An der Seitenlinie Brian Klinsmann am Kreuz
14.04.2009, 17:02 Uhr Nun hat auch die Bundesliga ihren Karikaturenstreit. Und vielleicht ist es den Bayern ja ganz recht, mal über etwas anderes zu sprechen als über Fußball. Eine immer noch linke Zeitung, die "taz", hatte am Karsamstag Jürgen Klinsmann, den Trainer des FC Bayern München, in einer Fotomontage ans Kreuz genagelt.
Daneben stand: "Always look on the bright side of life"- ein Zitat aus dem Schlusslied des Monthy-Python-Film Das Leben des Brian. Einer Kommödie, in der es darum geht, wie einer damit umgeht, ganz gegen seinen Willen für den Messias gehalten zu werden. Ein ziemlich lustiger Film übrigens.
Kreuzbrave Analyse
In der "taz" war das Ganze die provozierende Ankündigung für eine kreuzbrave Analyse auf der dritten Seite. Da stand, was überall steht: Jürgen Klinsmann ist gescheitert, trägt aber nicht alleine die Verantwortung dafür, dass die Bayern schlechter sind als zum Beispiel der FC Barcelona.
Der FC Bayern München hat dann auch nicht auf den Text, sondern auf das Bild reagiert. Und zumindest Pressesprecher Markus Hörwick war wenig amüsiert. Während Klinsmann im Interview mit der "Zeit" sagte: " Ich nehme das so hin und weiß, welche Freude und welche Ehre es ist, Trainer beim FC Bayern zu sein, mit all seinen positiven, aber auch negativen Momenten", fuhr Hörwick schwereres Geschütz auf: " Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir gegen die vielleicht schlimmste Entgleisung, die es je in den deutschen Medien gegeben hat, rechtlich vorgehen werden." Inzwischen hat auch Klinsmann angekündigt, die "taz" auf Schadenersatz und Unterlassung zu verklagen.
Schlimme Entgleisung?
Schlimme Entgleisung? Na ja. Die Leser hätten sich darüber aufregen können, dass der Inhalt nicht das hielt, was die Verpackung versprach - normalerweise ein beliebtes Stilmittel der Boulevardzeitungen. Die "taz" spricht, wie stets in solchen und ähnlichen Fällen, von Satire und davon, dass sie darstellen wollte, "wie Klinsmann in der Öffentlichkeit vom Heilsbringer zum Buhmann und Nichtskönner degradiert wurde".
Und das ist ihr gelungen. Weil es in der Tat so etwas wie eine mediale Kreuzigung ist, die Jürgen Klinsmann erleiden muss. Eine Kreuzigung, der seine Chefs ? Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer - schweigend beiwohnen, anstatt ihm zur Hilfe zu eilen. Der Vorstandsvorsitzende Rummenigge blickt dabei bisweilen so grimmig, als habe er Hammer und Nagel schon in der Tasche. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kommentiert: "Die Häme und Maßlosigkeit, mit denen Klinsmanns Arbeit in den letzten Tagen weithin kommentiert werden, ist beispiellos." Darin sind "taz" und "Faz" sich einig. Und das ist keine Satire.
Ach ja. Im Leben des Brian geht es um die hohe Kunst, gute Miene zu einem bösen Spiel zu machen. Jürgen Klinsmann konnte das bisher ganz gut. Und die "taz" ist da beileibe nicht sein größtes Problem.
Stefan Giannakoulis, Sportredakteur bei n-tv.de, schreibt immer zu Wochenbeginn das auf, was ihm im Sport ein wenig komisch vorkommt.
Quelle: ntv.de