An der Seitenlinie In Bochum tanzt der Puls
10.08.2009, 12:06 UhrJosip Simunic hat ein Tor geschossen. Oder genauer: geköpft. Alle haben es gesehen, die meisten der 30.000 Zuschauer am Samstagabend in der Rhein-Neckar-Arena, die Spieler und die vielen Fußballfreunde vor den Fernsehern – nur Schiedsrichter Babak Rafati nicht. Und deshalb stand es in der Bundesligapartie zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München nach elf Minuten weiter 0:0. Und nicht 1:0 für Hoffenheim.

Aberwitzige Aufholjagd: Die Bochumer Stanislav Sestak, rechts, und Mimoun Azaouagh feiern das 3:3.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Das ist ärgerlich, vor allem für Simunic und seine Mannschaft. Noch ärgerlicher aber ist, dass jetzt wieder die Grundsatzdiskussion darüber losgeht, ob die Schiedsrichter nicht doch Unterstützung bekommen sollten – von einer Torkamera oder einem Chip im Ball, die ihnen zweifelsfrei signalisieren sollen, ob der Ball hinter der Torlinie war. Oder eben nicht. Die, die sich damit auskennen, sagen, das sei technisch kein Problem.
Ist doch prima. Dann sollen sie es halt einführen – und sei es nur, um diese freudlose Debatte zu beenden. Denn sie verschleiert, worum es eigentlich geht. Abgesehen davon, dass Rafati und seiner Kollegen auch ohne Hilfsmittel hätten sehen können, dass der Ball drin war, fielen in dem Spiel noch zwei weitere Tore. Ivica Olic schoss das 1.0 für die Bayern – und stand dabei im Abseits (Abseitskamera?). Chinedu Obasi glich für Hoffenheim zum 1:1 aus, ein Ergebnis, mit dem letztlich alle Beteiligten zufrieden sein konnten.
Worum es wirklich geht
Worum es beim Fußball wirklich geht, haben die 30.000 Menschen gesehen, die am Sonntag im Bochumer Ruhrstadion waren, die Spieler und die vielen Fußballfreunde vor den Fernsehern. Sie alle wurden einmal wieder daran erinnert, dass die Mannschaft, die 1:0 führt, nicht immer gewinnt. Und bisweilen nicht einmal, wenn sie mit einem 3:0-Vorsprung in die Pause geht. Auch in Mönchengladbach wissen sie das jetzt.
Die Bochumer starteten in der zweiten Halbzeit nach einer grandios schlechten ersten Hälfte eine aberwitzige Aufholjagd und erzielten drei wunderschöne Tore. 3:3 stand es am Ende dieses spektakulären Spiels - ein Ergebnis, mit dem letztlich alle Beteiligten zufrieden sein konnten. Und ein Fest, an das sich alle, die es gesehen haben, lange erinnern werden. "Das war ein Spiel, bei dem der Puls Tango getanzt hat", sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl hinterher. Das ist es, was den Fußball ausmacht. Das ist es, warum die Menschen hingehen. Das ist es, worüber sie reden wollen. Wen kümmert da schon die Torkamera?
Quelle: ntv.de