Redelings Nachspielzeit

Irre Fußballer-Nebeneinkünfte Mario Götze und die Cannabis-Geschichte

Mario Götze hat die Cannabispflanze für sich entdeckt. Natürlich nur als Geschäftsfeld.

Mario Götze hat die Cannabispflanze für sich entdeckt. Natürlich nur als Geschäftsfeld.

(Foto: imago images/ActionPictures)

Fast nichts hat sich so sehr gewandelt wie die finanzielle Situation der Fußballprofis. Wo sie früher schauen mussten, wie es nach der Laufbahn beruflich weitergeht, können sich heutige Stars so manch kurioses finanzielles Abenteuer als lukrative Nebeneinkunft - oder einfach nur zum Spaß - leisten.

Islands Nationalmannschaftskapitän Aron Gunnarsson sitzt in einem hölzernen Bottich randvoll gefüllt mit warmen Bier und lässt es sich dabei mit einem Glas kaltem Gerstensaft in der Hand gutgehen. Das Foto von diesem Wellness-Trip stellte Gunnarsson höchstpersönlich in die sozialen Netzwerke - aus Eigeninteresse. Denn der Isländer ist beteiligt an einem sogenannten "Bier Spa" in seiner Heimat. Sein Investment in diese Luxuseinrichtung rund um Hopfen und Malz ist Gunnarssons moderne Variante der Zukunftssicherung von Profifußballern.

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Noch vor fünfzig Jahren hätte man über solch verrückte Ideen nicht einmal müde lächeln können. Damals setzten die Profis komplett auf Zapfen und Zocken. Mit Tankstellen, Kneipen und Lotto-Toto-Buden versuchten die Fußballstars ihre Ersparnisse in eine aktive Lebensrente zu verwandeln. Das führte mitunter zu herrlichen Anekdoten. Als der Schalker Spieler "World-Cup-Willi" Schulz 1965 zum HSV wechseln wollte, traf das die eingefleischten S04-Anhänger bis ins Mark. Doch schnell wurde aus Verzweiflung Wut. Als die Königsblauen merkten, dass sie Schulz nicht mehr umstimmen konnten, zogen sie zu Hunderten nach Wattenscheid. Dort hatte ihr ehemaliger Lieblingsspieler eine Kneipe. Doch statt in seiner Bar das Bier zu kaufen, deckten sich die Schalker vorher bei einer Trinkhalle direkt gegenüber ein. Und was machte Willi Schulz? Der lächelte - und zählte Geld. Denn, wie erklärte er Jahre später einmal: "Dat wa mich doch egal. Die Trinkhalle gehörte doch auch mir."

Legendär ist immer noch das Bild vom schnieken "Boss" Helmut Rahn am Zapfhahn seiner eigenen Tankstelle in Essen. Neben dem zweiteiligen Blaumann, der heutzutage wohl so manchem Konfirmanden zur Ehre gereichen würde, und den schwarzen Lackschuhen stach besonders die golden verzierte Kapitänsmütze ins Auge. Piekfein rüsselte Rahn 1956 den Schlauch mit dem edlen Fanal-Ruhröl in den beigen Opel Rekord und strahlte dabei mit der hellen Wintersonne um die Wette.

Doch nicht alle Projekte zur Sicherung von lukrativen Nebeneinkünften und der eigenen Existenz liefen gut. Der große Stan Libuda hatte am Schalker Markt die Lotto-Toto-Annahmestelle von Ernst Kuzorra übernommen. Doch die Sache war für den legendären Außenstürmer der Königsblauen am Ende eine Nummer zu groß - und er musste den Laden wieder abgeben.

