Mesut Özil und Sami Khedira Die Juwelen von Madrid
04.05.2011, 17:19 UhrMadrid ist größer als Bremen, Spanisch anders als Deutsch und Cristiano Ronaldo technisch versierter als Pavel Progrebnyak. Als Sami Khedira und Mesut Özil zu Real Madrid wechseln, erwartet sie zudem ein Trainer, der sich für den "Auserwählten" hält. Geschadet hat ihnen das alles nicht.

Für Mesut Özil (l.) und Sami Khedira war das erste Jahr bei Real durchaus erfolgreich.
(Foto: REUTERS)
Zugegeben - die Eingewöhnungsphase in Madrid fällt Sami Khedira und Mesut Özil zunächst nicht ganz so einfach. Beide beherrschen kein Wort Spanisch, Trainer Mourinho bemängelt sogar, sie würden nicht einmal vernünftig Englisch sprechen. Und überhaupt, fährt der Portugiese, der im Übrigen fünf Sprachen fließend spricht, fort: "Ihr Sozialleben innerhalb der Mannschaft ist gleich null. Khedira lebt mit Özil und Özil lebt mit Khedira." Diese Aussagen von José Mourinho stammen vom vergangenen September. Knapp eine Saison später sind die deutschen WM-Teilnehmer aus der Mannschaft von Real Madrid nicht mehr wegzudenken.
"Özil erobert das Bernabéu"
Es ist die 87. Minute im Stadion Santiago Bernabéu. Real Madrid spielt zum Auftakt der Champions League gegen Ajax Amsterdam. Auf der Anzeigetafel des vierten Offiziellen leuchtet die Nummer 23 auf. Das gesamte Stadion erhebt sich, tosender Applaus hallt durch die Ränge. Applaus für Mesut Özil, der nach einer Gala-Vorstellung ausgewechselt wird. Real gewinnt mit 4:0, Özil steuert zwei Vorlagen bei und führt im Mittelfeld eindrucksvoll Regie. "Die Ovationen waren sehr bewegend", sagt der 21-Jährige nach der Partie.
Selbst die spanische Presse überschlägt sich, wenn vom Deutsch-Türken die Rede ist: "Özil ist die Entdeckung des Jahres", "Özil erobert das Bernabéu" oder auch "Ozil ist ein Juwel und wer weiß, ob er nicht der unerwartete Galaktische ist". Eigentlich sind diese Aussagen der spanischen Fußballfachwelt wenig erstaunlich, hat man auf der iberischen Halbinsel doch seit jeher eine Vorliebe für spektakuläres Offensivspiel und feine Techniker. Genau das muss Sami Khedira in Madrid erfahren.
Khedira ist Reals "Kronjuwel"
Nachdem Real das Pokal-Hinspiel gegen UD Levante deutlich mit 8:0 gewonnen hat, tritt Mourinho zum Rückspiel mit einer besseren B-Elf an, Khedira ist einer der wenigen Stammspieler in der Startformation. Real verliert mit 0:2 und der 24-Jährige macht im defensiven Mittelfeld keine allzu starke Partie. Am Folgetag wird er von der Presse förmlich zerrissen: "Khedira war ein Tollpatsch", urteilt die Zeitung "ABC". Die Presse hält Khedira oft für zu unauffällig, weil er sich auf die wesentlichen Aufgaben im Mittelfeld besinnt.
Bei seinem Trainer Mourinho genießt der gebürtige Stuttgarter aber hohe Wertschätzung. Für ihn ist Khedira das "Kronjuwel" der Mannschaft, der Portugiese schätzt sein einsatzfreudiges und zuverlässiges Spiel sowie seine hohe taktische Disziplin. Auch am deutschen Bundestrainer ist die positive Entwicklung des Deutsch-Tunesiers im vergangenen Jahr nicht vorbeigegangen: "Die Konstellation Khedira/Schweinsteiger hat hervorragend geklappt. Es ist für mich die erste Option", sagte Joachim Löw. Das heißt auch: Falls Michael Ballack noch einmal in die DFB-Elf zurückkehren würde, müsste er Khedira schon aus dem Mittelfeld verdrängen.
Regisseur Özil steht wie Khedira bei Mourinho ganz hoch in der Gunst: "Er ist richtig, richtig gut. Imponierend ist seine Persönlichkeit, denn es ist nicht einfach, für einen Club wie Real Madrid zu spielen." Liest man jedenfalls Özils Statistik, könnte man meinen, er hätte nie etwas anderes getan: Insgesamt steht der Ex-Bremer in dieser Spielzeit 42-mal in der Startelf der Madrilenen, trifft zehnmal selbst und legt 22-mal für seine Mitspieler auf.
Mourinho muss bleiben
Auch wenn sich Khediras Saisonbilanz nicht ganz so spektakulär liest wie die seines Landsmannes – drei Vorlagen in 40 Spielen, kein eigener Treffer – so hat er sich zu einer festen Größe entwickelt und ist aus dem "System Mourinho" als dynamischer Antreiber und starker Zweikämpfer nicht mehr wegzudenken. Darüber hinaus macht Khedira seine Verletzungsanfälligkeit auch in dieser Spielzeit immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Zuletzt verpasst er die Prestigeduelle in der Königsklasse gegen den Erzrivalen FC Barcelona, nachdem er sich im Pokalendspiel, das Real gegen die Katalanen gewinnt, einen Muskelfaserbündelriss zuzieht und wohl bis zum Saisonende ausfallen wird.
Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen Real Madrid nach dem Champions League-Aus und der ziemlich sicher verspielten Meisterschaft in der kommenden Saison ergreifen wird, um Barça endlich vom spanischen Fußballthron zu stoßen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Präsident Florentino Pérez Unsummen von Geld in die Hand nimmt, um mit hochkarätigen Transfers den Erfolg einzukaufen. Doch solange José Mourinho, der "Auserwählte", Trainer bei Real bleibt, werden Özil und Khedira dabei sicher nicht auf der Strecke bleiben.
Quelle: ntv.de