Fußball

Kein Interesse an FIFA-Reformen Zwanziger bleibt in Schusslinie

Die Kritik an DFB-Präsident Theo Zwanziger für seine kritikfreie Haltung zum korrupten Fußball-Weltverband (FIFA) reißt nicht ab. Der frühere FIFA-Mitarbeiter Guido Tognoni unterstellt Zwanziger offen, gar kein Interesse an ernsthaften Reformen zu haben.

Guido Tognoni kennt das FIFA-Innenleben bestens.

Guido Tognoni kennt das FIFA-Innenleben bestens.

(Foto: REUTERS)

Guido Tognoni, 14 Jahre lang für die Abteilungen Presse und Marketing beim Fußball-Weltverband verantwortlich und inzwischen eine Art FIFA-Chefkritiker, hat erneut harsche Kritik an den Strukturen der FIFA und der Rolle des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geübt. Der 61-Jährige, der sich seit dem Spätherbst 2010 kritisch über seinen früheren Arbeitgeber äußert, vermisst den Einfluss des mächtigen DFB um die durch Korruption in Verruf geratene FIFA zu reformieren. Insbesondere vermisst er klare Worte von DFB-Präsident Theo Zwanziger, der am Mittwoch schon von Bayern-Präsident Uli Hoeneß attackiert worden war.

"Deutschland liefert mit seinen Weltfirmen wie adidas und Continental und mit gut dotierten Fernsehverträgen einen großen Teil der Einnahmen für das FIFA-Budget. Daraus erwächst Macht und Einfluss. Wenn man nur will", sagte Tognoni in einem Interview mit dem Magazin "Stern".

Aus purer Loyalität zum FIFA-Präsidenten Sepp Blatter und zur Institution FIFA würde sich Deutschland zurückhalten, so Tognoni, außerdem habe "sich der DFB damit abgefunden, dass seine Stimme in der FIFA nicht mehr wert ist als jene von Papua-Neuguinea oder Mosambik". Zwanziger werde und kann nicht für Veränderungen stehen. "Wenn man das Handeln der Deutschen in den letzten Wochen erlebt, kommt man zu dem Schluss, dass er das auch gar nicht will."

Erneuerung der Strukturen

Tognoni wünscht sich eine Reform der eingefahrenen FIFA-Strukturen durch jüngere Fußball-Fachleute an der Spitze des Weltverbandes. "Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff zum Beispiel, der steht als 43-Jähriger für eine ganz andere Generation, eine andere Art von Fußball-Marketing. Ein Typ wie Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hätte der FIFA auch einmal gutgetan." Deshalb sei es ein Jammer, so Tognoni weiter, dass dieser seit 30 Jahren nur von Bayern München und seinen Würsten absorbiert werde: "Heute ist es dafür zu spät: Er wäre wohl nach einem Monat selbstmordgefährdet."

Zur Erneuerung der FIFA gebe es nur zwei Lösungsansätze. "Die erste ist, dass man den Laden komplett einstampft und wieder neu aufbaut", so Tognoni im "Stern". Somit bliebe nur die Politik der kleinen Schritte.

Obwohl in den letzten Wochen gegen zehn von 24 Exekutiv-Mitgliedern Korruptionsvorwürfe erhoben wurden, glaubt Tognoni, dass nur wenige der Exko-Funktionäre korrumpierbar seien: "Die kann ich mühelos an einer Hand abzählen." Als kleinen Fortschritt sieht Tognoni, dass in Zukunft alle 208 FIFA-Mitglieder und nicht nur die Exekutive über Austragungsorte einer WM abstimmen werden. "Man müsste nun 105 bestechen, um zum Ziel zu kommen. Bislang hätten 13 von 25 gereicht."

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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