker: "Freddie ist einer, der die Spieler überzeugt und ihnen zeigt, was verlangt wird." Sagen wir es so: Siegertypen können sie am Mittellandkanal sicherlich gut gebrauchen.
Quelle: ntv.de