Kolumnen

Kommentar Der Ruf steht auf dem Spiel

Von Stefan Giannakoulis

Felix Magath ist Fußballlehrer. Das lässt vermuten, dass er weiß, wovon er spricht, wenn er über Fußball redet. Der Trainer des VfL Wolfsburg hat zur Niederlage der deutschen Nationalmannschaft zwei bemerkenswerte Dinge gesagt. "Das war ein Scheiß-Spiel." Und: "Es war nicht wichtig."

Felix Magath hat Recht. Und auch wieder nicht. Der Auftritt der Spieler von Joachim Löw war in der Tat schlicht und ergreifend schlecht. Und es war ein Freundschaftsspiel, die Niederlage lässt sich also verschmerzen. Was zählt, sind die Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Zur Erinnerung: Nach vier von zehn Spielen führt Deutschland die Tabelle der Gruppe vier an. Also alles im Lot? Nein, ist es nicht.

Das weiß auch der Bundestrainer – und zeigte sich nach dem Spiel in seiner Kritik deutlich stärker als seine Mannschaft auf dem Spielfeld: Tempospiel, Spiel ohne Ball, schnelles Umschalten nach Ballgewinn - das alles hatte er vermisst. Wir auch.

Dabei geht es nicht nur um ein sehr langweiliges und damit sehr ärgerliches Spiel. Oder die – letztlich etwas hysterisch anmutende - Sorge, die deutschen Fußballer könnten nun gar gegen Liechtenstein verlieren. Und noch ist es lange nicht so weit, wie ein Zuschauer in der Düsseldorfer Arena am Mittwochabend vermutete: "Die spielen ja so, als wäre Erich Ribbeck wieder Trainer."

Längst ist die Stimmung gekippt

Es geht darum, dass Deutschlands beliebteste und meist beobachtete Mannschaft auf einem guten Weg ist, ihren Ruf zu verspielen. Es geht darum, dass die große Begeisterung der Menschen, bei der Weltmeisterschaft 2006 durch das vielzitierte Mysterium Sommermärchen entfacht, langsam und sicher abflaut. Längst brechen die Zuschauer nicht mehr in Jubelstürme aus, nur weil die deutsche Nationalmannschaft spielt. Sie muss bitteschön auch gut spielen. Oder zumindest leidenschaftlich.

Das hat sie nicht getan. Nicht im letzten Spiel des vergangen Jahres beim 1:2 gegen England in Berlin, als das Publikum auf den Rängen des Olympiastadions murrte und die Stimmung mau war. Und nicht im ersten Spiel des Jahres 2009, als die enttäuschten Zuschauer die Mannschaft mit Pfiffen verabschiedeten und auch sonst wenig Anlass sahen, so etwas wie Stimmung im nicht ausverkauften Stadion aufkommen zu lassen.

Warum auch? Felix Magath hat ja Recht. "Das war ein Scheiß-Spiel." Aber wichtig ist es schon, dass das sich so schnell nicht wiederholt. Darum muss sich Joachim Löw kümmern. Die richtigen Spieler hat der Bundestrainer ausgesucht. Bessere gibt es in Deutschland nicht. Er muss ihnen nur klarmachen, worum es geht. Auch und gerade in Spielen, die in aller Freundschaft zu Testzwecken ausgetragen werden.

Sonst holen sie am Ende wirklich noch Erich Ribbeck zurück. Und das will nun wirklich niemand.

 

Stefan Giannakoulis ist Sportredakteur bei n-tv.de.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen