Redelings Nachspielzeit

Redelings über Ibrahimovic Als Ancelotti eine Gotteserscheinung hatte

Auch in Mailand schon ein Paar: Zlatan Ibrahimovic und Carlo Ancelotti bei Inter im Jahr 2009.

Auch in Mailand schon ein Paar: Zlatan Ibrahimovic und Carlo Ancelotti bei Inter im Jahr 2009.

(Foto: imago/Gribaudi/ImagePhoto)

Das Karriere-Aus für Ibrahimovic droht. Doch so darf einer der krassesten Spieler aller Zeiten einfach nicht aufhören. Deshalb heute hier: einige der schönsten und unterhaltsamsten Zlatan-Momente - gesammelt von unserem Kolumnisten.

Noch gibt es Hoffnung, dass der große Zlatan Ibrahimovic nach seiner Knieverletzung wieder auf den Fußballballplatz zurückkehrt. Er selbst sagt: "Eins ist sicher: Ich entscheide, wann es Zeit ist, aufzuhören, nichts anderes." Doch sollte es nicht so sein - er hätte bereits brillante Pläne für die Zeit nach seiner Karriere im Kopf: "Man kann viele Filme über mich drehen. Es ist wie bei Rambo I bis V - man kann Ibracadabra I bis X machen."

Das Selbstbewusstsein des Schweden in Diensten von Manchester United war schon immer unendlich groß: "Ich bin so perfekt, dass es mich amüsiert." Als Zlatan einmal einen kleinen Jungen traf, der ihn nicht kannte, fragte dieser den Star, ob er denn gut sei. Ibrahimovic antwortete, dass er nicht der Richtige sei, um diese Frage zu beantworten. Daraufhin wollte der Junge wissen, ob er von den gegnerischen Fans denn ausgebuht werde. Da lächelte Zlatan und antwortete: "Und wie!" Der Kleine schnalzte mit der Zunge und meinte zufrieden: "Okay. Dann bist du krass!"

"Ein Tor würde dem Spiel gut tun"

Ben Redelings ist "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und leidenschaftlicher Anhänger des VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt in Bochum und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Seine kulturellen Abende "Scudetto" sind legendär. Für n-tv.de schreibt er stets dienstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Sein Motto ist sein größter Bucherfolg: "Ein Tor würde dem Spiel gut tun".

Neben seinen Fähigkeiten auf dem Platz würden die Fußballfans bei einem vorzeitigen Karriereende des schwedischen Ausnahmekönners vor allem diese kleinen, prächtigen Geschichten und Anekdoten vermissen - und seine extravaganten wie feinsinnigen Sprüche. Als ihm in dieser Saison das 25.000 Tor der englischen Premier League gelang, sprach ihn nach Spielschluss ein Journalist auf diesen Rekord an. Ibrahimovic reagierte gewohnt gelassen ob der großen Zahl: "Echt? Ich dachte, ich alleine hätte schon 25.000 geschossen!" In Frankreich werden sie die Tage mit Zlatan nie vergessen. Damals ließ er die Journalisten bei seiner Ankunft am Flughafen wissen: "Ich kenne keinen Spieler aus der französischen Liga, doch sie alle wissen, wer ich bin." Und auch sein Trainer bei Paris Saint-Germain, Carlo Ancelotti, schüttelt noch heute den Kopf, wenn er an einen ganz besonderen Moment mit Zlatan zurückdenkt. Im Meisterschaftsfinale 2013 bemerkte der Schwede, dass sein Coach vor einer Partie gegen Olympique Lyon etwas nervös war. Ibrahimovic nahm Ancelotti deshalb zur Seite und fragte ihn: "Trainer, glauben Sie an Gott?" Ancelotti schaute seinen Spieler irritiert an, bejahte dann aber die Frage. Ibrahimovic nickte zufrieden mit dem Kopf, klopfte Ancelotti auf die Schulter und erwiderte: "Alles klar, du glaubst also an mich. Dann kannst du dich jetzt entspannen!"

