Fußball

Wen nimmt Löw mit zur Fußball-EM? Der fünfte Beatle und die grünen Jungs

Einige deutsche Nationalrücken.

Einige deutsche Nationalrücken.

(Foto: dpa)

Ist der Papst katholisch? Fährt Miroslav Klose mit zur Fußball-EM? Auch nach der Niederlage der DFB-Elf gegen Frankreich sind das nicht die Fragen, die uns beschäftigen. Bundestrainer Joachim Löw auch nicht. Aber wer darf außer Klose noch mit nach Polen und in die Ukraine? Wir haben Antworten gesucht - und gefunden.

Wen ruft Löw in den Osten?

Wen ruft Löw in den Osten?

(Foto: dpa)

Dabei hatte alles so schön begonnen, ein mit 37.8000 frohgestimmten Zuschauern ausverkauftes Weserstadion, deutsche Fußballnationalspieler, die, als sei es eine Reminiszenz an den SV Werder Bremen, in grünen Hemden spielten und ein Bundestrainer, der an diesem Abend wieder aussah wie der fünfte Beatle, wie das Magazin "11Freunde" jüngst bemerkte. Doch dann verliert die DFB-Elf ihre Partie gegen Frankreich mit 1:2.

Was bleibt, ist die Vermutung, dass die Spieler, die in diesem letzten Freundschaftsspiel vor der Kadernominierung Anfang Mai nicht dabei waren, darüber nicht traurig sein müssen. Kapitän Philipp Lahm, sein Stellvertreter Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Per Mertesacker und Jungstar Mario Götze dürfen sich sicher sein, dass sie zu den 23 Auserwählten gehören, die bei der Europameisterschaft ab dem 8. Juni in Polen und der Ukraine dabei sind. Warum? Das lesen Sie hier. Die deutschen Kicker in der Einzelkritik - und ihre Chancen auf einen Fahrschein zur EM.

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Tim Wiese: Bleibt sich und seiner Mannschaft treu. Steht er im Tor, gewinnt die Nationalelf nicht. Seine Bilanz: Sechs Spiele, drei Niederlagen, drei Unentschieden. Tragisch. Zeigte aber bei drei Paraden auf der Linie, dass er ein Guter ist. Und auch, dass er allen Unkenrufen zum Trotz seinen Strafraum beherrscht. Und mitunter durchaus mitspielt.

Die Treffer der Franzosen konnte er nicht verhindern. Hätte auch kein anderer geschafft. Ansonsten gibt sich der 30 Jahre alte Tormann des SV Werder geläutert. Vor der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika hatte er noch angekündigt, er werde um einen Platz zwischen den Pfosten kämpfen, "bis mir Blut aus den Ohren tropft". Inzwischen reicht es ihm, bis zur Europameisterschaft im Sommer seine Position als, wie er sagt, "klare Nummer zwei" zu verteidigen. Viel bringen wird ihm das nicht, es sei denn, Manuel Neuer, die klare Nummer eins, verletzt sich noch.

Arbeit oder Urlaub? Beides. Tim Wiese wird in der Ukraine und Polen dabei sein. Und auf der Bank sitzen. Weil Manuel Neuer vom FC Bayern München im Tor steht. Er ist die klare Nummer eins. Der dritte Mann wird aller Voraussicht nach Hannovers Ron-Robert Zieler sein. Auch wenn niemand weiß, warum es partout Usus ist, gleich drei Torhüter zu einem Turnier mitzunehmen.

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Jerome Boateng: Eigentlich hätte sein 20. Länderspiel ein Festabend für den 23-jährigen Abwehrspieler des FC Bayern sein müssen. Ihm macht's ja, wie er mehrfach betont hat, innen mehr Spaß. Sein Problem ist, dass die Plätze im deutschen Abwehrzentrum vergeben sind. Seine Chance ist, dass er es als Außenverteidiger, zumal auf der rechten Problemseite der DFB-Elf, auch ganz gut kann. So fing er gegen Frankreich als rechtes Glied in der Vierkette an, machte seine Sache gegen seinen Vereinskollegen Franck Ribéry ordentlich und zeigte zumindest zu Beginn einen gewissen Drang zur Offensive. Nach der Pause durfte er dann tatsächlich neben Mats Hummels in der Mitte verteidigen, weil Holger Badstuber raus musste. Und wirkte dort weit weniger souverän. Komisch eigentlich.

