Ziege über die DFB-Elf "Diese Leichtigkeit war beeindruckend"
17.06.2014, 17:14 UhrDie Nationalmannschaft fährt mit dem 4:0 Erfolg gegen Portugal ihren ersten Gruppensieg ein und bereitet Fußballdeutschland mehr als nur Freude. Im Interview spricht der Europameister von 1996 Christian Ziege über den erfolgreichen Start des Teams. Der WM-Experte von n-tv schätzt außerdem die Verletzung von Mats Hummels ein und erklärt, wie Cristiano Ronaldo der portugiesischen Mannschaft schadet.
n-tv.de: Wir alle konnten ein schönes Spiel sehen. Hat Sie dieses lockere 4:0 überrascht?
Christian Ziege: Überrascht ist vielleicht zu viel gesagt. Aber die Leichtigkeit, mit der die Mannschaft in die Partie gegangen ist, war beeindruckend. Und das, obwohl Portugal kein leichter Gegner war. Ich hatte wirklich ganz großen Spaß beim Zuschauen.
Thomas Müller hat mit seiner Leistung alle überzeugt. Mit drei Toren im ersten Spiel ist er auf einem guten Weg. Bei der letzten WM wurde er Torschützenkönig. Liegen ihm die großen Turniere?
Es scheint ihm wirklich Spaß zu machen, bei solchen großen Turnieren mitzuspielen. Er hat in den entscheidenden Momenten am schnellsten reagiert und alles richtig gemacht. Schon im ersten Spiel hat er einmal mehr bewiesen, wie wichtig er für diese Mannschaft ist.
Einen kurzen Schockmoment gab es allerdings: Mats Hummels musste ausgewechselt werden. Nach dem Spiel humpelte er. Muss man sich ihrer Meinung nach Sorgen machen?
Wir müssen jetzt einfach abwarten. Sollte es nur ein Schlag auf den Oberschenkel oder eine leichte Zerrung sein, bekommt das die medizinische Abteilung der Nationalmannschaft sicher schnell wieder hin. Sollte es aber ein Risiko geben, wird Joachim Löw gegen Ghana mit personellen Umstellungen reagieren. Ich bin sicher, dass er das auch schon theoretisch durchgespielt hat. Mats Hummels ist sehr wichtig für das Team und natürlich wäre es gut, wenn er weiterhin spielen könnte.
Reden wir über die Taktik. Es wurde im Vorfeld viel über Cristiano Ronaldo gesprochen. Die Mannschaft schaffte es ihn auszuschalten. Ist das ein taktisches Meisterstück gewesen?
Die Portugiesen haben gestern gezeigt, wo ihr Problem liegt. Sie haben sich zu sehr auf das Können von Ronaldo verlassen. In der ersten Halbzeit gab es ein gutes Beispiel dafür: Nani hat die Möglichkeit eins gegen eins zu spielen, achtet allerdings nur darauf, wo er Ronaldo anspielen kann. Wenn Ronaldo dann nicht funktioniert, hat die ganze Mannschaft ein Problem. Im Fußball ist es generell nicht gut, von einem Schlüsselspieler abhängig zu sein.
Blicken wir auf unseren nächsten Gegner. Gegen Ghana geht es weiter. Was können wir am Samstag erwarten?
Nach der Niederlage gegen die USA steht Ghana jetzt mit dem Rücken zur Wand. Für sie heißt es am Samstag alles oder nichts. Ich glaube, dass es unangenehm werden kann. Unser Team wird sich auch auf harte Zweikämpfe, die am Rande des Erlaubten sein werden, einstellen. Wenn es aber gelingt, weiterhin das umzusetzen, was sie beim 4:0 gestern gezeigt haben, mache ich mir wenig Sorgen. Mit so einer Leistung wird man auch ein kämpferisches Ghana schlagen. Sollte es dann in der zweiten Partie zwischen Portugal und den USA keinen Sieger geben, wäre das Achtelfinale sicher.
Quelle: ntv.de