Football's going home Three Lions werden verspottet
20.06.2014, 23:34 Uhr
"Er war ein guter Kapitän, aber es wird Zeit, aufzuhören", legt der Telegraph Steven Gerrard ans Herz.
(Foto: imago/Colorsport)
"Gedemütigt, vernichtet und beerdigt": England, das Mutterland des Fußballs, ist schon nach dem zweiten WM-Spiel gescheitert - und muss nun ganz stark sein, denn Medien und Fans sparen nicht mit Hohn und Spott.
Die englische Fußball-Nationalmannschaft ist bei der WM in Brasilien erstmals seit 56 Jahren in der Vorrunde gescheitert. Blamiert und gedemütigt ist das Mutterland des Fußballs endgültig ein bedauerlicher Pflegefall. Medien und Fans gossen nach dem 1:2 (0:1) geg en Uruguay Hohn und Spott über die Mannschaft von Roy Hodgson aus, der Teammanager bekam jedoch eine Jobgarantie vom englischen Verband.
"Blamiert von einem Spieler, der vor einem Monat noch im Rollstuhl saß", schrieb der "Telegraph" unter Verweis auf den zweifachen Torschützen Luis Suárez (39./85.) und ergänzte: "Gedemütigt, vernichtet und beerdigt - ein hoffnungsloser Fall." Der "Independent" lästerte: "In den vergangenen Jahren war Englands Untergang immer eine zähe Angelegenheit. Diesmal wird er wenigstens kurz und knackig."
Ein Reporter der BBC twitterte einen "Trost für alle Fans: England kann wenigstens nicht im Elfmeterschießen ausscheiden." Und Ex-Nationalspieler Gary Lineker spottete mit Blick auf den ebenfalls gescheiterten Weltmeister: "Wir sind fast so schlecht wie Spanien." Nachdem die Italiener beim 0:1 gegen Costa Rica die Schützenhilfe verweigert hatten, hielt Lineker das in Anlehnung an Monty Pythons "Leben des Brian" für "mal wieder typisch. Haben die Römer je etwas für uns getan?" Und er stellte fest: "Das ganze Ding mit den niedrigen Erwartungen hilft nichts. Ausscheiden fühlt sich trotzdem Scheiße an."
"Oh, Mr. Roy."
Dem stolzen Teammanager Roy Hodgson schien das alles zu viel, und so schloss er einen Rücktritt schon vor dem sicheren WM-Scheitern nicht mehr aus. "Ich habe nicht das Bedürfnis, zurückzutreten, nein", sagte der 66-Jährige: "Allerdings: Wenn der Verband glaubt, dass ich nicht mehr der Richtige bin für den Job ...". Die "Daily Mail" sah eine "schlampige, eingeschüchterte und verängstigte Mannschaft" und fällte deshalb das Urteil: "Netter Kerl, falscher Mann."
Der Guardian schrieb nur: "Oh, Mr. Roy." Das sehen die entscheidenden Personen aber anders. "Wir sind alle enttäuscht. Aber wir wollen, dass Roy bleibt und weitermacht", sagte FA-Präsident Greg Dyke dem TV-Sender "Sky Sports News". "Wir sehen keinen Sinn darin, Roy zu entlassen. Er hat einen guten Job gemacht. Und wir sehen viel Positives, obwohl wir gegen zwei Mannschaften aus den Top-8 der Weltrangliste verloren haben." Der "Daily Mirror" nahm auch das zum Anlass für Spott: "Greg sagt, wir können 2022 Weltmeister werden. Also ist ja alles gut."
Am Ende nutzte es auch nichts, dass Rooney im zehnten WM-Spiel nach drei vergebenen Großchancen - darunter einem Lattenkopfball aus einem Meter - doch noch aus drei Metern das leere Tor traf (75.). Immerhin: "Roo", der wieder auf seiner bevorzugten Position im Zentrum spielen durfte, stand nach der neuerlichen Niederlage nicht mehr im Mittelpunkt der Kritik. Dorthin rückte ausgerechnet Steven Gerrard, über Jahre hinweg die personifizierte englische Fußball-Leidenschaft.
"Gespielt wie eine Schülermannschaft"
"Gerrard war die größte Enttäuschung", urteilte der "Mirror" über den 34-Jährigen. "Er war ein guter Kapitän, aber es wird Zeit, aufzuhören", ergänzte der "Telegraph": "Sein Fehler vor dem 1:2 wird das Ende einer Ära markieren. Es wird Zeit für die nächste Generation."
Vor allem die Abwehr um die Innenverteidiger Gary Cahill (28) und Phil Jagielka (31) ist nicht WM-tauglich, aber Besseres hat das Land nicht zu bieten. "Die Defensive ist beängstigend, das war aber schon vor dem Turnier zu befürchten", sagte Lineker: "Teilweise haben wir verteidigt wie eine Schülermannschaft." Torhüter Joe Hart genießt bei den Gegnern so wenig Respekt, dass Suárez fast jeden Eckball aufs kurze Eck zirkelten - weil sie die Hoffnung auf einen Fehler Harts wohl für größer hielt als auf ein Vollstrecken eines Mitspielers. Das alles zeigt, dass die Three Lions 2014 vor allem eines sind: bedauernswert.
Quelle: ntv.de, Holger Schmidt, sid