Last-Minute-Tor erhält Finalhoffnungen Gomez erlöst den FC Bayern
17.04.2012, 22:49 Uhr
Doppelte Erlösung kurz vor Schluss: In der 90. Minute traf Mario Gomez aus kurzer Distanz zum 2:1-Sieg seiner Bayern über Real Madrid.
(Foto: REUTERS)
Der FC Bayern fährt mit einer ordentlichen Ausgangsposition zum Halbfinal-Rückspiel bei Real Madrid. Nach dem Ausgleichs-Schock durch Özils Billardtor feiern die Bayern dank "Chancentod" Gomez doch noch einen Last-Minute-Heimsieg. Der knappe Erfolg ist verdient, aber trügerisch. Im Bernabeu reicht Real ein Tor, um Bayerns Finaltraum platzen zu lassen.
Vamos FC Bayern! Nach dem zwölften Königsklassen-Treffer von Mario Gomez beim 2:1 (1:0) gegen Real Madrid müssen die Münchner nur noch einmal über sich hinauswachsen, um sich den Traum vom Heimfinale in der Champions League zu erfüllen. Der brillant aufspielende Franck Ribéry hatte in einem hochklassigen Halbfinale in der 17. Spielminute die Führung erzielt. Der Schock kam kurz nach der Pause, als ausgerechnet der deutsche Nationalspieler Mesut Özil (53.) für die Königlichen ausgleichen konnte. Nach einer Vorlage von Philipp Lahm ließ Gomez (90.) die 66.000 begeisterten Zuschauer in der Münchner Arena aber noch ein zweites Mal jubeln und bescherte Bayern keine herausragende, aber eine passable Ausgangslage für den Rückspiel-Showdown am 25. April.
Tore: 1:0 Ribery (17.), 1:1 Özil (53.), 2:1 Gomez (90.)
München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Luiz Gustavo, Schweinsteiger (61. Thomas Müller) - Robben, Toni Kroos, Ribery - Gomez
Real: Casillas - Arbeloa, Pepe, Ramos, Coentrao - Alonso, Khedira - Di Maria (80. Granero), Özil (69. Marcelo), Ronaldo - Benzema (84. Higuain)
Referee: Webb Zuschauer: 66.000 (av.)
Schüsse: 15:13 Ecken: 6:4 Ballbesitz: 53:47
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FR7 statt CR7 - im Schaulaufen der Weltstars auf höchstem Niveau gab Ribéry im Vergleich mit dem Portugiesen Cristiano Ronaldo insgesamt den Ton an. Nachdem er sich 2010 mit einer Roten Karte im Halbfinale gegen Olympique Lyon selbst den Finaleinsatz gegen Inter Mailand (0:2) vermasselt hatte, brillierte der Franzose auf der großen Bühne und erzielte im 29. Champions-League-Spiel sein zehntes Tor. Doch in der für Real entscheidenden Szene war der insgesamt blasse Cristiano Ronaldo da und bereitete den Ausgleich durch Özil beim Münchner Sekundenschlaf vor. Gomez sorgte dann für den neunten Bayern-Sieg im zehnten Königsklassen-Heimspiel gegen die Madrilenen.
Schweinsteiger dirigiert unsicher
Für die gewünschte defensive Organisation setzte FCB-Coach Jupp Heynckes erstmals seit Bastian Schweinsteigers Schlüsselbeinbruch gegen den SSC Neapel (3:2) Anfang November in der Königsklasse wieder von Beginn an auf die "Riesen-Erfahrung" des 27-Jährigen. Der Mittelfeld-Stratege stellte in dem einstündigen Einsatz aufsteigende Form unter Beweis, ließ aber die letzte Sicherheit vermissen.
So leitete Schweinsteiger die erste Großchance von Real ein. Den Fehlpass in der siebten Minute fing der umsichtige Sami Khedira ab, Özil steckte auf den überragenden Karim Benzema durch. Den Schuss des Franzosen konnte Nationaltorwart Manuel Neuer mit seiner ersten Parade über die Latte lenken.
Özil und Benzema als Aktivposten
In der Real-Angriffsmaschine bestach neben dem immer gefährlichen Stürmer Benzema vor allem Özil mit seinen technisch brillanten Dribblings. Die Bayern zeigten sich in der Defensive bei aller Ballsicherheit des Gegners jedoch in der ersten Halbzeit aufmerksam und konzentriert.

Gomez im Zweikampf mit Real-Verteidiger Sergio Ramos. Vor seinem Tor hatte der Bayern-Stürmer viele hochkarätige Chancen vergeben.
(Foto: REUTERS)
Nach einer Viertelstunde wurden die Münchner mutiger - und der überragende Ribéry sorgte für Gefahr. Bei seinem ersten Vorstoß in den Real-Strafraum hätte sich der neunmalige Königsklassen-Sieger nicht über einen Strafstoß beschweren dürfen, da Sergio Ramos den Franzosen am Trikot zog. Howard Webb ließ jedoch weiterspielen. Der britische Schiedsrichter sorgte mit einem Gelbfestival dafür, dass sieben Bayernspieler bei einer weiteren Verwarnung im Rückspiel für das Finale am 19. Mai gesperrt wären.
Nur zwei Minuten später handelte der vom couragierten David Alaba abgeschirmte Ribéry nach einer Ecke von Toni Kroos gedankenschnell und donnerte eine verunglückte Abwehr von Ramos aus neun Metern ins Netz. Allerdings hätte das Tor nicht zählen dürfen, da Luiz Gustavo vor Real-Keeper Iker Casillas im Abseits stand und ihm dort die Sicht nahm. Uli Hoeneß war es egal. Der Bayern-Präsident sprang auf der Tribüne begeistert auf und jubelte mit einer Klatschpappe in der Hand.
Defensiv stabil, offensiv erst zaghaft
Auch die Organisation in der Verteidigung dürfte dem Bayern-Präsidenten zunächst gefallen haben. Trotz der Euphorie nach der erhofften Führung überdrehte der deutsche Rekordmeister nicht und hielt die defensive Stabilität. Real zeigte sich sichtlich beeindruckt, die wenigen Torchancen der ersten Hälfte entschärfte Neuer mit großer Sicherheit. Auf der Gegenseite zwang Mario Gomez (40.) nach einem feinen Pass von Kroos Real-Keeper Casillas von der linken Seite zu einer Glanzparade. "Die Bayern machen es sehr, sehr gut", urteilte Bundestrainer Joachim Löw im Spiel zweier Mannschaften auf "hohem Niveau. Man spürt, dass zu jeder Zeit auf beiden Seiten etwas passieren kann."
Wie vom Nationalcoach erwartet blieb die Partie auch nach der Pause hochklassig - und brachte den Schock für die Bayern. Zunächst schob Cristiano Ronaldo den Ball noch fahrlässig in die Beine von Neuer. Trotz Überzahl im eigenen Strafraum konnten die Münchner nicht klären. Nach dem Schussversuch von Benzema legte Cristiano Ronaldo auf Özil ab, der seinem früheren Schalker Teamkollegen Neuer aus kurzer Distanz keine Chance ließ.
Mit dem offensiven Wechsel von Thomas Müller für Schweinsteiger ging Heynckes auf Sieg, sein Gegenüber José Mourinho brachte hingegen für Özil den defensiveren Marcelo (69.). Nachdem Nationalstürmer Gomez zweimal per Kopf (73./86.) den Siegtreffer für Bayern verpasst hatte, sorgte er eiskalt für das 2:1 und verwandelte die Münchner Arena in ein Tollhaus.
Quelle: ntv.de, dpa