Wundersame Rettung gegen Bochum Gladbach bleibt erstklassig
25.05.2011, 22:36 Uhr
Sieben Monate stand Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga-Saison 2010/11 auf einem Abstiegsplatz. Absteigen muss der Klub dank der Relegation trotzdem nicht.
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Borussia Mönchengladbach bleibt in der Fußball-Bundesliga und stürzt den VfL Bochum ins Tal der Tränen. Im Relegations-Rückspiel reicht ein Remis beim VfL, um nach dem 1:0-Hinspielerfolg die spektakuläre Aufholjagd in der Bundesliga mit dem Klassenerhalt zu krönen. Bochum bleibt hingegen erstmals der direkte Wiederaufstieg verwehrt.

Lucien Favre hat die klinisch tote Borussia erst wiederbelebt und letztendlich auch gerettet.
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Der Bundesliga-Dino bleibt drin: Im Nachsitzen hat Borussia Mönchengladbach das Horrorszenario 2. Liga abgewendet und den Klassenverbleib im deutschen Fußball-Oberhaus doch noch geschafft. Der Elf vom Niederrhein reichte ein 1:1 (0:1)-Remis im Relegations-Rückspiel beim Zweitliga-Dritten VfL Bochum, nachdem Gladbach die erste Partie noch mit 1:0 gewonnen hatte. Jungstar Marco Reus vereitelte mit seinem goldenen Treffer den dritten Erstliga-Abstieg der von vielen schon vor Monaten abgeschriebenen "Fohlen" nach 1999 und 2007.
"Wir haben nach einer Saison mit vielen Tiefen am Ende noch Großes geschafft", meinte Sportdirektor Max Eberl, während die Gladbacher Spieler den Klassenverbleib mit ihren Fans so ausgelassen wie eine Meisterschaft feierten. "Das, was wir in dieser Saison erlebt haben, war extrem in allen Belangen. Die Fans haben das Recht, jetzt zu feiern." Trainer Lucien Favre lobte seine Mannschaft für die nicht mehr für möglich gehaltene Wende im Abstiegskrimi: "Die haben sehr schnell verstanden, was ich wollte", sagte der Schweizer.
Reus beißt sich durch

Held des Abends für die Gladbacher: Marco Reus, der mit seinem Tor zum 1:1 den Klassenerhalt besiegelte.
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Siegtorschütze Reus, der mit Muskelbeschwerden angeschlagen ins Spiel ging, sagte: "Ich wollte auf die Zähne beißen und unbedingt spielen. Das war's wert." Gladbachs Havard Nordtveit (24.) brachte Bochum per Eigentor in Führung, Reus (72.) traf nach schwacher erster Hälfte zum 1:1. Erst nach gut einer Stunde schien Favres Elf die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und erwachte aus der Lethargie.
Der sportliche Erfolg könnte nun auch für etwas Ruhe in der Chefetage sorgen: Eine Oppositionsgruppe um Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg will an diesem Sonntag bei der Jahreshauptversammlung mit Hilfe von Satzungsänderungen Macht im Verein gewinnen - offen, ob das gelingt. Die jetzige Führungscrew um Eberl stellt sich dem entgegen: "Es geht um elemenare Dinge."
Funkels Aufstiegsserie reißt
Der VfL um Trainer Friedhelm Funkel verpasste hingegen den siebten Bundesliga-Aufstieg nach 1971, 1994, 1996, 2000, 2002 und 2006 und damit erstmals nach einem Abstieg die direkte Rückkehr in die Bundesliga. Dabei hatte der aufstiegserfahrene Coach mit einer unkonventionellen Maßnahme vor dem Spiel noch einmal alles versucht: Er zeigte seinen Spielern ein Video des Gladbacher Hinspieltores, als Igor de Camargo 15 Sekunden nach Ende der regulären Nachspielzeit getroffen und die Ruhrpott-Gemüter erhitzt hatte. Ob der unglücklichen Pleite startete der einstige Uefa-Cup-Teilnehmer wütend und voller Tatendrang.
Und die abwartenden Gladbacher? Hatten anfangs kaum etwas dagegenzusetzen. Lauf- und Einsatzbereitschaft erzürnten auch Trainer Favre. Der konnte an seinem 100. Tag in Gladbacher Diensten zwar auf den angeschlagenen Reus zurückgreifen, sah seine Elf aber auch mit dem flinken Offensivmann zunächst immer wieder in Bedrängnis.
Starke erste Bochumer Hälfte

Friedhelm Funkel muss den siebten Erstliga-Aufstieg des VfL um mindestens ein Jahr verschieben.
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Schon nach drei Minuten verlängerte Marcel Maltritz im mit 28.650 Besuchern ausverkauften Rewirpower-Stadion eine Ecke an die Latte des "Fohlen"-Gehäuses - der starke Borussen-Torwart Marc-André ter Stegen wäre geschlagen gewesen. Etwas später war das der Fall: Der bissige Mirkan Aydin setzte sich an der Strafraumkante stark durch, passte auf den durchgestoßenen VfL-Kapitän Christoph Dabrowski, und dessen flache Hereingabe bugsierte Nordtveit unglücklich ins eigene Tor.
Die Borussia schien ihren Vorteil durch den Hinspielsieg leichtfertig zu verzocken, kam bis zur Pause zu keiner nennenswerten Gelegenheit. Erst danach machte die Elf vom Niederrhein, nach dem Trainerwechsel zu Lucien Favre immerhin noch vom Tabellenende auf Rang 16 geklettert, mobil. Nach einer schönen Kombination bedient Hinspieltorschütze de Camargo den davonstürmenden 22-jährigen Reus, der VfL-Torwart Andreas Luthe aus kurzer Distanz keine Chance ließ. Ein goldener Treffer, der Gladbach in der Liga hielt.
VfL Bochum - Bor. Mönchengladbach 1:1 (1:0)
Tore: 1:0 Nordtveit (24./Eigentor), 1:1 Reus (72.)
Bochum: Luthe - Freier, Maltritz, Yahia, Ostrzolek - Dabrowski, Johansson - Azaouagh (63. Federico), Toski, Dedic (75. Saglik) - Aydin
Mönchengladbach: ter Stegen - Janeczek, Stranzl, Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter - Reus (85. Matmour), Arango - Hanke (90.+3 Brouwers), Idrissou (68. de Camargo)
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Zuschauer: 28.650 (ausverkauft)
Quelle: ntv.de, dpa