Arbeit oder Urlaub? Weil es im Profifußballerleben nicht nach dem Lustprinzip geht, fährt Jerome Boateng mit zur EM - und zwar als rechter Verteidiger. Es sei denn, die Innenverteidigung erkrankt komplett oder Philipp Lahm lässt sich doch noch klonen und spielt auf beiden Abwehrseiten gleichzeitig. Abgesehen davon ist Boateng der Härteste im deutschen Team. Schon beim Testspiel in der Ukraine (3:3) hatte er als Einziger nach der Partie mit freiem Oberkörper den Platz verlassen, in Bremen spielte keiner außer ihm im kurzärmligen Trikot. Als Backup für Boateng darf auch Benedikt Höwedes hoffen, er sollte zumindest eine Reiserücktrittsversicherung abschließen. Wolfsburgs Christian Träsch kann den Urlaub buchen.

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Mats Hummels: Ihm macht's, wie dem Kollegen Boateng, in der Mitte sehr viel Spaß. Sein Vorteil ist, dass er auch dort spielen darf, inzwischen 13 Mal. Würde das auch gerne bei der EM. Doch da gibt es ja noch den Kollegen Per Mertesacker vom FC Arsenal. Der fehlte zwar, weil verletzt, bei der Niederlage in Bremen, kann sich aber nicht dagegen wehren, dass ihm immer noch und immer wieder der inoffizielle Titel des Abwehrchefs aufgedrängt wird. Zumal der 23 Jahre alte Hummels gegen Frankreich längst nicht so sicher agierte wie regelmäßig beim Bundesligatabellenführer Borussia Dortmund. Hatte aber andererseits auch starke Szenen im Spielaufbau und ist einer, der weiß, wo er zu stehen hat.

Arbeit oder Urlaub? Mats Hummels fährt mit. Allerdings, sofern Per Mertesacker nach seiner Knöchelverletzung wieder Tritt fasst, als Innenverteidiger Nummer drei. Wobei niemand daran zweifelt, dass es sinnvoll ist, drei Innenverteidiger mit zu einem Turnier zu nehmen. Klassischer Löw'scher Wenn-dann-Spieler. Wenn Mertesacker ausfällt, dann ist er da.

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Holger Badstuber: Hatte in seinem 19. Einsatz in der DFB-Elf nach einer guten halben Stunde kein Glück, als der von ihm geköpfte Ball nur am Pfosten des französischen Tores landete. Aber er soll ja auch Tore verhindern, schließlich ist er Innenverteidiger. Das gelang ihm allerdings beim 0:1 nicht, weil er die Lücke in der Abwehr nicht schloss, die Kollege Dennis Aogo hatte entstehen lassen. Für ihn kam, da ihn laut Bundestrainer seine Bauchmuskeln schmerzten, nach der Pause der Schalker Benedikt Höwedes und rückte auf die Position des rechten Verteidigers. Fiel an seinem 24. Geburtstag vor allem dadurch auf, dass er nach seinem dreifachen Jochbeinbruch eine Maske trug.

Arbeit oder Urlaub? Nicht nur, weil er in Bremen in der ersten Halbzeit öfter als jeder andere in seiner Mannschaft am Ball war, ist Holger Badstuber gesetzt. Schließlich hat der Bundestrainer oft genug betont, dass er seine Entscheidung nicht von einer Partie abhängig macht.