Neuer türkischer Nationalcoach machte in Kultur

In den 90er-Jahren entwickelten die Fußballprofis schließlich immer neue Ideen für die Zeit nach ihrer aktiven Spieler-Laufbahn. Der frisch gekürte türkische Nationaltrainer Stefan Kuntz gründete damals eine Kulturmanagement GmbH und übernahm mit dieser gleich ein ganzes Kulturzentrum mit Restaurant in Kaiserslautern. Eine gewaltige Aufgabe, die er jedoch mit einigen Festangestellten zu lösen glaubte. Dass er selbst dem Fußball nach seiner aktiven Zeit auf dem Feld erhalten bleiben würde, hat Kuntz damals jedenfalls wohl noch nicht geahnt: "Du musst die Verbindungen, die du als Profi hast, nutzen. Denn nach deiner Karriere sind die Türen zu." Es sollte anders kommen. Wohl nicht zum Schaden von Kuntz' weiterer Lebensplanung.

Frankfurts damaliger Keeper Uli Stein ließ sich im Herbst 1993 aus Werbezwecken inmitten eines bunten Meeres aus Blumen fotografieren. Seine spezielle Idee damals: Der "Uli-Stein-Blumen-Service". Per telefonischem Auftrag konnten Kunden für besondere Anlässe Blumen-Dekorationen und Sträuße beim Fußballstar ordern. Ein durchaus pfiffiger Plan, der jedoch im krassen Gegensatz zu Steins Image als knallhartem und durchaus auch aggressivem Hund stand. Doch warum eigentlich nicht? Schließlich meinte Stein zu den Gründen für seine außergewöhnliche Geschäftsidee: "Ich liebe Blumen!" Leider ist nicht überliefert, wie lange der ehemalige Nationaltorhüter seine Firma betrieb.

Süle betreibt eine Kneipe - wie in alten Zeiten

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Mittlerweile haben sich die Zeiten allerdings komplett gewandelt. Dass ein (ehemaliger) Profi noch selbst hinterm Tresen steht und zapft, ist nahezu ausgeschlossen. Auch ein Lukas Podolski wird man in seinen Eis- und Döner-Läden eher nicht hinter der Theke antreffen. Die Fußballspieler von heute investieren ihr Geld lieber in zukunftsträchtige Unternehmen - ohne sich dabei "die eigenen Hände schmutzig zu machen". So wie beispielsweise der WM-Final-Torschütze von 2014, Mario Götze, der zusammen mit anderen Prominenten eine bis vor Kurzem noch tabuisierte Pflanze als berauschendes wie lukratives Geschäftsfeld für sich entdeckt hat: Cannabis. Doch um gleich allen argwöhnischen Kommentaren den Wind aus den Segeln zu nehmen: Im Moment wird noch nicht das gesamte Potenzial der Cannabispflanze für die Produkte der Firma genutzt, sondern nur das Cannabidiol, ohne den berühmt-berüchtigten Wirkstoff THC. Dennoch verspricht das finanzielle Engagement von Mario Götze mehr als nur eine kleine, zukünftige Nebeneinkunft zu werden. Es ist die große, weite Welt der Finanzwirtschaft, die heutzutage von den meisten Fußballprofis beackert wird.

Da ist es aus sentimentalen Gründen fast schon beruhigend zu sehen, dass Nationalspieler Niklas Süle in diesem Punkt eine nostalgische Rolle rückwärts gemacht hat - wenn auch aller Voraussicht nach nicht unbedingt aus finanztechnischen Erwägungen. Zusammen mit seinem Bruder Fabian hat er in seiner Heimat eine Kneipe aufgemacht - das "Forty Five", benannt nach seiner Rückennummer in Hoffenheimer Zeiten. Die Bar in Mörfelden-Walldorf kennen die beiden Brüder schon länger. Nun wollen sie dort in Zukunft noch viele "besondere Momente miteinander erleben". Vielleicht laden sie ja auch mal Aron Gunnarsson und Willi Schulz auf ein Bier ein. Oder die vielen anderen Fußballer, die in den letzten Jahrzehnten den Traum von der eigenen Geschäftsidee lebten - einfach deshalb, weil sie nach ihrer aktiven Karriere noch für ihre Zukunft arbeiten gehen mussten.

Quelle: ntv.de

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