Kolumnen

Kommentar Hertha? Bayern? Wolfsburg!

Tja, und wer wird nun Deutscher Meister? Das können wir natürlich auch nicht sagen. Schon gar nicht neun Spiele vor dem Ende der Saison. Wäre ja auch langweilig. Schließlich gehen die Menschen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Soll Sepp Herberger gesagt haben. Und er hat, wie immer, Recht.

Dennoch wagen wir eine Prognose. Und da es zu langweilig wäre, den FC Bayern München zu nennen, sagen wir: Der VfL Wolfsburg schafft es. Das klingt, zugegeben, gewöhnungsbedürftig. Ist aber nicht unbegründet und hat wenig damit zu tun, dass Spitzenreiter Hertha BSC am Samstag nicht nur mit 0:2 beim VfB Stuttgart verlor, sondern dabei erstaunlich – oder, je nach Standpunkt des Betrachters, erschreckend – lethargisch und mutlos auftrat. Die Berliner waren so schlecht, dass ihr Kapitän Arne Friedrich sagte: "So etwas dürfen wir uns nicht noch einmal leisten, sonst verlieren wir auch noch die restlichen neun Spiele."

Die Wolfsburg-These hat auch nichts damit zu tun, dass die Bayern gegen Karlsruhe eher lustlos mit 1:0 gewannen, dabei spielten wie Hertha, viel Glück hatten und wenig meisterlich wirkten. Und dennoch punkt- und torgleich mit den Wolfsburgern einen Zähler hinter Hertha auf Platz zwei der Tabelle stehen. Kapitän Mark van Bommel hatte dann auch für das schlechte Spiel "keine Erklärung, aber ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Manchmal ist das eine Ausrede, um das nicht erklären zu müssen".

Gut, schön, konstant und effektiv

Der Grund, warum die Wolfsburger das Zeug haben, den Titel zu gewinnen, liegt in der Stärke der Wolfsburger selbst. Sie spielen nicht nur gut und häufig schönen Fußball. Sie sind auch bewundernswert konstant erfolgreich und furchtbar effektiv. Das 3:0 in Bielefeld hat das gezeigt. Es war der siebte Sieg hintereinander. Zählt man nur die acht Spiele der Rückrunde zusammen, ist der VfL schon Erster. Die Wolfsburger haben die meisten Tore geschossen, nämlich 18, und die wenigsten kassiert, nämlich sechs. Sie haben mit Grafite und Edin Dzeko das beste Angreiferduo der Liga, zusammengerechnet schossen sie 31 Mal den Ball in des Gegners Tor. Und sie fühlen sich pudelwohl in der Rolle des Außenseiters und pflegen dieses Image. Wir? Meister? Niemals!

Das alles spricht dafür, dass das so weiter geht mit der Wolfsburger Erfolgsgeschichte. Da wir aber auch nicht wissen, wie die Spiele ausgehen, blicken wir aufs Restprogramm. Das bringt im Hinblick auf die Vorhersage der Ergebnisse ebenso viel wie die Kaffeesatzleserei. Nämlich – pardon liebe Kaffeesatzleser – gar nichts. Die Wolfsburger haben noch fünf Heimspiele auf dem Plan, viermal müssen sie auswärts antreten. Die Bayern auch.

Und in zwei Wochen kommen die Bayern

Dennoch gibt es ein interessantes Detail. In zwei Wochen, nach der Länderspielpause, trifft der VfL Wolfsburg am 4. April auf – den FC Bayern. Vier Tage bevor die Münchner nach Barcelona fliegen, um dort im Viertelfinale der Champions League zu spielen. Das muss nichts heißen, kann aber. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Wolfsburger in dieser Spielzeit zu Hause bis auf eine Partie alle Spiele gewonnen haben. Nur am dritten Spieltag gab es ein 2:2 gegen Frankfurt.

Tja, und wer wird nun Deutscher Meister? Einigen wir uns darauf, dass es spannend wird. Und am Ende der VfL Wolfsburg ganz vorne steht. Alles andere wäre langweilig.

Stefan Giannakoulis ist Sportredakteur bei n-tv.de.

Quelle: ntv.de

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