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Dennis Aogo: Trug in seinem zehnten Länderspiel, weil er sich von Mathieu Debuchy wie ein Anfänger ausspielen ließ, seinen Teil dazu bei, dass die Franzosen nach 21 Minuten mit 1:0 in Führung gingen. Der 25 Jahre alte Hamburger wirkte als linkes Glied der Viererkette gehemmt und nicht wie einer, der sich freut, wenn er den Ball bekommt. Und wenn er ihn doch bekam, spielte er ihn eher zurück als nach vorne. Auch das 2:0 für die Gäste fiel über seine, die linke Seite.

Arbeit oder Urlaub? Für Dennis Aogo ging es darum, sich auf der Position des linken Außenverteidigers als Nummer zwei hinter Philipp Lahm zu empfehlen. Es gibt kein Anzeichen für die These, dass ihm das gelungen ist. Auch wenn Joachim Löw hinterher sagte, er wisse, "dass er die Fähigkeiten hat, noch mehr zu leisten". Der Bundestrainer sagte aber auch, Aogo habe "engagiert und bisweilen etwas unglücklich" agiert. Wir vermuten, dass sich da eher der Dortmunder Marcel Schmelzer Hoffnungen machen darf.

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Sami Khedira: Auf der Sechserposition vor dem Abwehrverbund in seinem 25. Länderspiel einer der besten deutsche Spieler. Der 24-Jährige von Real Madrid war fleißig und lauffreudig wie meist, stand sicher in der Defensive und sorgte für ordentlichen Schwung nach vorne. Oder wie die Fußballer sagen: Er kümmerte sich um den Spielaufbau, und das durchaus konstruktiv. Nach der Pause allerdings verpuffte sein Elan. Nach 70 Minuten kam der Leverkusener Lars Bender für ihn auf den Rasen und zu seinem vierten Länderspiel.

Arbeit oder Urlaub? Sami Khedira kann davon ausgehen, dass er auch im Juni dabei ist. Schließlich hat er schon bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika gezeigt, wie wertvoll er im defensiven Mittelfeld ist. Und wenn einer so etwas nicht vergisst, dann Joachim Löw. Und Lars Bender? Sollte sich nach bärenstarken Leistungen im Verein mit seiner Ferienplanung zurückhalten. Allerdings hat er noch einen starken Konkurrenten: Sven Bender, seinen Zwillingsbruder. Der hatte seine Einladung nach Bremen wegen einer Verletzung kurzfristig ausschlagen müssen.

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Toni Kroos: War an diesem feuchtkühlen Abend an der Weser in seiner 25. Partie für Deutschland der schwächere, unauffälligere Teil der Doppelsechs und hatte seine wenigen besseren Szenen in der Offensive. Was vielleicht daran lag, dass der 22-Jährige zurzeit beim FC Bayern mit der Rolle des Ersatzspielers vorlieb nehmen muss. Vielleicht aber auch daran, dass er Bastian Schweinsteiger als Mitspieler vermisste.

Arbeit oder Urlaub? Wer sich daran erinnert, wie der Bundestrainer ihn im noch gar nicht so lange vergangenen Herbst gelobt hat, und wer weiß, wie eisern Joachim Löw Spielern, von denen er viel hält, die Treue hält, der weiß auch, dass Toni Kroos seinen Platz im EM-Kader sicher hat. Die Frage ist nur, wer neben Bastian Schweinsteiger spielt: er oder Sami Khedira?

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Marco Reus: Der Noch-Mönchengladbacher und Bald-Dortmunder stand in seinem vierten Länderspiel erstmals anstelle von Thomas Müller in der Startelf und spielte im rechten offensiven Mittelfeld. "Er musste ja auch irgendwann mal bei uns von Anfang an spielen", sagte der Bundestrainer. Und Marco Reus sah das, was Joachim Löw geahnt hatte: "Klar, Frankreich, Nationalmannschaft ist dann doch noch eine Stufe höher." Reus zeigte nach schleppendem Beginn, wie schnell er ist, dass er gerne Fußball spielt und hätte fast sein erstes Tor im Nationaltrikot erzielt. Wechselte nach dem Ausscheiden von André Schürrle auf die linke Seite und nach 70 Minuten für Cacau auf die Bank. Dem Stuttgarter gelang das erste deutsche Tor gegen Frankreich seit 1990.

Arbeit oder Urlaub? Noch so ein Löw'scher Wenn-dann-Spieler. Wenn Thomas Müller mal eine Pause braucht, Lukas Podolski nicht dabei oder André Schürrle verletzt ist, dann ist Marco Reus da. Und es gibt nun wirklich schlechtere Optionen, als den 22-Jährigen in der Hinterhand zu haben.

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Mesut Özil: Der offizielle Fanklub der Nationalmannschaft hat den 23-Jährigen zum besten Spieler des vergangenen Jahres geehrt und durfte ihm vor der Begegnung auf dem Rasen gratulieren. Da ist die Fallhöhe natürlich enorm, zumal es für ihn, der einst bei Werder kickte, eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte war. Das 31 Länderspiel war nicht sein bestes, dennoch war er einer der Besseren. Er bereitete als zentraler Mittelfeldspieler die Torchancen vor, er suchte selbst den Abschluss. Auch wenn es zum Schluss so aussah, als spielte er nicht mehr mit voller Kraft.

Arbeit oder Urlaub? Hallo?! Ohne Mesut Özil zur Europameisterschaft? Niemals.

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André Schürrle: Der Leverkusener durfte in seiner elften Partie in der DFB-Elf auf der linken Seite im Mittelfeld, also auf der Lukas-Podolski-Seite, beginnen, weil Lukas Podolski sich nach einer Verletzung noch schonen musste. Oder Englisch lernen. Allerdings gelang Schürrle nicht viel, und zu allem Überfluss setzte ihn der Franzose Mathieu Debuchy, vom Schiedsrichter unbemerkt, nach 40 Minuten per Ellenbogencheck außer Gefecht. Für den 21-Jährigen kam noch vor der Pause Thomas Müller, der dann wie erwähnt mit Marco Reus die Plätze tauschte. Aber dort auch nicht viel bewirkte.

Arbeit oder Urlaub? Wieder einer aus der Spezies Wenn-dann. Wenn Lukas Podolski nicht spielt, dann spielt André Schürrle. Also nichts wie ab zur EM. Und Thomas Müller? Ist auf der rechten Seite im offensiven Mittelfeld gesetzt, sein Backup heißt Marco Reus.

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Miroslav Klose: Hatte in seinem 115. Länderspiel drei Chancen, ein Tor zu schießen, tat es aber nicht, vor allem, weil Hugo Lloris, Frankreichs Torhüter, etwas dagegen hatte. So war nach 45 Minuten Schluss, weil er über Schmerzen im Fußgelenk klagte. Da schonte der Bundestrainer den 33-Jährigen lieber und wechselte Mario Gomez ein. Der Stürmer des FC Bayern übernahm die Kapitänsbinde, lief viel, mühte sich, traf aber auch nicht.

Deutschland - Frankreich 1:2 (0:1)

Tore: 0:1 Giroud (21.), 0:2 Malouda (69.), 1:2 Cacau (90.+1)
Deutschland: Wiese -  Boateng, Hummels, Badstuber (46. Höwedes),  Aogo - Khedira (70. Bender), Kroos - Reus (70. Cacau), Özil, Schürrle (45. Müller) - Klose (46. Gomez)
Frankreich: Lloris - Debuchy, Rami, Mexes, Abidal - M´Vila (62.  Malouda), Cabaye (62.  Alou Diarra) - Nasri, Valbuena (68.  Amalfitano), Ribery (46. Menez) - Giroud (76. Saha)

Referee: Tagliavento (Italien)
Zuschauer: 37.800

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Arbeit oder Urlaub? Ist die Erde eine Kugel? Ist der Papst katholisch? Fährt Miroslav Klose mit zur Europameisterschaft? Und ja, Mario Gomez ist auch dabei. Wegen der Nibelungentreue des Bundestrainers Cacau wohl ebenso. Es sei denn, der fünfte Beatle nimmt nur zwei Stürmer mit und dafür lieber einen Mittelfeldspieler mehr.

Quelle: ntv.de

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