Bestechungsskandal in der FIFA Bin Hammam droht mit dem CAS
22.07.2011, 18:58 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der ehemalige FIFA-Präsidentschaftskandidat Mohamed Bin Hammam verzichtet darauf, sich persönlich vor der Ethikkommision des Weltverbandes wegen angeblicher Bestechungszahlungen zu verteidigen. Weil seine lebenslange Sperre ohnehin feststehe, will der Katarer vor den CAS ziehen.
FIFA-Spitzenfunktionär Mohamed Bin Hammam droht am Samstag eine lebenslange Sperre durch die Ethikkommission des Weltverbandes FIFA. Doch der Katarer glaubt an einen "Sieg der Gerechtigkeit" und plant deshalb auch den Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS. "Die Vorwürfe und Beweise gegen mich sind schwach und ohne jegliche Substanz. Die Vorwürfe sind vor keinem Gericht der Welt zu halten. Aber ich bin mir sicher, dass am Ende die Gerechtigkeit siegen wird, wenn es einen fairen Prozess vor dem CAS oder einem anderen ordentlichen Gericht gibt", schrieb Bin Hammam vor Beginn der Anhörung in Zürich auf seiner Homepage.

Mohamed Bin Hammam überlässt seine Verteidigung vor dem FIFA-Ethikkomitee seinen Anwälten.
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Allerdings tauchte der 62-Jährige am Freitag nicht persönlich in Zürich auf. Nach Informationen der französischen Nachrichtenagentur AFP wird Bin Hammam auch der Urteilsverkündung am Samstag fernbleiben und seine Verteidigung alleine den Anwälten überlassen.
"Rechne ich fest mit einer Verurteilung"
Bin Hammam fürchtet, dass das Urteil der FIFA-Ethikkommission bereits vor der offiziellen Verkündung feststeht. "Die FIFA hat ihre Entscheidungen bereits vor Wochen gefällt. Nach dem, was vonseiten der FIFA seit meiner Suspendierung alles zu vernehmen war, scheint es für sie nun unmöglich zu sein, ihre Fehler einzugestehen. Deshalb rechne ich fest mit einer Verurteilung", sagte Bin Hammam.
Der gescheiterte Herausforderer des FIFA-Präsidenten Joseph Blatter steht vor der Verhandlung enorm unter Druck, auch wegen seiner Rolle bei der dubiosen Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar. Blatter selbst wird nicht an der Anhörung in Zürich teilnehmen, sondern am Wochenende lieber Termine in Argentinien wahrnehmen. Zuletzt verlautete aus Kreisen des Weltverbandes, Bin Hammam habe sich bei den Untersuchungen der Ethikkommission in den vergangenen sieben Wochen wenig kooperativ gezeigt. Ob das wirklich stimmt oder diese Aussagen nur politisch motiviert sind, ist jedoch unklar.
Selektive Ermittlungen
Die Anschuldigungen gegen den ehemaligen Präsidenten der Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC) wurden in den vergangenen Wochen immer konkreter. Bin Hammam soll gemeinsam mit dem mittlerweile zurückgetretenen Jack Warner aus Trinidad und Tobago bei einem Treffen der Karibischen Fußball-Union (CFU) im Mai Stimmen für seine Kandidatur gekauft haben. Geldgeschenke in Höhe von jeweils rund 40.000 US-Dollar sollen an die Delegierten verteilt worden sein. Kurios: Gegen die Empfänger der vermeintlichen Schmiergelder ermittelt die FIFA nicht.
Kurios überdies: Das Treffen, von dem FIFA-Boss Blatter im Vorfeld ebenso wusste wie von den Bestechungsbestrebungen, fand auch deshalb statt, weil Bin Hammam zu einem vorherigen Treffen des Nord- und Mittelamerikanischen Fußballverbandes CONCACAF in den USA nicht anreisen und dort Wahlkampf machen konnte - weil ihm das Visum verwehrt wurde. Die Bestechungsvorwürfe wiederum erhob der US-Amerikaner Chuck Blazer, der als treuer Blatter-Gehilfe gilt.
Sowohl Bin Hammam als auch Warner bestreiten die Vorwürfe, wurden aber dennoch am 29. Mai von der Ethikkommission suspendiert. Der ehemalige FIFA-Vizepräsident Warner ist bereits von allen Ämtern zurückgetreten und hat sich so einer Strafe durch die FIFA entzogen. Für ihn gelte nun wieder die Unschuldsvermutung. Die Entscheidung im Fall Bin Hammam wird am Samstag bekanntgegeben. Gefallen dürfte sie schon sein, das Ende der Affäre aber nicht.
Quelle: ntv.de, cwo/sid