"Ich scheiß drauf, was die über mich schreiben"

Doch das Selbstbewusstsein des Schweden mit bosnischen Wurzeln würden wahrscheinlich nicht alle seine Trainer und Weggefährten als "gesund" bezeichnen. Schon in der Jugend nahm er sich Kritik an seinem Spiel eher selten zu Herzen. Als ein Übungsleiter in jungen Jahren mehr Disziplin von ihm forderte, schnauzte der kleine Zlatan ihn wütend an: "Denkst du, du bist meine Mutter?" Auch bei Ajax Amsterdam legte sich Ibrahimovic mit seinem Vorgesetzten an. An die genauen Vorschläge seines Sportdirektors Louis van Gaal kann sich Zlatan nicht mehr so präzise erinnern, wohl aber daran, was er van Gaal an diesem Tag erwiderte: "Er erklärte mir mit dem Bleistift, wann ich wohin laufen sollte. Ich habe ihm gesagt: Hör mal, Meister, du hast mir gar nichts zu sagen - geh' in dein Büro und schreib Briefe!"

"Ich habe ein Niveau erreicht, wo ich die Medien nicht brauche."

"Ich habe ein Niveau erreicht, wo ich die Medien nicht brauche."

(Foto: imago/Bildbyran)

Das Verhältnis von Zlatan Ibrahimovic zur Presse kann man, vorsichtig ausgedrückt, ebenfalls als angespannt bezeichnen. Mit einigen schwedischen Reportern redete der Superstar jahrelang überhaupt nicht mehr. Aber auch mit allen anderen Journalisten ist es schwierig: "Ich scheiß drauf, was die über mich schreiben. Ich habe ein Niveau erreicht, wo ich die Medien nicht brauche. Sie brauchen mich." Als ihn einer nach einem Hattrick fragte, wie er sich denn so fühle, antwortete Ibrahimovic betont zickig: "Du redest so, als hätte ich das erste Mal in meinem Leben drei Tore in einem Spiel geschossen. Das gefällt mir nicht. Geh mir aus dem Weg. Sofort!" Und einen anderen Reporter fuhr Zlatan an: "Um Gottes Willen. Was hast du denn für ein Parfum drauf? Du riechst nicht gut. Schleich dich!"

Eine Sternstunde der Schlagfertigkeit des schwedischen Nationalspielers erlebte ein Reporter, der Zlatan unmittelbar nach Spielende fragte, woher er denn seine Kratzer im Gesicht habe. Über den Wahrheitsgehalt der Antwort soll der arme Pressemann noch heute grübeln: "Fragen Sie doch mal Ihre Frau!" Die Rückkehr in seine alte Heimat, in den Stadtteil Rosengård ("Du kriegst den Jungen aus dem Ghetto heraus, aber nicht das Ghetto aus dem Jungen"), in dem er groß geworden ist, ist für Zlatan Ibrahimovic immer eine ganz besondere Erfahrung: "Wenn ich heute mit meinen alten Freunden in einen Supermarkt gehe, dann machen die hinterher im Auto ihre Jacken auf, und es fallen lauter Sachen raus. Ich frage die dann, habt ihr sie noch alle? Ich könnte den ganzen Laden kaufen."

Nun steht für Ibrahimovic alles auf dem Spiel. Man erinnert sich an eine Szene, die sich vor knapp einem Jahr abspielte: Als in seiner letzten Partie für Paris die 89. Minute angebrochen war, Zlatan sein 38. Saisontor geschossen und Paris dreimal gewechselt hatte - da holten seine Kinder ihn vom Platz. PSG spielte in Unterzahl weiter. Die Legende ging - nach Manchester. Er sagte: "Die Leute sagen, ich sei alt geworden. Dabei wärme ich mich jetzt erst richtig auf!" Hoffentlich behält Ibrahimovic Recht. So darf die Karriere dieses unvergleichlichen Spielers einfach nicht enden.

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Quelle: ntv.de

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