Schmähungen gegen Uli Hoeneß Fans sorgen für Bayern-Frust
04.04.2011, 16:16 UhrNach den unflätigen Protesten einiger Bayern-Fans gegen Präsident Uli Hoeneß springen diesem Ottmar Hitzfeld und Franz Beckenbauer bei. Der Ehrenpräsident fordert gar Konsequenzen aus den Schmähungen im eigenen Stadion. Doch die Fangruppe "Schickeria München" verteidigt ihr Vorgehen.
Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hat nach dem Fan-Affront Unterstützung von höchster Stelle erhalten. Franz Beckenbauer kritisierte die Anhänger des Fußball-Rekordmeisters für ihr Verhalten scharf und forderte Konsequenzen, ohne dabei konkret zu werden. "So kann man nicht mit Uli Hoeneß umgehen, der Bayern seit Jahrzehnten auf Erfolgskurs hält", sagte der Ehrenpräsident der Münchener in der "Bild". Der Verein dürfe sich das nicht gefallen lassen.
Hoeneß selbst zeigte sich in einer ersten kurzen Reaktion enttäuscht und verletzt: "Das ist nicht mein FC Bayern", sagte der 59-Jährige in der Münchner "tz". Ähnlich hatte er schon reagiert, als der Münchner Wunschtorhüter Manuel Neuer bei Schalkes Pokalhalbfinal-Gastspiel von den Bayern-Fans offen angefeindet worden war.
Schmähungen und Hassgesänge
Am Samstag hatten Teile der Fans beim Bundesliga-Heimspiel gegen Gladbach (1:0) mit Spruchbändern und Plakaten ihrem Unmut über die finanzielle Unterstützung des Lokalrivalen 1860 München und der geplanten Verpflichtung von Nationaltorhüter Neuer Luft gemacht. Dabei richtete sich ihr Zorn vor allem gegen Hoeneß, der sich Hassgesänge anhören musste und als "Lügner" beschimpft wurde.
Auch Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber verurteilte das skandalöse Verhalten der Anhänger in einer Stellungnahme. "Echte Fans halten gerade in dieser entscheidenden Phase zusammen und greifen nicht auf unflätigste Weise Uli Hoeneß an, die Seele des Vereins. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass diese kleine Minderheit die Fans des FC Bayern repräsentiert", meinte Stoiber, Vorsitzender des Verwaltungsbeirats der Bayern. Hoeneß sei "der Vater des sportlichen und wirtschaftlichen Erfolges. Er hat immer das Wohl und das Ansehen des FC Bayern im Blick. Zum Sport gehört Fair Play - die üblen Ausfälle vom Samstag haben in einer Sportarena nichts verloren."
"Das würde jeden von uns treffen"
Auch Ottmar Hitzfeld sieht dies ähnlich. "Das würde jeden von uns treffen", sagte der ehemalige Bayern-Trainer und Hoeneß-Freund: "Uli ist einer, der sich immer für die Fans einsetzt. Ich hoffe nur, dass er ruhig bleibt und sich nicht von einer kleinen Gruppe verrückter Fans beeinflussen lässt."
Selbst 1860-Präsident Dieter Schneider zeigte wenig Verständnis für den Fan-Aufstand beim großen Nachbarn. "Das bedauere ich sehr. Man kann so einen ehrlichen Menschen nicht als Lügner beschimpfen", sagte der 63-Jährige. Die Kritik aus der Kurve hält Schneider zudem für unangebracht. "Wir haben wirklich kein Geld vom FC Bayern bekommen." Die Bayern hätten nur Zugeständnisse gemacht, die kaufmännisch vertretbar seien. Schneider räumte aber ein, dass Hoeneß "unserer Bank angeboten hat, acht Millionen Euro nicht haftend zu hinterlegen, damit wir einen niedrigeren Zins bekommen".
Offener Brief der Schickeria
Die Fanvereinigung "Schickeria München", der harte Kern der Bayern-Fans, verteidigte ihre massiven Schmähungen gegen Hoeneß in einem offenen Brief mit dem Titel "Koan Cent! Koan Neuer! Koa One-Man-Show!". Der Bayern-Vorstand habe versichert, dem Lokalrivalen nicht mehr über Gebühr finanziell zu helfen, sich nun aber nicht daran gehalten, heißt es darin unter anderem.
Offensichtlich ist, dass das Engagement des FC Bayern für die Rettung des Lokalrivalen mutwillig falsch interpretiert wird. Der Grund für das Vorgehen der Bayern-Führung ist keineswegs reine Wohltätigkeit, sondern nur Selbstschutz. Hoeneß und Co. agieren nicht im Sinne der Löwen, sondern im Sinne des Rekordmeisters.
Das Kalkül lautet: Geht 1860 München pleite, können die Bayern die noch ausstehenden Forderungen an die Löwen weitgehend abschreiben. Dem Rekordmeister ist zudem sehr daran gelegen, dass 1860 als Stadion-Mieter erhalten bleibt. Der Mietvertrag läuft noch bis 2025 und soll den Bayern bis dahin an die 50 Millionen Euro einbringen. Ein stattliches Sümmchen, selbst für den reichsten Klub Deutschlands.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa