Fußball

Lionel Messi demütigt Leverkusen Fußballgott im Spielzeugladen

"Ich bin sehr zufrieden": Lionel Messi.

"Ich bin sehr zufrieden": Lionel Messi.

(Foto: dpa)

"Mamma mia, Messi!" Während die Fußballwelt sich an der Spielkunst des Argentiniers berauscht und der FC Barcelona seinen Gegner mühelos zerlegt, wollen die Leverkusener am liebsten diese Schmach aus ihrer Erinnerung streichen. Nur - wer könnte diesen Lionel Messi jemals vergessen?

Abhaken. Das war es, was die Leverkusener hinterher unisono zu Protokoll gaben. "Wir müssen versuchen, das abzuhaken", sagte Trainer Robin Dutt. "Wir müssen das Spiel in Barcelona schnell abhaken", sagte Sportchef Rudi Völler. "Es bringt ja nichts, jetzt jemanden in die Pfanne zu hauen. Wir müssen das abhaken", sagte Stürmer Stefan Kießling. Das hatte etwas Beschwörendes. Nur - wer könnte diesen Lionel Messi jemals vergessen?

Nur Köln war schlechter

Nur der 1. FC Köln hat im höchsten europäischen Fußball-Wettbewerb als deutsche Mannschaft höher verloren als nun Bayer Leverkusen:
5. 9. 1962: FC Dundee - 1. FC Köln 8:1
7. 3. 2012: FC Barcelona - Leverkusen 7:1 (CL)
27. 2. 1962: Benfica Lissabon - Nürnberg 6:0
8. 3. 2005: Olympique Lyon - Bremen 7:2 (CL)

Lionel Messi kommt aus Argentinien, ist 24 Jahre alt und spielt in Spanien für den FC Barcelona. Viele sagen, er ist der beste Fußballspieler der Welt. Und auch wenn er nicht jeden Tag fünf Tore in einem Spiel schießt, dürfte es in seiner Karriere eher ein Punkt unter ferner liefen sein, dass er an diesem Mittwochabend im Achtelfinalrückspiel der Champions League zu gut für Bayer Leverkusen war. Mit 1:7 ging der beste Werksklub der Bundesliga im Stadion Camp Nou unter. Und Lionel Messi muss sich vorgekommen sein wie ein kleiner Junge, dem der Vater im Spielzeugladen sagt, er dürfe sich aussuchen, was er wolle, ohne dass ihn jemand dabei stört. Er solle sich einfach in anderthalb Stunden nehmen, was er kriegen kann, geht alles aufs Haus.

"Denn dann dreht er sich so komisch"

Und Lionel Messi griff zu, auf den Rasen ist er da ganz unbescheiden, steigerte sich in einen Rausch, elegant, wendig, meisterhaft, mit Toren so schön, dass einem die Worte fehlen. Und die Leverkusener? Standen dabei, sahen zu und trugen ihm die Geschenke noch hinterher. Nicht ein einziges Mal haben sie es geschafft, ihn mit unfairen Mitteln zu stoppen. Hinterher haben sie sich ob ihres körperlosen Spiels so geschämt, dass sich nach diesem desolaten und mutlosen Auftritt, anders als nach dem 1:3 im Hinspiel, niemand traute, Lionel Messi um sein Trikot zu bitten.

"Der ist kaum zu verteidigen. Man muss höllisch aufpassen, dass man nicht zu ungestüm ist, denn dann dreht er sich so komisch in einen hinein und lässt einen völlig ins Leere laufen", sagte Verteidiger Daniel Schwaab. Oder wie Lionel Messis Teamkollege Carles Puyol sagte, der verletzt zuschaute: "Er ist ein Fußballgott." Und Barças Trainer Pep Guardiola nannte Messi schlicht "ein Geschenk". Der war hinterher vor den Mikrofonen der Journalisten zurückhaltend wie stets abseits des Platzes: "Ich bin sehr zufrieden. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich fünf Tore in einem Spiel geschossen habe."

Kein schlechtes Gedächtnis, sondern einzigartig

Dass er sich nicht daran erinnern kann liegt nicht an seinem Gedächtnis, sondern daran, dass dies - zumindest in der Champions League - noch keinem Spieler vor ihm gelungen ist. Mit zwölf Toren in der laufenden Saison hat er den neun Jahre alten Rekord von Ruud van Nistelrooy und seinen eigenen Rekord aus der vorvergangenen Saison bereits jetzt eingestellt. Und es spricht viel dafür, dass der FC Barcelona in dieser Spielzeit der Königsklasse noch fünfmal antreten darf. Insgesamt hat Lionel Messi nun 49 Tore in der Champions League erzielt, nur Raúl (71), van Nistelrooy (56) und Thierry Henry (50) sind besser. Aber Lionel Messi ist ja auch erst 24 Jahre alt. Und wenn er es nicht macht wie die vier Monate ältere deutsche Biathletin Magdalena Neuner, die jüngst ihren Rücktritt erklärt hat und gerade ihre mutmaßlich letzte Weltmeisterschaft absolviert, ist es keine allzu gewagte Prognose, dass der Argentinier auf absehbare Zeit auch in dieser Rekordliste ganz oben steht.

Bis dahin und darüber hinaus werden Beobachter versuchen, Lionel Messis Spielkunst in Worte zu fassen. Die spanische Zeitung La Vanguardia" konstatierte: "Kann man den pure Schönheit noch beschreiben? Nein, man kann sie nur genießen." "Mundo Deportivo" titelt "Mamma mia, Messi!". Um sich dann in Lobeshymnen über einen "stratosphärischen Spieler" zu ergehen: Ave Messi, die Fußballgötter grüßen dich und danken dir. Deine Leistung bringt dich auf den höchsten Olymp." Das erste Tor Barcelonas beschreibt "As" so: "Zuerst war es eine Kombination von Geometrie und Mathematik von Xavi. Sein Pass erreichte die Nummer zehn. Diese nahm den Pass mit den gleichen Waffen auf. Messis Schuh erschien wie ein Handschuh. Er hat ein Geheimnis, das in der Luft versteckt ist. Er allein beherrscht es, wir genießen es."

Für Bayer Leverkusen war es ein historischer Albtraum, die höchste Niederlage der Rheinländer im Europapokal. Die sie gerne abhaken würden. Trainer Robin Dutt sagte in seiner Verzweiflung sogar: "Es wird einfach sein, das Spiel zu vergessen." Und verwies auf die Bundesliga, in der seine Mannschaft jüngst immerhin den FC Bayern geschlagen hat und in der Tabelle immerhin auf Platz fünf steht. Wenn er sich da nicht mal täuscht.

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