Die Macht der Moneten Die Wolfsburger Titelkäufer
23.05.2009, 19:07 UhrMan muss am Ende dieser Bundesliga-Saison leider ein bisschen Romantik zerstören, findet Malte Buhse. Denn mit dem VfL Wolfsburg habe das schnöde Geld gewonnen - mal wieder.
Man muss am Ende dieser Bundesliga-Saison leider ein bisschen Romantik zerstören. Das schnöde Geld hat mal wieder gewonnen. Nicht wie sonst das große bayrische Geld, aber das neue Geld in Wolfsburger Kassen. Trotzdem ist der VfL Wolfsburg ein verdienter Meister, denn er hat in der Rückrunde den schönsten Fußball gespielt. Und damit gezeigt, wie man Geld sinnvoll ausgibt.
Die Wolfsburger Meistermannschaft war nicht, wie von Fußball-Romantikern oft gewünscht, als Kollektiv ein Star, sondern lebte von brillanten Einzelkönnern. Und die bewiesen, dass Geld eben doch Tore schießt. Streng genommen sind es vier Spieler, die die Meisterschaft nach Wolfsburg geholt haben. Edin Dzeko, Grafite, Zvjezdan Misimovic und Josué kosteten den VfL rund 15 Millionen Euro Ablöse und hätten die Meisterschaft wohl in eine andere Stadt geholt, wenn Hauptsponsor Volkswagen den VfL nicht üppig mit Geld ausgestattet hätte. Viel wichtiger war jedoch, dass der VfL mit Felix Magath jemanden hatte, der weiß wie man Geld gut anlegt. Vor allem der Bosnier Edin Dzeko, vorher in der tschechischen Liga aktiv und nun mit 26 Toren zweitbester Torschütze der Saison, ist Ergebnis des geschulten Magathschen Talentblicks.
Über einen guten Talentblick verfügt eigentlich auch Uli Hoeneß, doch er ließ sich wie die gesamte Vereinsspitze des FC Bayern von Jürgen Klinsmann blenden. Der Vorstand vertraute Klinsmanns Leitsatz, jeden Spieler jeden Tag besser zu machen und stellte daraufhin ernst gemeinte Transferaktivitäten ein. Das Geld floss in ein Leistungszentrum und Klinsmanns umfangreichen Trainerstab. Klinsmann ist ein begabter Überzeuger, der sogar sich selbst von obskuren Ansichten überzeugen kann. Zu glauben, man könne mittelklassige Akteure wie Christian Lell, Andreas Ottl oder Massimo Oddo von Tag zu Tag so weit verbessern, dass am Ende eine Meistermannschaft oder gar ein Champions League-Titelkandidat heraus kommt, ist naiv. Gleichzeitig hochtalentierte Kräfte wie Marcell Jansen und Lukas Podolski wegzuschicken oder auf die Bank zu setzen, sogar grob fahrlässig.
Vor allem seit der Kampf um die Meisterschaft durch das Aufstreben von Wolfsburg, Berlin, Hamburg und Stuttgart deutlich anspruchsvoller geworden ist, als er es in den Zeiten von Zweikämpfen mit Bremen oder Schalke war. Um wieder zu alter Dominanz zu kommen, müssen die Bayern auch Spieler kaufen, die nicht mehr besser gemacht werden müssen. Dank des Sieges gegen den VfB Stuttgart können dafür wenigstens die Millionen aus der Champions-League verplant werden.

Bayern-Manager Uli Hoeneß (r.) verabschiedet Lukas Podolski (l.) und Trainer Jupp Heynkes.
(Foto: dpa)
Investitionsbereit ist nun auch Werder Bremen. Erstens weil der zehnte Tabellenplatz nicht das ist, was man sich in Bremen unter einer erfolgreichen Saison vorstellt. Und zweitens weil die Kasse durch den Verkauf von Superstar Diego gut gefüllt werden wird. Erlöse im zweistelligen Millionenbereich stehen im Raum. Trotzdem ist der Diego-Deal kein Grund zur Freude, denn es handelt sich beim Brasilianer um das Herz der Bremer Mannschaft. Einen derart kompletten Spieler wie Diego schnell zu ersetzen, ist unmöglich. Mesut Özil kann zwar ähnlich gute Pässe spielen, ist vor dem Tor aber noch viel zu harmlos. Auf den Gladbacher Marko Marin, der mit den Bremern in Verbindung gebracht wird, trifft das Gleiche zu. Und das Diego-Loch im Mittelfeld ist nicht der einzige Ort, an dem Transferbedarf besteht. Die abschließende 1:5-Niederlage gegen Wolfsburg machte deutlich, dass Bremen selbst mit Diego den Spitzenteams nicht gewachsen ist. Um das zu ändern, müssen sie nun in der Sommerpause dem Geld das Toreschießen beibringen.
Quelle: ntv.de