Kolumnen

Die Gegner tragen Pappnasen Der FC Bayern in der Krise

Ein Kommentar von
Stefan Giannakoulis

Es ist schlecht bestellt um den FC Bayern München und seinen Trainer Jürgen Klinsmann. So schlecht, dass sich die Frage stellt: Was macht Friedhelm Funkel am Samstag? Wechselt er sich selbst ein? Lässt er seine Spieler mit roten Pappnasen auflaufen? Täte er das – er könnte sich in illustrer Gesellschaft wähnen.

Friedhelm Funkel trainiert Eintracht Frankfurt, und die spielt am Samstag in der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern München. Der steckt so tief in der Krise, dass die Gegner längst damit begonnen haben, sich über ihn lustig zu machen. Trainer Felix Magath wechselte beim 5:1 seines VfL Wolfsburg ohne Not den Torwart aus. Sein Kollege Josep Guardiola vom FC Barcelona schickte seine Mannschaft im Viertelfinale nach der Pause beim Stand von 4:0 offensichtlich mit der Anweisung auf den Rasen, das Ganze ab sofort als Trainingseinheit anzusehen. Und Rafael Marquez holte sich schnell noch eine Gelbe Karte ab, damit er im unbedeutenden Rückspiel fehlt – und nicht etwa im Halbfinale. Da könnte ja ein richtiger Gegner warten.

Funkels Sinn für Höflichkeit

Jürgen Klinsmann und der FC Bayern müssen nicht nur die Champions League abschreiben. Sie sind nicht nur im DFB-Pokal gescheitert. Selbst, dass sie in der Bundesliga nur auf Platz vier stehen, ist nicht ihr größtes Problem. Das Problem ist, dass die Gegner keinen Respekt mehr vor dem FC Bayern haben.

Das ist nicht das, was die Bayernbosse wollten, als sie im Sommer Jürgen Klinsmann holten. Und es wird wohl nur an Friedhelm Funkels Sinn für Höflichkeit scheitern, dass die Frankfurter sich am Samstag tatsächlich Pappnasen aufsetzen. Aber um sich lächerlich zu machen, benötigen die Bayern fast keinen Gegner mehr. Das erledigen sie selbst ganz gut.

Dafür trägt Jürgen Klinsmann die Verantwortung. Nicht alleine, aber zu einem großen Teil. Er war angetreten, den FC Bayern in die internationale Spitze zu führen, sprach von einem Projekt und davon, jeden Spieler ein wenig besser machen zu wollen. Wer am Mittwoch gesehen hat, wie – nur ein Beispiel - die Außenverteidiger Christian Lell und Massimo Oddo über den Rasen des Camp Nou irrten, weiß, dass Jürgen Klinsmann das in den vergangenen neun Monaten nicht ansatzweise geschafft hat.

Hilfloser Aktionismus

Er hat die Spieler nicht besser gemacht – und es ist ihm nicht gelungen, eine Mannschaft zu formen, die den Ansprüchen des FC Bayern genügt. Wie hilflos der Trainer-Novize mittlerweile sein muss, zeigt, dass auch er den Torwart gewechselt hat. Vor dem Spiel in Barcelona beförderte er Hans-Jörg Butt und setzte Michael Rensing auf die Bank. Vielleicht wollte er damit ein Zeichen setzen. Was hat er damit erreicht? Nichts. Hilfloser Aktionismus.

Das weiß er, das wissen seine Chefs. Und deswegen werden sie Jürgen Klinsmann entlassen, spätestens nach der Saison. Damit ist aber nicht nur der Trainer gescheitert. Auch Manager Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie alles richtig gemacht haben. Die Antwort ist: nein. Sie haben den Kader zusammengestellt, nicht Jürgen Klinsmann. Und dieser Kader ist einfach nicht gut genug. Butt, Oddo, Breno und Lell – das sind keine Spieler, die die Qualität haben, die es braucht, um in Barcelona zu bestehen. Oder in Wolfsburg. Auch darüber müssen sie in München nachdenken.

Quelle: ntv.de

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